❀ T W E N T Y O N E ❀

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„Wie geht's dir? Was war das gestern Nacht?" Wollte ich vorsichtig von ihm wissen. Das Lächeln verschwand von seinen Lippen und er legte eine etwas festere Mimik auf.
„Keine Ahnung, kann mich nicht erinnern... Aber ist ja auch egal, oder?"
Ich glaubte nicht, dass es egal war. Die Angst in seinen Augen sagte mir, dass es nicht egal war. Aber ich hatte natürlich keine Ahnung, also nickte ich nur zustimmend.

„Hast du Hunger? Ich könnte uns bestimmt was schönes zaubern..." Sofort wurden seine Gesichtszüge weicher und das Strahlen in seinen Augen kehrte zurück. Es war so unglaublich umwerfend, wunderschön und hell, es erwärmte mir das Herz.
„Hm, also wenn du mich schon so fragst, wird es wohl ziemlich schwer nein zu sagen..." Ich grinste, er grinste. Dann stieß er mich zur Seite und beugte sich über mich. Alles passierte so schnell, dass ich gar nicht reagieren konnte, als seine Hand unter das T-Shirt glitt, welches er mir zum schlafen gegeben hat, und seine Lippen meinen Hals fanden. Er drückte eine Reihe süßer Küsse auf meine empfindliche Haut, meine Hände fuhren in seinen Nacken, bevor er sich wieder löste und mir in die Augen sah.
„Hast du irgendeinen besonderen Wunsch was das Frühstück angeht?"
Ich schüttelte den Kopf und küsste ihn dann nochmal. „Ist egal, mach, was dir in den Sinn kommt..."

David nahm sich dieser Herausforderung an und stand auf. Ich blieb noch kurz liegen und ließ die vergangenen Stunden Revue passieren. Und während meine Gedanken ihren Lauf nahmen, warf ich einen Blick in den Raum, den ich nun das erste Mal bei Tageslicht sah. David hatte tatsächlich recht mit den Spiegeln, die waren mir vorher und heute Nacht gar nicht aufgefallen. Aber was noch beeindruckender war, war der Ausblick. Ich staunte als sich hinter der riesigen Fensterfront auf der linken Seite des Bettes die Skyline NewYorks abbildete.

Wo um Himmels Willen waren wir hier? Ich stand auf, um die Aussicht noch etwas näher genießen zu können. Wir waren definitiv nicht mehr in Bronx, viel mehr direkt im Zentrum der Stadt und es war wunderschön. Der Ausblick auf das glitzernde Wasser und Long Island war atemberaubend. Wo hat er mich hingebracht?

Mit genau dieser Frage wollte ich ihn suchen gehen. Nun stand ich in einem Flur, ich ging diesen entlang, ohne zu wissen, wo ich überhaupt hinlaufe. Die Wände waren weiß und auf dem Boden befand sich hellbraunes Laminate, welches dem ganzen noch mehr Glanz verlieh. Dann stand ich plötzlich in einem riesigen Raum. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, die Größe dessen hier machte mich sprachlos. Anders als im Schlafzimmer waren die Decken hier nicht nur zwei, sondern mindestens fünf Meter hoch. Vor mir eine riesige Couchlounge, dahinter eine weiße Wand und drei beinahe bodentiefe Fenster, welche oben rund geformt - und mit großen dunklen Gittern versehen waren. Links neben mir eine Treppe mit Glas Geländer, welche wohl in den zweiten Stock führte, von welchem man auf mich herunterblicken konnte.

Und noch eine Sache die mir auffiel: Jedes der hier hängenden Bilder war leer, weiße Leinwände. Nicht mehr und nicht weniger.

Ich ging ein paar Schritte weiter und entdeckte einen Esstisch, welchen ich zuvor noch nicht gesehen hatte, weil er auf der anderen Seite der Treppe stand und durch eine dünne Wand von jener getrennt wurde. Dahinter war ein Durchgang, vielleicht in eine Küche? Diese Frage ergab sich von selbst, als ich David meinen Namen rufen hörte. Ich folgte seiner Stimme und stand nur unmittelbar später in einer... Küche.

„Alles okay?"
Ich nickte stumm und warf einen Blick auf das, was er da gerade fabrizierte. Frische Beagles mit Frischkäse und Lauch.
„Ich hab leider kein frisches Obst mehr, sonst hättest du natürlich auch deinen Obstsalat bekommen, aber ich denke du gibst dich auch damit zufrieden, oder?" David lachte leicht und ich stellte mir die Frage, womit ich das eigentlich verdient hatte. Ihn, das was er für mich tat...

„Du bist echt süß, Dankeschön..." Ich ließ meinen Kopf gegen seine Brust fallen, während ich meine Arme unter seinen hindurch schlang. Himmel, es war so schön ihn so nah bei mir zu haben. Es gab nichts besseres als das. Ich brauchte nur ihn um glücklich zu sein, nur ihn um zu vergessen wer ich bin...

Als er fertig war setzten wir uns an den Esstisch. Ich konnte mich nicht davon abhalten, ihn zu fragen, wo wir hier waren. Immerhin war das hier von einer Größe, die für mich nicht im Bereich meiner Realität liegt...
„Ist das hier so ein super Luxus Hotel, wo normalerweise irgendwelche Geschäftstreffen abgehalten werden?"
David sah mich schief an und grinste. Die Frage war zwar etwas überspitzt gestellt, aber berechtigt, weshalb ich nicht verstand, was daran jetzt so lustig war.
„Und ist es normal, dass in solchen Hotels alle Bilder weiß sind. So ne Art Kunstrichtung, die ich noch nicht kenne?" Ich sah mich noch einmal um, auch das Bild neben dem Esstisch war weiß. Oh Wunder!

Davids Grinsen wurde noch breiter, als ich mich ihm wieder zu wendete.
„Na ja, kann ja sein, keine Ahnung..." Murmelte ich und nahm noch einen Bissen von meinem Beagle.

„Also, wenn ich dir ganz ehrlich bin", fing er an. „Ich habe hier zwar noch nie Geschäftstreffen abgehalten, aber eigentlich hast du recht und ich könnte es mid-Jahres zur Vermietung anbieten... Und wegen der Bilder, keine Ahnung, ich hab einfach noch niemanden gefunden, dem ich das hier zutrauen würde, schätze ich..."

„Was?" Krächzte ich und schaute ihm ins Gesicht. Ich könnte es mid-Jahres zur Vermietung anbieten? Ich habe noch niemanden für die Bilder gefunden?Nicht in einhundert Jahren ist das hier...
„Ja, das ist mein Apartment... Schön nicht wahr?" Ich schluckte schwer. Das hier ist kein Apartment, sondern ein Schloss...

In meinem Kopf ploppten tausend Fragezeichen auf, dieser Typ wurde mir immer suspekter. Aber die Vermutung, dass er ein Fitnesstrainer ist, fällt dann wohl flach...
„Ich weiß, das hier ist wirklich ziemlich unpersönlich eingerichtet, aber eigentlich bin ich auch nicht oft hier, deshalb hatte ich bisher irgendwie noch keine Zeit mir Gedanken über Deko oder sowas zu machen..." Er sagte das so trocken, als ob es etwas völlig normales war.

Wer zur Hölle war dieser Mann?
Ich sah ihm ganz tief in die Augen, in der Hoffnung, sie würden mir eine Antwort geben. Aber das taten sie nicht. Mein Herz sagte, dass er David war. Der Mann, bei dem ich das Gefühl habe sicher zu sein, der, bei dem es so wirkte, als würden wir uns seit dem Kindergarten kennen. Der, mit dem ich bis tief in die Nacht über Gott und die Welt rede, mit dem ich auf Dächer steige um dem Mond näher zu sein. Aber mein Verstand sagte mir etwas anderes. Da steckte mehr hinter ihm, ich wusste nur noch nicht was. Und wenn ich ihn so ansah, konnte ich mir auch keinen Reim drauf machen.

Ich hatte das Gefühl, je mehr ich über ihn erfuhr, desto weniger Sinn ergab das Ganze... Oh Gott, warum musste alles nur so unendlich kompliziert sein?

Promised Love - the stranger in my bed | LH FFWhere stories live. Discover now