Kapitel #014

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"Ehm... hey" sagte ich deshalb vorsichtig, um sie auf mich aufmerksam zu machen.
Sofort stand sie auf und drehte sich zu mir um "Hey".

Erst jetzt hatte ich die Chance, sie richtig anzugucken und mir stokte der Atem für eine Sekunde, dann versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen und nicht zu starren.

Jodie hatte über die gesamte linke Gesichtshälfe Narben. Von ihrer Stirn, über ihr Auge und nur knapp an ihrem Mund vorbei. So wie das aussah, und ich war kein Arzt, sah sie auf dem linken Auge nichts mehr.

Ich versuchte konzentriert auf ihr rechtes, eisblaues Auge zu gucken. Dann musterte ich unauffällig den rest ihres Körpers.

Sie war, wie schon gesagt, recht groß und schlank mit langen schwarzen Haaren, die sie sich so ins Gesicht hängen ließ, dass man ihre Narben erst auf dem zweiten Blick sah. Dafür hatte sie aber recht bleiche Haut, die im Kontrast zu den Haaren fast weiß aussah. Kurven hatte sie auch nicht wirklich.

Zögerlich, als könnte ich beißen streckte sie ihre Hand aus "Ich bin Jodie".
Ich reichte ihr meine, spürte, dass ihr zwei Finger fehlten, ließ mir jedoch nichts anmerken und sagte "Lucy. Freut mich, dich kennen zu lernen".

Sie lächelte zaghaft "Okay, Lucy. Wir arbeiten immer hier. Jeden Morgen bekomm ich von der Leitung die neuen Namen. Am besten denkst du nicht so sehr darüber nach, dass hinter jedem eine tote Person steckt. Und am besten auch nicht, ob hinter 'Thomas' der Thomas steckt, dem du gestern Morgen noch viel Glück gewünscht und umarmt hast. Du verstehst?".

Ich nickte, dass klang schonmal... einladend.

"Gut, dann zeig ich dir nachher, mit welcher Taktik wir die Namen auf das Glas bringen. Aber vorher" sagte sie, während sie sich setzte "erzählst du mir ein bisschen über dich und ich erzähle dir, was du über mich wissen musst. Immerhin müssen wir ab heute viel Zeit gemeinsam in einem Raum verbringen".

Ich setzte mich im Schneidersitz vor Jodie. "Fang du an" meinte diese mit einem nicken.

"Also, ich heiße Lucy Saphira Winter. Ich bin 16 und besuchte die Mittelschule. Meine Eltern sind hier irgendwo gefangen und ich habe einen großen Bruder. Ich bin mit Dennis Morgan zusammen. Ich liebe ihn über alles. Vor ein paar Tagen lebte ich noch normal in der Stadt, dann hab ich meinen Code bekommen und kam plötzlich überall rein. Ich kam zu den Rebellen und alle setzten unglaubliche Hoffnung auf mich. Ich werde von Alex unterrichtet. Alle haben unglaubliche Erwartungen an mich und ich habe Angst, unter dem Druck kaputt zu gehen. Ich habe Angst zu versagen" beendete ich und strich mir eine schwarz-braune Strähne aus der Stirn.

Jodie nickte "Okay, jetzt kenn ich deine Lebensgeschichte aber nicht dich. Was bist du für ein Mensch? Mit allen deinen Eigenarten bitte".

Einen Moment dachte ich nach? Ja wie war ich eigendlich? Hatte ich in irgendeiner Beziehung einen Schaden?

Nach einigen Momenten fing ich zögerlich an "Ich bin misstrauisch, versuche mir nichts anmerken zu lassen. Wirkte dadurch oft taff, obwohl ich verletzt bin. Ich mag mehr bequeme als schicke Klamotten, wobei das eine das andere ja nicht ausschließt. Ich war nie der tolle, selbstlose Mensch, der sich für andere einsetzt, war aber auch nie wirklich gemein zu jemandem. Ich habe Angst. Vor engen Räumen, Ertrinken und der Aufgabe, die mir bevorsteht. Allerdings fang ich nicht an zu hyperventilieren oder so... ich werde panisch, schlage um mich, egal ob da ein Freund oder Feind steht, schotte mich ab und tue unüberlegte Dinge, die ich später schrecklich bereue. Ich bin direkt und wenn möglich ehrlich. Ich hasse Menschen, die keinen Respekt vor niemanden haben und sich auch so verhalten. Ich hasse Menschen, die Versprechen brechen und habe kein Problem damit, ihnen meine Meinung zu sagen. Reicht das?".

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