Angespannt atmete ich aus "Wir sind hier eingesperrt, oder?".

Irgendwie hatte ich noch einen Funken Hoffnung, dass er nein sagen würde. Dass er noch irgendeinen Weg aus Sektor B kannte, den ich nicht kannte.

Doch mit nur einem einzigen Satz zerstörte er meine Hoffnung "Ja, aus diesem Sektor kommen wir nicht mehr raus".

Geräuschvoll atmete ich aus "Und jetzt?".

Alex trat einen Schritt auf mich zu und packte mich an den Schultern "Bleib auf jeden Fall nah bei mir. Handle nicht unüberlegt und im Ernstfall immer rennen. Du bist verdammt schnell und klein. Wenn mir irgendetwas passieren sollte, guck das du hier weg kommst. Und ab jetzt tust du ohne zu hinterfragen das, was ich dir sage, okay?".
Leicht verängstigt nickte ich und flüsterte "Versprochen".

Er nickte zufrieden und ernst, bevor er sagte "Ab jetzt schleichen und keinen Lärm machen. Wir wollen ja nicht auf uns aufmerksam machen".
Ich nickte und folgte ihm geräuschlos aus dem Gang mit dem Netz.

"Wo sind all die anderen Menschen, die hier wohnen?" wollte ich nach einigen Minuten absoluter Stille wissen.
"Entweder sie sind Arbeiten, konnten rechtzeitig fliehen oder haben sich in ihren Zimmern eingeschlossen, nehme ich an. Nur wer lebensmüde ist, traut sich in so einer Situation auf die Gänge" antwortete er und runzelte die Stirn.
"Warum hast du mich dann raus auf die Gänge gebracht?" wollte ich als nächstens wissen.

Darauf erklärte er "Ich bin nicht so der Typ, der sich im Zimmer einschließt und wartet, bis er gerettet wird. Ich rette mich selber. Es bestand schließlich noch die Hoffnug, dass wir es raus schaffen. Außerdem bist du wohl die wertvollste Person in der Bärenhöhle. Dich in Sicherheit zu bringen ist höchste Priorität". B

ei diesen Worten spürte ich wieder den Druck, der auf mir lastete. Und gewissermaßen fühlte ich mich für den Einbruch in die Bärenhöhe verantwortlich. Wenn diese Leute von der Regierung nur wegen mir hier her gekommen sind, habe ich alle Rebellen, ihr Hauptquartier und die Existenz aller Freiheitskämpfer in Gefahr gebracht. Allein durch meine Anwesenheit! Und natürlich Alex, der beschützerisch vorauslief und meinen Körper bestmöglich mit seinem abdeckte.

"Wird irgendjemand kommen um uns aus diesem Sektor zu befreien?" hauchte ich.
"Sie arbeiten bestimmt schon an einem Plan" meinte Alex darauf überzeugt.

Jedoch klag es so, als würde er mit dieser Aussage auch sich selbst überzeugen wollen. Na super.

Mein Schlechter Zustand von gestern Nacht war wie weggewischt und ich fühlte mich so wach und fit wie schon lange nicht mehr. Das lag aber wohl eher an dem ganzen Adrenalin, dass von meinem viel zu schnell schlagenden Herzen durch meinen Körper gepumpt wurde.

Die Stimmung war unerträglich. Es lag so eine Spannung in der Luft. Dieses unerträgliche Gefühl, dass jeden Moment etwas passieren muss, es passiert aber einfach nichts. Meine Sinne waren zum zerreißen gespannt und bei jedem kleinsten Geräusch unserer Kleidung zuckte ich zusammen. Bei jeder Bewegung aus dem Augenwinkeln fuhr ich herum, nur um festzustellen, dass es unsere Schatten waren.

Und am meisten störte mich, dass es Alex ähnlich ging.

Ich meine, er war deutlich erfahrener als ich und wirkte fast genauso nervös und angespannt wie ich. Allerdings konnte er das besser überspielen als ich und schien auch einigermaßen einen klaren Kopf zu behalten.

Immerhin erkannte ich nach einigen Runden, dass er wohl ein System hatte, mit welchem er wählte, welchen Gang wir entlang gingen und welchen nicht. Und wir blieben immer in Bewegung. Auch irgendwelche Zimmertüren rührte Alex kein einziges mal an. Wahrscheinlich, weil wir dann in einer Sackgasse wären und man müsste nur die Tür versperren, um uns einzusperren.

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