"Jüri, du, du bist kein schlechter Mensch", hauche ich ebenso leise zurück.

"Doch. Alle hassen mich jetzt"

"Ich hasse dich nicht"

Ironisch lacht der Este auf.
"Du bist doch eh nur hier, weil du es als Nachbar sein musst. Keiner schert sich mehr um mich. In zwei Jahren werde ich vollkommen vergessen sein."

Autsch.

Wie denkt er denn bitte von mir?

Gerade will ich zu einer Antwort ansetzen, da klingelt es an der Tür.

" ich bin sofort wieder da".
Ich fühle mich zwar absolut nicht wohl dabei, Jüri so zurück zu lassen, jedoch muss ich es wohl oder übel machen.

Also stemme ich mich hoch und versuche möglichst unbeschadet zur Wohnungstür zu kommen.

"Gott sei Dank ging das so schnell, komm mit.", reise ich die Tür auf und werde sofort von Rick, dem Arzt, gemustert.

"Liam, du..."

"Ja, vermutlich sehe ich schrecklich aus, aber es gibt Wichtigeres. Komm mit."

Zusammen machen wir uns auf den Weg durch die Scherben ins Bad, wo Jüri sich ebenfalls aufgerichtet hat und sich am Waschbecken festhält.

Sein Blick ist dabei sturr auf sein Spiegelbild geheftet, welches er mit einer Mischung aus Hass und Ekel mustert.

Wie gerne würde ich ihn gerade einfach nur in den Arm nehmen und ihm sagen, dass alles wieder gut wird, dass das hier alles nur ein böser Traum gewesen ist, doch leider kann ich das nicht, denn es ist die schreckliche Realität.

Schluckend bleibe ich auf meinem Fleck stehen, während Rick auf Jüri zuläuft.
Kritisch mustert er Jüris Wunden, legt dann vorsichtig seine Hand auf Jüris Arm, welche der Este sofort wieder abschüttelt und sich auch sonst keinen Millimeter bewegt.

"Ich will dir nur helfen", redet auch dieser auf den Esten ein, welcher jedoch immer noch keine Regung zeigt.

Hilfesuchend werde ich gemustert.

Vorsichtig löse ich mich aus meiner Starre und schreite auf den Esten zu.

"Jüri", rede ich leise auf ihn ein, "Wir gehen jetzt ins Wohnzimmer. Dort wird dir geholfen. Ich bringe dich dort hin."

Immerhin sein Kopf dreht sich zu mir.

"Komm"

Langsam Strecke ich meine Hand aus und warte, dass der Este sie ergreift.

Zu unserer Überraschung tut er es tatsächlich und lässt sich, wenn auch nur langsam, ins Wohnzimmer führen.

Sein Blick ist dabei sturr geradeaus gerichtet.

Sein Druck auf meiner Hand ist dabei fest, als würde er nicht wollen, dass ich ihn loslasse.

Sanft lasse ich mich auf dem Sofa nieder, ziehe Jüri mit hinunter.

Regungslos sitzt er nun dort, schaut auf den Fußboden.

"Rick wird sich gleich um deine Wunden kümmern.",erkläre ich ihm, was gleich passieren wird.

Leicht nickt er, was ich als Zeichen sehe, seine Hand loszulassen, denn Rick muss sie auch irgendwie verarzten können.

"Ich bin kurz drüben, ein paar Sachen zusammensuchen. Sollte nicht länger als fünf Minuten dauern. Wenn was ist, dann schreie ", wende ich mich an den Arzt meines ehemaligen Teams, welcher nickt.

Also mache ich mich schnell auf den Weg nach drüben, wo ich mir schnell ein Ladegerät, meine Schlafsachen, meine Zahnbürste und Klamotten, welche nicht gerade das RedBull-Logo drauf haben, zusammen suche und in einen Rucksack werfe.

Dazu kommt noch ein wenig Trinken und Essen, meine Schlüssel und mein Laptop. Ein wenig Geld und schon bin ich wieder drüben, nur dieses Mal durch die Haustüren, die auf dem Balkon habe ich geschlossen.

An der Szenerie hat sich nicht viel geändert.
Nur, dass Jüris Hände mittlerweile nicht mehr rot, sondern weiß und in Verbände eingepackt sind.

"Wie hat er das geschafft? Er redet nicht mit mir", Schaut Rick mxih verzweifelt an.

"Ich denke mal, dass er den Spiegel kaputt geschlagen hat und durch die geworfenen Gläser", meine ich, lasse meinen Rucksack in einer Ecke nieder.

"Ach du scheiße. Du bleibst hier oder?", fragt er besorgt nach.

"Auf jeden Fall. In dem Zustand lasse ich ihn nicht allein", meine ich sofort und Blicke wieder auf Jüris blasses Gesicht.

"Dann ist gut, aber Liam"

Mit gerunzelter Stirn Blicke ich Rick an.

"Denke auch an dich"

Verstendend nicke Ich, jedoch wissen wir beide, dass ich mxih erstmal auf Jüri fokussieren werde.

"Muss ich noch etwas beachten?", frage ich, bevor Rick die Wohnung verlässt.

"Die Verbände am besten nicht nass werden lassen, das könnte unangenehm werden.
Sonst bin ich in zwei Tagen wieder hier zum Wechseln. Und pass auf, dass er wenigstens trinkt. Flüssigkeit ist wichtig, gerade, weil er soviel Blut verloren hat."

Dankend nicke ich und verabschiede mich von Rick, bevor ich mich wieder zu Jüri auf Sofa werfe.

🩵

Da ist es auch schon wieder Montag😉
Gut, dass Jüri hier Hilfe bekommt 🩵
Ich hoffe, dass es euch gefallen hat 🩵

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