Kapitel #016

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Eigentlich wollte ich ja auch nicht dafür sorgen, dass sie wieder eingesperrt wird... Ein bisschen ein schlechtes Gewissen hätte ich ja schon, wenn das wirklich der Fall sein sollte.

Aber ich mache ja auch nur meinen Job.

Außerdem würde das verhindern, dass ich jeden Abend in meinem Bett liege und bei dem Gedanken, dass sie gerade bei Dennis im Bett liegt und weiß Gott was machte, sterbe.

Dennis hatte ich damals ja ganz gut leiden können, aber seit Lucy da ist...

Klar, ich will ihm ja nicht seine Freundin ausspannen... Aber der Gedanke, dass er sie küssen darf, sie berühren darf, sie umarmen darf... das brachte mich um den Verstand.

So egoistisch es klang, ich wollte sie abends im Arm halten, vor Albträumen und perversen Kerlen beschützen.

Oh man, meine Gedanken drifteten schon wieder in eine völlig falsche Richtung...

"War das gut?" riss mich da Lucy's Stimme aus meinen Gedanken.
"Ähm... ja... schon ganz gut. Gleich nochmal" sagte ich noch leicht verwirrt und überrumpelt.

Also machte sie sich seufzend an eine weitere Runde durch den Parcours.

>Lucy<

Ich hatte einen Plan. Einen für meine Verhältnisse sehr guten, muss man sagen.

Wenn ich nach dem abschließen des Speisesaals nicht mehr rein kam, muss ich davor einfach drinnen bleiben. Okay, dafür brauch ich nur noch ein geeignetes Versteck, aber das wird schon zu finden sein.

Also kam ich schon zum Abendessen später als sonst und aß langsam mein Käsebrot.

Währenddessen ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen... und blieb an Alex' braunen Augen hängen. Er starrte mich förmlich an. Verdammt, wie soll ich mich unter den wachsamen Augen meines Trainers irgendwo unauffällig verstecken?

Angespannt, und trotzdem so unauffällig wie möglich, schaute ich mich nach einer Möglichkeit um, seinem Blick zu entfliehen.

Da sah ich meine Chance: an der Geschirr Abgabe stand eine lange Schlange, ein durcheinander von Menschen.

Jetzt beeilte ich mich, mein Brot auf zu essen und lief dann möglichst gelassen zur Geschirr Abgabe. Dabei spürte ich Alex bohrenden Blick deutlich in meinem Rücken.

Erst stellte ich mich ganz hinten an, schob mich dann jedoch langsam nach vorne und brachte so immer mehr Leute zwischen Alex und mich. Da ich ja auch nicht die Größte war, dürfte er mich bald nicht mehr sehen.

Noch einmal versicherte ich mich mit einem Blick, ob mein Trainer mich noch sieht, stellte jedoch erleichtert fest, dass das nicht der Fall war.

Dann dukte ich mich schnell und schlüpfte durch die Schwingtür in die Küche. Der Junge, der das Geschirr annahm, war dank der vielen Menschen so beschäftigt, dass er von mir gar keine Notiz nahm.
Schnell schaute ich mich nach einem Versteck um.

Die Küche war überraschend groß. Neben einer Kochinsel, die einen Herd, Arbeitsplatten und Waschbecken umfasste, stand an den Wänden noch ein großer Geschirrspüler und ein paar Regale mit Lebensmitteln und Gewürzen. Außerdem war in der Wand gegenüber eine Tür zum Tiefkühllager.

Perfekt!

Leise schlich ich um die Kücheninsel, drückte die Tür zum Lager auf trat ein. Es war eiskalt, aber darauf konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen.

Mit einem leisen klicken schloss sich die Tür hinter mir.

Ich kauerte auf dem Boden neben der Tür, die Arme um meine angewinkelten Beine geschlungen. Mein Atem bildete kleine Wölkchen, mein ganzer Körper zitterte.

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