Konfrontation

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Wie betäubt reagierte mein Körper seit dem Vorfall auf Ryan. Während ich in jener Nacht stundenlang unter der heißen Dusche stand und kein Auge zugetan hatte, kam Ryan am nächsten Morgen frischer denn je mit einem großen Strauß roter Rosen und Kuchen aus dem Lux nach Hause.

»Es tut mir leid, wie ich gestern reagiert habe. Es ist nur: Holly und ich haben vielleicht nicht das beste Verhältnis zu einander und es hat mich überrascht sie in so einer privaten Umgebung ,wie meiner Wohnung, vorzufinden«, sagte er liebevoll und drückte mir sanft einen Kuss auf den Scheitel. »Das nächste Mal kannst du mich vielleicht vorwarnen.«

Er kehrte an die Küchenzeile zurück und holte zwei Teller raus. »Aber ich habe eingesehen, dass es falsch war, so gegen deine beste Freundin zuschießen. Ich werde alles wieder gerade rücken und habe sie zu einem Essen bei uns zuhause eingeladen.«

War das gerade sein Ernst? Hatte er jetzt etwa Schuldgefühle wegen seines Seitensprungs oder weshalb wollte er jetzt sogar ein gutes Verhältnis zu Holly pflegen?!

Ich kaufte ihn sein Gutgerede der Situation nicht ab und stand mit verschränkten Armen an der Kücheninsel.
»Wenn du meinst«, gab ich von mir, wobei ich eher müde als wütend klang.

Er kam auf mich zu und hob sanft mein Kinn an, um mir in die Augen sehen zu können.
»Ich verstehe, wenn du enttäuscht von mir bist, aber, Lexi, bitte strafe mich nicht für meine Engstirnigkeit...«

Engstirnigkeit?! Dass ich nicht lachte!
Ryan, es ist nicht deine Engstirnigkeit, es ist deine beschissene Treulosigkeit, wofür ich dich strafe!, dachte ich, traute mich aber nicht es auszusprechen. Stattdessen nickte ich matt, sagte: »Es tut mir leid.« und ließ mir einen sanften Kuss aufdrücken.
»Ich wusste, dass du mich verstehst«, hauchte er und küsste mich noch einmal sanft.

Wie ich ihn in dieser Situation hasste!
Er wagte es nicht nur, mich so zu belügen, er verursachte bei mir auch noch Machtlosigkeit! Ich war seinem Charme ausgesetzt und selbst in dieser Situation, wo ich wusste, was er mir antat, konnte ich ihn nicht mit seinen Taten konfrontieren und dafür sorgen, dass er sich dafür Verantwortete!

Auch wenn ich noch wütend war, konnte ich meine nach wie vor starke Liebe zu ihm nicht leugnen.
Die Art und Weise wie er Dinge tat, sein respektvoller Umgang mit anderen Menschen und dass er sich um die kümmerte, die Hilfe brauchten, ließen mich auch nach allem, was passiert war, immer noch weich werden.

                                    ***

Er hatte mich zu einem Spaziergang im Central Park überredet, wo wir auf einen weinenden kleinen Jungen trafen, der Ryan nicht lange zögern ließ.

Er löste seine Hand aus meiner und beugte sich zu dem kleinen Kind runter, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein.
»Hallo, ich bin Ryan und das ist meine wunderschöne Frau Lexi«, stellte er uns dem Kleinen vor. »Und wie heißt du?«

Mit zitternder Stimme brachte er zwischen den Schluchzern ein eingeschüchtertes »Aaron« hervor, woraufhin Ryan lächelte.
»Was ein schöner Name! Deine Eltern sind bestimmt sehr tolle Leute, weil sonst hätten sie ihren Sohn nicht so einen tollen Namen gegeben, nicht wahr?«

Ryans Worte wirkten Wunder bei dem verängstigten Jungen mit den blauen Shorts und den süßen braunen Haaren.
Der kleine Aaron wischte sich schon nach kurzer Zeit die Tränen an seinem Ärmel ab und beruhigte sich.

»Wo sind denn überhaupt deine Eltern?« Langsam tastete sich Ryan an den Jungen heran, welcher mittlerweile nicht mehr weinte.

»Mein Dad ist auf seiner Arbeit und meine Ma kann ich nicht mehr finden«, gestand er und hatte Mühe nicht wieder zu weinen.
»Ist schon okay«, beruhigte Ryan ihn wieder und legte seine große Hand auf die zierliche Schulter des Kindes.

I never thoughtWhere stories live. Discover now