🖋️🔹Textausschnitt 1🔹🖋️

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„Nicht mehr lange und Rot wird auf Braun treffen! Nicht mehr lange und die Zeit der Trennung ist endlich gekommen!"

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Heiß stießen die Strahlen der hoch am Himmel stehenden Mittagssonne auf die kleine Stadt Hagur hinab. Brannten auf den steinernen Häusern, die die Straßen wie hohe Mauern säumten.
Kein Lüftchen Wind herrschte, um den Bewohnern etwas Abkühlung zu gewähren, was derren Gemüter unterschiedlich ausfallen ließ.

Viele waren gut gelaunt und erfreuten sich an der Wärme. So sehr, dass aus mancher Kehle ein leises Lied hervorgelockt wurde, was die Straßen mit ihrem hohen oder tiefen Klang erfüllte. Wieder anderen machte die Hitze ganz schön zu schaffen, was zu schlechter Laune in ihren Herzen und bösen oder genervten Blicken in ihren Gesichtern führte.

So auch bei dem dunkel gekleideten Wodracis, den seine Eltern einst mit dem Namen Va'gar zierten. „Der Glückliche", von dessen Bedeutung allerdings nicht mehr viel übrig geblieben war.

Genervt drängte sich das groß gewachsene Wesen durch eine Gruppe an Menschen. Dabei kam es nicht selten vor, dass er jemanden anrempelte oder Leute durch seine Kraft gleich zu Boden gestoßen wurden. Was er entweder nicht mitbekam oder kein Interesse daran verschwendete. Letzteres war bei Va'gar am wahrscheinlichsten.

Seine vier langen Ohren blendeten die beleidigten, empörten oder gar wütenden Ausrufe dieser winzigen Kreaturen aus, die auf seine ruppige Art der Durchquerung folgten.
Seine dunkle, tief ins Gesicht gezogene Kapuze dämpfte das Gequietsche zusätzlich ab.

Was hatten sie sich auch in seinem Weg zu befinden? Er konnte doch nichts dafür, dass sie ausgerechnet in seiner Laufroute rumstanden, wie abgestellt und nicht wieder abgeholt. Da brauchten sie sich dann nicht beschweren, schließlich war er in Eile und hatte keine Zeit, den Frauen, Männern und Kindern in Zickzack oder Schlangenlinien auszuweichen.
Und er würde sich ganz sicher nicht am Straßenrand bewegen wie ein schüchternes Junges, welches den Kontakt zur Gesellschaft mied. Aus diesen Zeiten war er schon lange raus!

Doch schien dieser Gedankengang nicht in die Köpfe der Menschen vorzudringen.
Noch nachdem er endlich keinen felllosen Körperkontakt zur Menge mehr hatte, spürte er ihre wütenden Blicke auf sich. Sie fühlten sich an wie kleine Nadelstiche im Rücken. Nicht schmerzhaft, aber nervig!

Das orangeäugige, auf zwei Beinen laufende Wesen musste das Knurren unterdrücken, was langsam seine Kehle hochkriechen wollte.
Auch wenn diese Lautäußerung ihm sicher diese verdammten Blicke vom Hals geschafft hätte, könnte ein lautes, warnendes Knurren für Angst, vielleicht sogar für Panik sorgen. Und eine Menge kreischender durcheinander rennender Menschen konnte Va'gar aktuell überhaupt nicht gebrauchen.

Auch wenn ihrer beider Spezies friedlich miteinander lebten und es nur selten zu blutigen Auseinandersetzungen kam, konnte man nie wissen, wie ein bestimmtes, einzelnes Wesen auf Dinge reagierte.
Vorsicht diesbezüglich war dem Wodracis mit dem dunkelblauen Fell schon als Junges ans Herz gelegt worden.

Und er hatte sich dran gehalten. Zu 95% zumindest.
Manchmal war auch ihm die Pfote ausgerutscht und er hatte jemandem gezeigt, wer hier seiner Meinung nach an der Spitze der Nahrungskette stand.

Sein Schritttempo erhöhte sich, um den Blicken so schnell wie möglich zu entkommen.
Die ganze Zeit über war sein Körper angespannt. Sein Herzschlag hatte sich beschleunigt.

Erst als dieses nervige Stechen im Rücken endlich nachließ und schließlich komplett verschwand, entspannten seine Muskeln sich wieder und aus seinem Maul drang ein erleichtertes Seufzen. Auch sein Herz nahm wieder sein normales Tempo auf.

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Ausschnitt aus dem Prolog: „Blaue Scherben" aus meinem geplanten Werk „Die Wodracis-Chroniken" ☺️

In den Weiten meines KopfesWhere stories live. Discover now