Die Krieger Gottes

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Der dritte Engel, der sich durch einen Sprung zur Seite hatte retten können, stieß einen glockenhellen Schrei aus und wirbelte herum, um nach Hyunjins silbernen Augen zu stechen. Doch ebenso schnell riss der Drache den Kopf nach oben und brachte seine empfindlichen Augen aus der Reichweite des Himmelswesens. Als dieses indes nicht aufhörte, den Leviathan zu attackieren, hielt ich meinen Moment für gekommen, hob die Lanze an und stach dann in einer fließenden Bewegung durch den unteren Rückenbereich nach oben. Ich zielte nicht zu genau, war mir aber sicher, dass ich die Lunge so treffen würde. Tatsächlich sanken die schneeweißen Flügel nun schlaff herab und es folgten keine weiteren Attacken.

„Ich soll dich zu Changbin begleiten." Die Stimme von Hyunjin ertönte in meinem Kopf und einen Moment später peitschte sein langer geschuppter Schwanz über den Boden und fegte zwei nahende Engel hinweg. Zwar konnten sie mithilfe ihrer Flügel den Absturz verhindern, dennoch hatte der Treffer ihnen sicher Schaden zugefügt. Rasch heilte ich einen Teil meiner tieferen Verletzung und sah mich anschließend nach Changbin um.

„Er hat eine Vermutung, wo wir Gott finden."

Ich wischte das Blut von meiner Hand an mein Shirt und blickte hinauf in die silbernen Augen, die keine Sekunde die Umgebung vernachlässigten.

„Dann lass uns keine Zeit verschwenden", rief ich dem Leviathan zu und rannte auf den Hügel zu, auf dem ich die schwarzen Flügel und das aufblitzende Schwert erkannte.

Bevor ich nahe genug war, um meinem Gefährten selbst zu helfen, wurde alles vor mir in ein infernales Feuer gehüllt. Dann sah ich den zweiten Drachen, dessen rotglühende Nüstern sich blähten. Einer der brennenden Engel versuchte, Minho zu überraschen. Er wankte aus den Flammen und hob seine Hände. Das hervorbrechende weiße Licht blendete sogar mich, doch es schien auch verletzen zu können, denn es riss tiefe Wunden in einen der klauenbewährten Vorderläufe des roten Drachen. Dieser fauchte erbost und antwortete mit einem weiteren Flammenstrahl aus seinem gigantischen Maul.

Changbin blickte sich hastig um und flog die wenigen Meter zu uns, bevor er nach meiner Hand griff und hinab zu meiner blutverklebten Kleidung sah. „Ist alles in Ordnung? Kannst du noch kämpfen?"

Da für mich das Aufgeben, bevor wir Jisung nicht gefunden hatten, nicht in Frage kam, nickte ich und stützte mich kurz an ihm ab. „Ich schaffe das. Sobald ich einen ruhigen Moment habe, heile ich alles."

Changbin lächelte etwa schief. „Ich befürchte, diese Zeit wird dir erstmal nicht bleiben." Er fasste um meine Oberarme und befahl mir dann. „Halte dich gut fest. Ich werde uns jetzt zum Garten Eden bringen. Sicher hat sich Gott dorthin mit den wichtigsten Getreuen zurückgezogen."

Ich tat was er mir sagte aber fragte laut über den Kampfeslärm hinweg. „Wieso bist du dir da so sicher?"

Noch einmal scannte Changbin die Umgebung mit seinen weißen Augen. „Weil keiner der Erzengel hier ist. Nicht einmal Raffael... Sicher hat Gott ihnen befohlen, den Garten zu verteidigen."

„Dort wird er sich auch nicht verstecken können", fauchte Minho. Gleich darauf erhob er sich in die Lüfte und als wäre seine Erscheinung nicht genug, um die Engel in Schrecken zu versetzen, zog er eine flammende Schneise quer über das Schlachtfeld.

Nun erhob sich auch Changbin mit mir in die Lüfte und trug mich mehr, als das ich fliegen musste. Als ich mich umsah, konnte ich in nicht allzu großer Entfernung ein großes Tor sehen und dahinter lag tatsächlich ein blühender Garten und ein großer Baum stand in der Mitte – ganz so, wie man ihn sich im Paradies vorstellen würde.

Ehe wir unser Ziel erreichen konnten, schossen auf einmal helle Lichtblitze auf uns zu. Ein wahrer Regen aus Pfeilen hagelte auf uns nieder und eisige Splitter flogen schneller, als der Wind uns mit den Flügeln trug. Hätten wir Minho nicht gehabt, während wir wohl nicht so glimpflich davongekommen. Der Drache brüllte wütend und richtete sich in der Luft zu voller Größe auf. Seine geschuppte Haut und die Flammenstöße fingen die meisten der Geschosse ab, nur seine Flügel erlitten einige Treffer. Hastig löste sich Changbin von mir und ich flatterte rasch mit den Flügeln.

„Du solltest dich im Hintergrund halten... mit den Erzengeln kann man nicht verhandeln", knurrte Changbin und seine Augen glänzten Weiß und voller Verachtung. „Such deinen Vater. Sag ihm, er muss sich überlegen, ob er sterben will oder flieht."

Doch offenbar wollte Michael nicht so lange warten, bis ich ihn fand. Denn plötzlich ertönte seine Stimme laut über die Ebene vor dem Garten und seine strahlende Erscheinung stieg zwischen den Fronten der verbleibenden drei Erzengel und uns auf. Als ich Richtung Boden blickte, erkannte ich außerdem Chan und Hyunjin. 

Mich fröstelte ein wenig, weil sich das hier anfühlte, wie ein Kampf der Stärksten... auf jeden der vier Erzengel kam ein Dämon.

Und dann war da noch ich, das Wesen zwischen den Fronten.

„Haltet ein!", rief Michael nun. Er breitete seine gigantischen Schwingen aus und sah für einen Moment zu mir, bevor er sich an Satan wandte. „Ich weiß, weshalb du hier bist Satan." Sein Blick schweifte flüchtig zu seinen Brüdern und seine nächsten Worte überraschten selbst mich.

„Aber ich werde heute nicht dein Gegner sein, noch werde ich mich dir in den Weg stellen."

„Du wirst nicht sterben. Du bist ein Engel, und Engel sterben nicht."  – Anna Gavalda

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Ich finde es unglaublich interessant, dass einige von euch Felix Vater absolut nicht zu mögen scheinen. Dabei habe ich versucht, ihn als einen sehr gefestigten und unveränderlichen Charakter zu beschreiben. In meinen Augen wollte Michael immer nur das Beste für seinen Sohn erreichen, ihn beschützten, und natürlich ist er dafür auch über Leichen gegangen, aber er ist eben nur ein Vater, der sein Kind mit allen erdenklichen Maßnahmen vor dem Grauen beschützen wollte, was er selbst aus dem Himmel kennt. Aber schreibt mir gern, wenn ihr das anders seht, ich denke immer gern darüber nach, wie unterschiedlich verschiedene Handlungen und Worte auf euch wirken und was ihr interpretiert und schlussfolgert. 

I love you all. 💖

Dancing with Demons 2. TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt