Promised Love - the stranger in my bed | LH FF

❀ S I X T E E N ❀

„Das freut mich..."
Sie senkte ihren Blick und rührte ziellos in ihrem Kaffee herum. Die plötzliche Stille ihrerseits machte mir Angst, so kannte ich meine Tante gar nicht. Zum Glück klingelte in diesem Moment das Handy von David, was etwas die Stille übertönte.

„Entschuldigung, ich muss da kurz ran..." Mit diesen Worten stand er auf und verschwand im Flur. Irgendetwas in mir sagte bereits, dass es besser so war, dass er nicht mehr hier saß. Und ich hatte recht damit. Doch bevor ich mich in irgendeiner Weise auf das vorbereiten konnte, was als Nächstes kam, hatte Carol ihre Stimme schon wieder gefasst und redete weiter.
„Hör zu, warum ich eigentlich hier bin..."
Sie rutschte auf ihrem Hintern hin und her. „Ich weiß, dass du nicht damit konfrontiert werden möchtest, aber wir können es nicht weiter aufschieben..."
Sag es nicht, bitte sag es nicht, bitte sag es...nicht...
„Wir müssen die Sache mit dem Erbe regeln. Mein Anwalt hat alles das geklärt, was die Dinge mit dem Testament angeht, jetzt brauchen wir im Prinzip nur noch deine Zustimmung. Du hast die Vollmacht, du musst also nur unterschreiben, und damit sagst du zu, dass du die alleinige Erbin bist. Deine Mutter hätte es so gewollt..."
Als sie ausgesprochen hatte wurde es wieder still. Keiner sagte mehr etwas. Weder sie noch ich. Wir schwiegen uns an, dennoch spürte ich ihren Blick auf mir kleben.

Fuck, was sollte ich jetzt tun? Carol hatte recht, ich konnte es nicht länger aufschieben, wegrennen ist keine Lösung. Aber ich möchte das alles doch überhaupt nicht, ich bin zu jung, um über das Erbe meiner Mum zu entscheiden?! Ich bin zu jung, um durch solch eine Hölle zu gehen, zu jung, um diese beschissene Vergangenheit auf meinen Schultern zu tragen, viel zu jung... Und doch musste ich, es gab keine andere Möglichkeit. Aber vielleicht wäre das alles nicht so passiert, wenn an diesem Tag einiges anders gewesen wäre. Wenn ich mich nicht dem Monster meiner Träume entgegen gestellt hätte, wenn dieser Tag einfach nie geschehen wäre...?

„Verdammte scheiße..." Murmelte ich und fuhr mir durchs Gesicht. Ich durfte jetzt nicht weinen, auf gar keinen Fall!
Schließlich gab ich ein Seufzen von mir.
„Okay... Ich unterschreibe."
Ich wollte nicht unterschreiben, ich wollte alles, nur nicht das... Aber ich musste, es wäre das einzig richtige, ich war mittlerweile reif genug, um das zu wissen.

„Gut, dann rufe ich nachher direkt meinen Anwalt an, er wird dir die Papiere zukommen lassen, dann ist die Sache ein für alle mal erledigt..."
Ich nickte stumm.
„Ich weiß, dass es schwer ist, aber es ist besser so. Adonis hatte seine Chance, er hat sie verpasst und jetzt bist du an der Reihe. Du weißt schon, immer dem Alter nach..."
Wieder nickte ich nur, sie davon sprechen zu hören war kaum zu ertragen! Die Art, wie sie die Dinge sagte: Als hätte sie damit abgeschlossen, als ginge es hier nicht auch um ihre Familie. Es zerriss mir das Herz, der alleinige Gedanke daran, dabei konnte ich sie komplett verstehen. Abschließen ist wahrscheinlich der einzige Weg darüber hinweg zu kommen. Vorausgesetzt man kann überhaupt mit jemandem abschließen, über den man nie hinwegkommen möchte...

„Und was genau bedeutetet das dann für mich, wenn ich da unterschreibe?" Fragte ich sicherheitshalber noch einmal nach. Aber eigentlich wusste ich es schon, ich musste es sie nur noch einmal sagen hören.
„Na ja, das heißt, dass du die alleinige Erbin bist. Die Eigentumswohnung in Winslow wäre dann deine, ihr Konto wird auf dich überschrieben und du kannst ganz alleine darüber entscheiden, was mit dem Haus in Spanien passiert. Wenn du aber nicht unbedingt selber den ganzen Stress haben möchtest, kannst du auch deinen Anwalt beauftragen sich darum zu kümmern. Er wird in deinem Interesse handeln, Entscheidungen werden natürlich trotzdem nur mit deiner Zustimmung getroffen, ist ja klar..."
Ich war mir nicht sicher, ob das wirklich so klar war. In meinen Ohren hörte sich das alles irgendwie an wie Chinesisch. Vielleicht lag das aber auch nur daran, dass ich mich zwingen musste, nicht absichtlich weg zu hören...