Vertauschte Rollen

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„Das ist alles, was du zu sagen hast, Satan?" 

Der Angesprochene hielt inne, drehte sich zu mir um und bei meinen folgenden Worten verengten sich seine Augen. „Wie kannst du Jisung jetzt nur allein lassen? Nach allem, was er für dich getan hat, willst du einfach gehen und ihn in dieser Situation sich selbst überlassen?"

Er sah so aus, als wollte er bereits eine verbissene Antwort geben, aber meine Wut staute sich in diesem Moment höher und ich unterbrach ihn quasi noch bevor das erste Wort seine Lippen verließ.

„Ich habe dich von Anfang an für exzentrisch und extrem kaltherzig gehalten... zwischenzeitlich dachte ich, du hättest dich geändert, aber nun sehe ich es. Du willst Jisung nicht einmal jetzt zur Seite stehen. Du bist es absolut nicht wert. Du hast ihn nicht verdient."

Nun glühten die roten Augen vor Zorn und wäre ich nicht so aufgebracht, hätte ich vermutlich die Angst verspürt, die mir bereits bei unserer ersten Begegnung den Rücken hinaufgekrochen war. Dennoch musste ich es loswerden. Ich liebte Jisung wie einen Bruder und es brach mein Herz, dass in dieser schrecklich verzwickten Situation das Wesen, das er am meisten liebte, nicht mal den Anstand besaß, ihm zu helfen. Der Teufel wollte gehen, ohne zu wissen, was mit Ji passierte oder ob es ihm gut ging.

Vermutlich war ich auch extrem frustriert von mir selbst und verurteilte meine eigene Machtlosigkeit. Weder Minho noch ich hatten Jisung helfen können, obwohl wir ihm am nächsten standen. Und gerade nachdem der Teufel gleich nach meinem Bericht heute zugesagt hatte, denn Himmel anzugreifen, hatte ich mehr erwartet.

„Du bist anmaßend... Naphil", fauchte Minho und seine Augen glühten dunkelrot. Kurz presste er seine Lippen zu einer schmalen Linie und sein Blick zuckte zu Jisung, bevor er zurück zu mir blickte. „Was soll ich deiner Meinung nach tun? Ich konnte nicht verhindern, was passiert ist und ich kann keinen Einfluss darauf nehmen, zu was Jisung jetzt wird." 

Ein humorloses, ersticktes Lachen drang an mein Ohr. „Wenn er dann überhaupt noch Jisung ist." Die Verbitterung war deutlich aus seiner Stimme und seiner Mimik zu lesen. „Gott hat das, was er wollte, erreicht. Er hat zwei wahre Gegensätze aneinander gekettet. Aber ich bin nicht gewillt, dieses Spiel länger mitzuspielen."

Seine Miene verdüsterte sich. „Also werde ich das tun, was das Beste für alle ist. Ich werde gehen... in die Hölle, da wo ich hingehöre und er wird das Schicksal erfüllen, was ihm zugeteilt wurde."

Ein ungläubiger Laut kam aus meinem Mund. „Das kannst du nicht ernst meinen!"

„Doch kann ich sehr wohl", zischte der Teufel und wandte sich an Changbin. „Ich werde jetzt gehen, du kannst selbst entscheiden, ob du mir noch folgst oder du einen anderen Weg einschlagen wirst."

Wieder stellte ich mich schützend vor Jisung, doch das schien nicht nötig zu sein, denn als Minho sich schon abwandte und diesmal endgültig verschwand, wandte sich Changbin nun an mich und musterte mich einige Sekunden lang.

„Wirst du mit mir kommen?", fragte er emotionslos und ich sah in seinen Augen, dass er die Antwort bereits kannte.

Tränen stiegen mir in die Augen und ich schüttelte leicht den Kopf. „Bitte~ Binnie... stell mich nicht vor diese Wahl", flehte ich leise und versuchte, seinen Blick zu erwidern. Es gab so vieles zwischen uns, was nicht gesagt war aber so dringend gesagt werden musste. Auch Changbins Blick glitt von meinen Augen zu meinem Bauch und wieder zurück zu meinen Augen.

„Entweder du kommst mit oder nicht."

Die Tränen rannen über meine Wangen und ich schluchzte leise. „Ich kann nicht... Er braucht mich. Er war für mich da und ich werde ihn nicht alleinlassen."

Lucifer nickte verstehend und drehte sich dann wortlos um, bevor er ebenso wie Satan verschwand. Und ich, ich sank auf den Boden und weinte haltlos.

Wie hatte es nur so weit kommen können?


Man weiß selten, was Glück ist, aber man weiß meistens was Glück war. – Françoise Sagan

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Oh man, ich hoffe, ihr zerfetzt mich nach diesen zwei Kapiteln heute nicht. Aber es gehört zur Story dazu, die ich mir erdacht habe und egal wie grausam es im ersten Moment erscheint, es werden auch wieder Lichtblicke kommen, das verspreche ich euch. Wir sind noch nicht am Ende der Story und wie es das Zitat unter dem letzten Hyunin Kapitel gesagt hat: Ohne zu leiden kann es keine Erlösung geben. Also seid euch sicher, dass auch für euch eine Erlösung kommt... jeden Freitag ein Stückchen mehr. 

Den Song zu diesem Kapitel bekomme ich absolut nicht mehr aus meinem Kopf. Ich weiß, ich sage das oft, aber er passt so gut zu dem, was ich bei diesem Kapitel mir zu Minho und Jisung gedacht habe und wie schwer es ist, neue Perspektiven/ Rollen anzunehmen. Veränderungen können hart sein und dennoch können sie helfen, sich in andere Personen hineinzufühlen. 

I love you Stay. 💖

Dancing with Demons 2. TeilWhere stories live. Discover now