Prolog

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Unbekannt

Als ich heute morgen das Haus verliess, dachte ich nicht einmal daran, was passieren könnte. Ich dachte ich hätte sie gut genug versteckt und geheim gehalten, aber anscheinend war dem nicht so. 

Ich trete gerade aus dem Gefängnis, als ich lautes Johlen vernehme, das aus der Dorfmitte zu kommen scheint. Jedoch interessiert mich wahnsinnig wenig, wer aus meinem Rudel sich heute wieder streitet und um was. Meine Füsse treten den Nachhauseweg an, denn meine Gedanken sind längst bei ihr. Mein Sonnenschein, meine Hoffnung, meine Liebe, meine Mate. 

Wie angewurzelt bleibe ich stehen, als eine leise, vor Angst geprägte Stimme meine Ohren erreicht. Trotz der Angst hat sie eine liebliche Sprachmelodie und Tonlage. Diese Stimme hätte ich auch erkannt, wenn sie im Wasser reden würde. Ein beben geht durch meinen Körper.

"Bitte, ihr könnt mich töten, mich foltern, aber bitte, bitte, lasst ihn mich nicht töten." 

Ich werde sie töten! Alle, auch den Alpha. Auch wenn es mich mein Leben kosten wird. Niemand fasst meine Mate an, ohne, dass er dafür bestraft wird. Rasend vor Wut verwandle ich mich und sprinte los in Richtung Marktplatz. 

Mit Anlauf springe ich in den Haufen Werwölfe, die meine kleine Menschin belagern und scheuche sie rückwärts. Wie ein Bodyguard umrunde ich meine Liebe und verteidige sie vor jedem, der ihr etwas antun will. Sie weichen zwar alle zurück, doch auf jedem einzelnen Gesicht, ist ein abfälliger Blick oder ein fieses, sadistisches Lächeln auszumachen. 

Sie warten auf den Alpha. Niemand wird hingerichtet, ohne, dass der Alpha sein Einverständnis gibt. Obwohl sehr klar ist, dass es ihm weniger als nichts ausmachen würde, wenn ein Mensch mehr sterben wird. Vielleicht hätte ich wirklich mit ihr fortrennen sollen. Das wäre jedoch auffälliger, als hier zu bleiben und so zu tun, als hätte ich keine Mate. Aber wie haben sie sie gefunden?

Meine Mate zittert am ganzen Körper und ist kurz davor in sich zusammenzubrechen. Ich schnelle vor und stütze sie mit meiner Schnauze. Ihre Augen sind tränenverschwommen und ihre Nase rot. An einigen Stellen hat sie tiefe Kratzer abbekommen, aus welchen ungehindert Blut quillt. Sorgsam fange ich an die eine an ihrem Arm zu lecken. Die Chance, dass wir das gemeinsam überstehen werden, ist so gering wie das Mitleid, welches meine Rudelmitglieder uns gegenüber hegen. Dennoch werde ich sie nicht verbluten lassen. 

Stampfende Schritte gelangen an mein Ohr. Sie hören sich bestimmt, einschüchternd und ganz nach dem Alpha an. Augenblicklich verspanne ich mich, noch bevor die Menge sich trennt und ihm mit gesenkten Köpfen den Respekt zollen. 

Der Drang meinen eigenen Kopf ebenfalls zu senken ist stark, doch mein Wille meine Mate zu verteidigen übertrifft diese Stärke um Höhen. Ich bin kein ausgebildeter Kämpfer. Das einzige was ich kann, ist mit Tränengas, Eisenhandschuhen und Peitschen umzugehen. Davon habe ich hier allerdings nichts dergleichen zur Verfügung, weshalb mir nur zu hoffen bleibt. 

"So. Da haben wir also diese widerliche Gestalt, die die Mate eines Unseresgleichen ist", fängt er an und entlockt mir mit seinen Worten ein Knurren. Sie ist alles andere als widerlich, das sollte er doch sehen können. Ausser er ist blind, dann nicht. 

Mit hochgezogenen Augenbrauen mustert er erst meine Mate von oben bis unten, was sie dazu veranlasst sich mit ihren kleinen Händen in mein Fell zu krallen und dann mich. Seine Augen bohren sich in meine. 

"Du hast sie markiert", bemerkt er ruhig. Zu ruhig. Es ist die Ruhe vor dem Sturm, in welchem meine ganze Welt einreissen würde, doch zulassen werde ich es nicht. Er wartet nicht auf meine Antwort und nähert sich mir und meinem Leben. 

"Du weisst, was du jetzt tun musst", gespielt mitleidig mustert er meine Mate abermals. "Zu Schade, dass ihr nicht viel Zeit miteinander verbringen konntet, doch ich glaube, dass er dir nach nicht so langer Zeit folgen wird. Alle die an eine menschliche Mate gebunden sind, sind schwach", erzählt er meiner Mate mit gespielter Fürsorge. Ich kann hören, wie das Herz meiner Mate beginnt unregelmässig zu schlagen. Aus Angst, drückt sie sich näher an mich und beobachtet unseren Alpha vor Furcht zitternd. 

"Ach, hast du Angst vor mir? Das solltest du nicht", ein schelmisches Grinsen macht sich auf seinem Gesicht breit, "Dein Mate wird dich töten. ER wird dir das Leben nehmen, niemand sonst", erklärt er ihr. 

Zu meinem Erleichtern zuckt meine Mate nicht vor mir zurück. Ich habe ihr die Risiken erklärt und sie hatte damals eingewilligt sie einzugehen. Dennoch zittert sie am ganzen Körper, was mich dazu veranlasst mich noch näher an sie zu schmiegen. 

Der Grund, warum Werwölfe mit einer menschlichen Mate als schwach gelten ist, da sie ihre oder ihren Mate zu jederzeit beschützen mussten und so eine Last am Hinterbein hatten. Deswegen wurden sie auch vom Rudel nicht akzeptiert. 

"Wird er nicht", flüstert sie in mein Fell und mich überkommt eine Gänsehaut. Ihre Stimme brennt in meiner Seele und das Wissen, dass sie weiss, dass das eine Lüge war, lässt das Blut in meinen Adern gefrieren. Es gibt keinen anderen Weg, ansonsten würden sie sie mir wegnehmen und in ein Menschenlager bringen, in welchem sie als Zuchtkasten hinhalten müsste und sie hat mir schon immer gesagt, dass sie lieber ihren letzten Atemzug in meinen Krallen zog, als ein Kind zur Welt zu bringen, dass nicht mir gehört. 

"Dann komm" Der Alpha grinst sie böse an und streckt seine Hand nach ihr aus. Ich knurre und meine Mate krallt sich noch tiefer in mein Fell. 

"Mach es kurz und schmerzlos, ja?", ihre Stimme ist ruhig und liebevoll. Meine Augen richten sich auf sie und ich erblicke ihre tränenunterlaufenen Augen. Ihre ganze Haltung strahlt Todesangst aus und trotzdem reisst sie sich zusammen, um klar und ruhig zu klingen. "Ich liebe dich" Sie kommt auf mich zu und gibt mir einen Kuss auf die Nase. 

 "Wie süss. Deine Mate", das Wort erhielt keinerlei Ehrfurcht, wie üblicherweise, "hat sich für den Tod entschieden. Erfüll ihr doch diesen letzten Wunsch, was meinst du?" Dass du für diese Worte bezahlen wirst. 

Ich ignoriere den aufmerksamkeitssüchtigen Alpha, dem ich nicht mehr länger folgen werde, egal, ob ich meiner Mate folgen werde oder nicht. Für sie sehe ich jedoch keinen anderen Ausweg. Würde ich kämpfen, würden die Rudelmitglieder sie mit Freuden in dem Getümmel von mir wegreissen und ins Lager bringen und mich schlussendlich zusehen lassen, was ihr angetan wird. Zufrieden mit dem Gedanken, dass ich meiner Mate den Todesbiss geben soll bin ich dennoch ganz und gar nicht. 

"Mach schon", bittet sie mich und lässt sich vor mir auf die Knie fallen, "Ich will nicht in dieser Welt leben" Ein eiskalter Schauer rinnt meinen Rücken hinab. Ich hätte ihr ein besseres Leben ermöglichen sollen. Irgendwie. 

Sanft stupse ich ihre Nase mit meiner an und lecke ihr über den Mund. Die angewiderten Geräusche, die das Rudel von sich gab, ignoriere ich einfach. 

Schnell und Schmerzlos. 

Meine Seelenverwandte lächelt mich an und in diesem Moment reisse ich ihr die Hauptschlagader an ihrem Hals auf. Zugleich mit dem Schmerz, den meine Mate verspüren muss, heule ich auf. Mein Innerstes zerspringt. Es zerspringt in tausend Stücke, die sich wie Glasscherben von innen durch mein Gewebe bohren und zu meinem Herz vordringen. Die schönsten Augen der Welt vor mir werden starr und ihr Körper fällt leblos auf den Boden. Auf den weichsten Lippen, aber, die ich für immer küssen wollte, lag noch immer ein Lächeln. 

Winselnd lege ich mich ganz nah an ihren Körper und warte darauf, dass mein Herz von all diesen Scherben zerrissen, aufgeschnitten und ausser Betrieb geschaltet wird. 

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Joa. 

Wundervoll, nicht?
Blut, Tod, Hass und Liebe. 
Das kann ja heiter werden. (oder auch nicht😐)


LG
Zoe

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⏰ Last updated: Aug 05, 2023 ⏰

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