I heard you

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- Bang Chan

Felix und ich waren schweigend wieder in die Klasse gegangen. Ich hatte mir selbst verboten mit Jisung und Minho über ihn zu reden. Das er litt, an etwas was er mir bestimmt nicht erzählen würde.

Jetzt, eine Woche später, zwei Tage vor dem Winterball, saß ich in der Klasse und fragte mich noch immer, was mit ihm war. Warum er noch nicht in der Klasse saß, obwohl er immer der erste war. Warum ich an ihn dachte. Warum ich mir Sorgen um ihn machte. Er kam nach fünf weiteren Minuten immer noch nicht in die Klasse. Ich beschloss durch den Flur zu gehen um nach ihn zu sehen. Vielleicht war er ja auf Toilette oder er hatte verschlafen. Obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass er überhaupt schlief. Das Bild, was ich vor einer Woche gesehen hatte ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Er sah so schrecklich müde und erschöpft aus, am liebsten hätte ich ihn einfach nach Hause gebracht und ihn gezwungen zu schlafen. Dafür kannten Felix und ich aber nicht gut. Eigentlich kannten wir außer unsere Namen nichts voneinander. Vielleicht konnten wir das ja ändern, wenn auch Felix damit einverstanden war.

Auf der Jungstoilette angekommen blieb ich stehen, denn ich hörte plötzlich ein Schluchzen. Ich wusste ehrlich gesagt nicht, ob ich die Person alleine lassen sollte, oder ob ich mit ihr reden sollte. Zumindest fragen was los ist. Langsam ging ich zur Kabine, aus der ich glaubte das schluchzen zu hören. Vorsichtig klopfte ich an der Tür und im nächsten Moment wurde sie auch schon aufgerissen. Direkt blickte ich in zwei dunkle Augen, die rot angelaufen waren und ein wenig geschwollen wirkten. Ich erkannte sofort, wer da vor mir stand. Es war Felix.

,,Alles in Ordnung?" ich wusste die Frage war überflüssig. Immerhin stand er mit Tränen in den Augen vor mir. Er schüttelte den Kopf, als wollte er mir sagen, dass er die Frage überflüssig fand.

,,Du hättest mir nicht helfen sollen." sagte er plötzlich, doch war ich verwirrt. Warum hätte ich ihm nicht helfen sollen? Was Seungkwan letzte Woche abzog, war vielleicht kein Grund ihm zu helfen, ich wusste das Felix das auch alleine geschafft hätte. Zumindest glaubte ich das. Trotzdem war ich verwirrt. Ich wollte ihm nur helfen, dieser Auseinandersetzung zu entkommen. Ich wollte eben nicht, dass egal wer, unter den Kindergartenscheiß von Seungkwan litt. Ich wusste durchaus, dass Seungkwan auch zu anderen Sachen imstande war. Vielleicht hatte Seungkwan Felix etwas angetan?

,,Warum hast du mir geholfen? Ich hätte das auch alleine Regeln können!" Er schrie mich plötzlich an, schubste mich zurück, damit er aus der Kabine gehen konnte.

,,Ich versteh das nicht."

,,Warum solltest du das auch? Seungkwan tut Dinge, die er bestimmt nicht getan hätte, wenn du nicht gewesen wärst!" Felix schrie mich weiter an, doch verstand ich es immer noch nicht. Was hatte Seungkwan mit Felix gemacht, das dieser sich mir gegenüber so verhielt?

,,Er hat mich vergewaltigt! Und das nur, weil du mich verteidigt hast! Was denkst du wohl, warum ich hier bin und mir die Seele aus dem Leib heule?! Wahrscheinlich nicht aus spaß!"

,,Das war nicht meine Absicht, Felix. Ich wusste nicht, das Seungkwan sowas tun würde."

,,Woher auch. Ich will dich nicht mehr sehen Chan." Felix wollte gehen, doch ich hielt ihn auf. Ich wollte nicht das er jetzt ging. Mir war es auch egal, dass die Schulglocke gerade läutete. Dann verpassten wir eben die erste Stunde. Ich wollte nicht das Felix mir die Schuld dafür gab. Immerhin wollte ich ihm nur helfen.

,,Felix, ich wollte dir nur helfen. Du kannst mit mir darüber reden wenn du willst. Von mir aus, lass deine Wut an mir aus, nur denk bitte nicht, das es meine Absicht war, dir zu helfen, damit Seungkwan so etwas schreckliches mit dir anstellt. Ich wollte dir helfen, weil ich dachte, dass Seungkwan dich in Ruhe lässt. Es tut mir Leid, dass es nicht so war." Felix sah mich an, er sah aus als würde er nachdenken.

,,Weisst du eigentlich wie schwer es ist, überhaupt jeden morgen aufzustehen und in die Schule zu gehen, wenn du weisst, dass du wegen jeder Kleinigkeit runtergemacht wirst?" fing Felix plötzlich an zu reden. Ich schüttelte den Kopf, denn das kannte ich nicht. Ich wollte nur ehrlich sein. Die Erfahrung hatte ich eben nicht gemacht, aber ich versuchte wirklich, mir vorzustellen, wie er sich fühlte. Wie ich mich fühlen würde, wenn mir sowas widerfahren würde.

,,Es ist schlimm Chan. Ich habe Angst in die Schule zu gehen. Ich hab nicht mal jemanden, mit dem ich über all meine Probleme sprechen kann. Nicht mal mit meiner Familie." Das musste wirklich schrecklich sein. Ich könnte mir das gar nicht vorstellen in einer Familie zu leben, in der mich keiner beachtete. Bei der ich mich nicht mal anvertrauen konnte. Das war doch wichtig, oder nicht? Jeder brauchte jemanden, mit dem man über alles reden konnte.

,,Wenn du willst, kannst du mit mir darüber sprechen. Ich weiß wir kennen uns nicht gut, aber ich würde dir zuhören. Vom Anfang bis zum Ende. Ich hätte ein offenes Ohr für dich, selbst wenn es Stunden dauert." Das Felix niemanden zu reden hatte, war wirklich frustrierend und ich hatte auch Mitleid mit ihm. Hieß aber nicht, dass ich nur aus Mitleid handelte. Ich wollte ihn wissen lassen, dass er nicht mehr alleine war. Das ich für ihn da sein würde, egal wann.

,,Danke Chan, das weiß ich sehr zu schätzen. Weißt du, ich war schon immer der Außenseiter. Am Anfang hatte ich es nicht verstanden, aber mittlerweile glaube ich es zu verstehen. Menschen wie Seungkwan brauchen jemanden, auf dem sie rumhacken können, der sich nicht wehren kann. Es muss immer jemanden geben, der von anderen schikaniert wird. Menschen brauchen einfach jemanden über den sie sich lustig machen können. Ich glaube es liegt in unserer Natur. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich einer von den Menschen bin, die dazu verdammt worden sind, von jedem gehasst zu werden." Ich wusste ehrlich gesagt nicht was ich darauf antworten sollte. Ich konnte seine Sicht aber nachvollziehen. Es gab wirklich Menschen, die ohne jeglichen Grund gehasst wurden. Und Felix dachte er wäre einer dieser Menschen. Es zerbrach mir das Herz, dass er so über sich dachte. Ich würde alles dafür geben, dass er sich nicht mehr so fühlen musste. Ich hatte ihn Gehört. Ich hatte ihn gehört, als er gehört werden wollte. Und ich würde ihm zuhören. Immer wenn er jemanden zum reden brauchte, hörte ich ihm zu. Ich hatte gehört, dass es dir nicht gut ging.

Summer Rain (All about you) || chanlix ✓Where stories live. Discover now