❀ T W E N T Y T W O ❀

Začít od začátku
                                    

Kaum waren wir aus dem Parkhaus raus fing es an zu schneien. Na toll, aber immerhin ist es nicht mehr November, das steigert die Chance auf weißes Weihnachten dieses Jahr. Wann ich das wohl das letzte Mal erlebt habe, weiße Weihnachten...? Wahrscheinlich früher in Winslow, das war nun aber auch schon Jahre her. Sonst hatte es immer nur geregnet, was mich für englische Verhältnisse auch nicht wirklich wunderte.

„Ist es komisch, wenn ich sage, dass ich den Adventbeginn jedes Jahr aufs neue vergesse?" Fragte mich David, als wir durch das typische Straßengetummel einer Großstadt fuhren. Überall hingen Lichterketten, an jedem Laden, in jeder Straße. Wo ist bloß die Zeit hin...?
„Nein, ich habs auch vergessen," antwortete ich. „Ich glaube, je älter man wird, desto weniger denkt man über solche Sachen nach. Man hat viel zu tun, lebt sein eigenes Leben, da wird Weihnachten halt auch ein Tag wie jeder andere..."
Die Vorstellung davon, dass die kindliche Erscheinung der Welt überhaupt nicht der Realität entspricht und es irgendwann egal ist, ob morgen Weihnachten oder Ostern oder sogar der eigene Geburtstag ist, machte mich traurig. Früher konnte man sich noch über sowas freuen, da waren es diese Tage, auf die man wochenlang hingefiebert hat, aber heute, heute ist das alles irgendwie... egal.

„Du hast recht. Schon komisch, wie die Zeit vergeht... Gestern saß man noch zuhause und konnte kaum schlafen vor lauter Aufregung und heute wird man vom Handy dran erinnert, dass vorgestern der erste Advent war."
Was das anging hatte David recht, würde mir nicht direkt das Datum ins Gesicht springen, wenn ich aufs Handy schaue, dann wäre es überhaupt kein Thema für mich. Was das gestern betraf nicht. In meinem Fall war es eher vorgestern, das letzte Weihnachtsfest mit meiner Familie lag schon über fünfzehn Jahre zurück und im Heim haben wir nie wirklich gefeiert. Zumindest hat es sich nicht so angefühlt, wäre auch ein bisschen doppelmoralisch ein Familienfest zu zelebrieren, wenn man umgeben von Kindern ist, die alle auch keine Familie mehr haben...

Durch den Verkehr dauerte es etwas länger, bis wir bei meiner Arbeit ankamen, aber ich war trotzdem noch gut in der Zeit.
„Danke fürs fahren, aber das hättest du wirklich nicht machen müssen..." Bedankte ich mich bei David, der das bloß abwinkte. „Kein Problem, ich hätte ja sowieso fahren müssen... außerdem ist es arschkalt und ich habe dich hier gestern schließlich weg entführt..." Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, dagegen konnte ich nichts einwenden.
„Du hast recht, Dankeschön." Ich schnappte meine Handtasche aus dem Fußraum und war gerade im Inbegriff auszusteigen, da hielt er mich zurück.

„Warte kurz!"
Ich drehte mich zurück zu David. „Sehen wir uns nachher wieder?" Das hoffnungsvolle Funkeln in seinen leuchtenden Augen brachte mich zum schmunzeln. Von mir aus könnten wir jeden Tag gemeinsam verbringen...
„Tja, sag du es mir." Ohne auf meine Gegenfrage einzugehen, bitte er mich ihm mein Handy zu geben, was ich natürlich tat. Er speicherte sich als Kontakt ein, schickte sich von meinem Handy aus eine Nachricht, damit er auch meine Nummer hatte. Ich hatte bis eben noch nie darüber nachgedacht, dass wir noch gar nicht unsere Nummern ausgetauscht hatten, aber irgendwie war es auch gar nicht schlimm...

„Ich bin wahrscheinlich erst etwas später zuhause, unter der Fußmatte liegt ein Schlüssel. Ich sage jemandem Bescheid, dass er dich hier abholen soll."
Er gab mir mein Handy zurück, auf dem Display war eine Nachricht von ihm, die seine Adresse beinhaltete.
„Nein, alles gut."
Ich wollte nicht, dass er irgendwelche Umstände meinetwegen hat.
„Das ist kein Problem, wirklich."
Ich schüttelte ablehnend den Kopf. „Ich bin selber groß, David. Aber danke, wirklich." Ein Lächeln sollte meine Aussage unterstreichen. Mein Leben lang war ich alleine klargekommen, da werde ich es wohl auch weiterhin schaffen, selbstständig von A nach B zu kommen...

Schlussendlich gab sich der dunkelhaarige geschlagen. Wahrscheinlich wusste er, dass er mich nicht umstimmen kann. Also verabschiedeten wir uns auf nachher, danach trennten sich unsere Wege. Ich ging zur Teamsitzung ins Galaõ und er tat was auch immer er vorhatte zu tun, ich wusste nicht was das war, aber es war auch egal. Ich freute mich einfach nur darauf ihn nachher wieder zu sehen...

Wie immer, war die Teamsitzung ziemlich langweilig und ging daher so gut wie ganz an mir vorbei. Umso glücklicher war ich, als Sam am Ende vorschlug noch was trinken zu gehen. Heute war zwar kein Tag der mich in irgendeiner Weise frustrierte, sodass ich das Gefühl hatte Alkohol zu brauchen, um wieder glücklich zu sein, aber ich war schon lange nicht mehr mit meinen Kollegen weg, von daher wurde es mal wieder höchste Zeit...

Der gebürtige Amerikaner suchte uns eine Bar, die sogar relativ in der Nähe von David's Apartment lag, was für mich ja nur gut war, dann müsste ich nachher nicht mehr so weit laufen... Jasmin, eine andere Aushilfe und Perry, ein etwas größerer junger Mann, der aussah wie das Schema eines Surferboys, kamen auch noch mit. Zu viert setzten wir uns an den Tisch, den Sam uns auf dem Weg reserviert hatte. Dann dauerte es nicht lang, bis der Kellner unsere Bestellungen aufnahm und mit diesen zurückkehrte.

Der Mojito hier schmeckte mindestens genauso gut wie der bei uns, kostete dafür aber drei Dollar weniger. Und er beinhaltete mindestens das Doppelte an Alkohol. Deshalb war das hier wahrscheinlich auch ein Geheimtipp von Sam... Nach zwei Stück war ich jedenfalls schon so gut versorgt, dass ich es dabei belassen musste, ich wollte schließlich nicht völlig betrunken bei David aufkreuzen. Und zum anderen hatte ich auch gar keine Lust auf Kopfschmerzen, die Woche hatte ja immerhin erst begonnen...

Gegen zehn machte ich mich schließlich auf den Weg, die anderen blieben noch. Ich gab die Adresse von David in mein Handy ein und lief dann los.

Mittlerweile schneite es nicht mehr, aber der Winter war trotzdem zu spüren. Die Kälte kroch ohne Probleme unter meine Winterjacke und den Hoodie, der vorhin so gut nach David gerochen hatte. Und dann, ganz plötzlich, während ich alleine vor mich hin schlenderte, kam mir ein Gedanke: Es war schon irgendwie komisch, wie sich mein Leben in den letzten Monaten geändert hatte. Angefangen damit, dass ich David hier nach fünf Monaten wiedergetroffen habe und ich gerade auf dem Weg zu seinem Apartment bin, bis dahin, dass ich keine Ahnung habe, wie lange ich das alles noch schaffe. Dieses Leben hier so zu führen, ein Leben, welches auf Lügen, Halbwahrheiten und Geheimnissen aufbaut. Ich liebe meine Freunde, das tue ich wirklich, aber sie haben das nicht verdient. Ich habe sie nicht verdient... Und ich meine es wirklich, wenn ich sage, dass-

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich plötzlich etwas an meinem Arm spürte. Ich wollte ihn wegziehen, aber ich war zu langsam. Eine Kraft, die mich zur Seite zog. Ich war zu schwach, zu überrumpelt und dann war es zu spät.

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Oh oh... Cliffhanger :/
Schreibt gerne in die Kommentare, was ihr denkt, was jetzt passiert!!

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Man sieht sich im nächsten Kapitel, lieb euch <33

Promised Love - the stranger in my bed | LH FFKde žijí příběhy. Začni objevovat