Am nächsten Tag kam unser viel zu gut gelaunter Mathelehrer bereits in die Klasse, mit einem kleineren Jungen im Schlapptau. Das musste der Neue sein.
Die Augen verdrehend zeichnete ich auf meinem Block vor mir weiter an dem halbfertigen Drachen. Um mich herum bekam ich diverse Gemurmel mit, was darauf hindeutete, dass niemand von dem neuen Schüler gewusst hatte. "Hallo, ich bin Yuma Atasaki. Freut mich, euch alle kennenzulernen." stellte der Neue sich vor und die Klasse murmelte ein paar Begrüßungen zurück. Ich blieb still und horchte, wo er sich hinsetzen würde. Gott sei dank blieb er in der ersten Reihe, während ich in der letzten saß. Aber schon als er in die Klasse gekommen war, wusste ich, dass er mir viel zu lebensfreudig war.
Nach dem Unterricht entschied ich mich, noch einkaufen zu gehen, bevor ich in der Kunsthalle weiterzeichnete. Um die Zeit würde bestimmt niemand mehr dort sein.
Also betrat ich den Spar in der Nähe meiner Schule und suchte mir diverse Fertiggerichte und Sachen zum Kochen aus. Es war nicht das Problem, dass ich nicht kochen konnte. Im Gegenteil, das konnte ich sogar sehr gut. Nur fehlte mir sehr oft die Motivation dafür und es fühlte sich wie eine riesige Herausforderung an, weshalb ich 50/50 auf Fertiggerichte umgestiegen bin. Oder eher 90/10...
Besonders nährwertig waren die Fertiggerichte jetzt nicht und ich war auch villeicht etwas dünn... aber was sollte ich machen? Stunden in der Küche stehen... naja.
Ich bezahlte noch und ging dann schleichend zurück zur Schule, in die Kunsthalle. Es war echt ruhig und weit und breit niemand hier, was mich echt erleichterte. Also legte ich die Einkäufe und meine Sachen in meine Ecke und setzte mich vor das halbfertige Bild, welches ich letztes mal bereits weitergemacht hatte. Es juckte mich in den Fingern, mit Blut weiterzumalen, aber das Risiko, erwischt zu werden, war zu hoch, also tauchte ich den Pinsel in das übliche, geschmeidige Schwarz. Der schwarze Teil meiner Zeichnung war schon fast fertig, sonst fehlte nurnoch das Rot...
Auf einmal ging die große Hallentür auf und ich verdrehte genervt die Augen. Sobald ich zu späteren Zeiten hier zeichnete, wussten Mayuma und Ayaku, dass sie mich lieber nicht stören sollten. Besonders dann war ich entweder erschöpft oder leicht gereizt, was heute beides zutraf.
Ich erkannte, dass Ayaku mit jemandem redete. Aber es war nicht Mayuma...
"Hey, geh nicht da rein! Es ist gerade nicht frei!" flüsterte die kleinere und ich hörte nebenbei grummelnd mit. "Aber hier ist ja kein-... Oh, warte. Doch, da ist jemand." ertönte die Stimme des neuen Schülers Yuma.
Nicht der schonwieder. Ich hörte, wie er von hinten zu mir kam und Ayaku versuchte, ihn zu stoppen. Mein Griff um den Pinsel verfestigte sich und ich seufzte gereizt.
Als ich die Stimme des Jungen plötzlich neben meinem Ohr wahrnahm, fuhr ich hoch und knallte ihm die hintere Spitze des Pinsels auf die Stirn, sodass er überrascht aufquiekte und Abstand nahm. "Ich habs dir doch gesagt, lass ihn in Ruhe. Tut mir leid, Kiyo..." meinte Ayaku, während Yuma sich über die Stirn rieb. Ich drehte mich wieder um und schwang leicht den Pinsel übers Papier, während ich den beiden zuhörte.
"Wozu war denn das jetzt?" flüsterte Yuma beleidigt und Ayaku zischte "Ich hab dir doch gesagt, dass du auf mich hören sollst. Nur dann zeige ich dir die Schule." Ach so war das also... Ayaku zeigte Yuma heute das Schulgebäude und deswegen waren sie noch hier. Wieso es unbedingt Ayaku und nicht einer von unserer Klasse war?
"Ayaku, komm mal her." meinte ich monoton und schon stand sie neben mir. "Kennst du ihn?" "Ja, wir kennen uns schon etwas länger als drei Jahre. Magst du ihn? Ist er dir zu viel? Soll ich ihn rausbringen?"
Achja, ich hatte vergessen zu sagen, dass sie sich unnormal Sorgen um mich und alles erdenklich andere machte. Sie könnte sich um eine verletzte Fliege kümmern, als wäre es ihr eigenes Kind, aber das war jetzt nur ein Vergleich.
"Nicht wirklich, gerade schon und bitte ja." grummelte ich, jedoch mit einem kleinen Anflug Belustigung in der Stimme. Ayaku kicherte und ich legte den Pinsel zur Seite, da ich mit dem Schwarz in diesem Bild fertig war. Den Rest würde ich wohl zuhause machen müssen.
"Kiyo, richtig?" riss mich der Junge wieder aus den Gadanken und ich sah zu ihm auf, da ich mittlerweile wieder saß. Er war maximal 5 cm größer als Ayaku und vom Körperbau her ziemlich schmächtig. Ich stellte mir sein Gesicht vor, was er bestimmt machen würde, wenn ich aufstand.
Also fackelte ich nicht lange und stand auf. Der Junge reichte mir gerademal bis zur Brust. Wie süß.
"Du bist ja riesig!" murmelte er überfordert, während Ayaku versuchte, ihn rauszuziehen. Jedoch vergeblich. "Verschwindest du jetzt?" zischte ich und starrte auf ihn herab. "Ich hab dich was gefragt, Kiyo." meinte er nur stur zurück.
"Ich mag es nicht, wenn mich Fremde mit meinem Namen anreden." knurrte ich ihn sichtlich wütender an und er wich kaum merklich zurück.
Das hatte ich wirklich nicht gern. Besonders, wenn er so frech war.
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𝒔𝒉𝒐𝒘 𝒎𝒆 𝒉𝒐𝒘 𝒕𝒐 𝒍𝒐𝒗𝒆 𝒂𝒈𝒂𝒊𝒏 [YAOI]
RandomDas Leben ist nicht immer schön und das bekommt Kiyo ganzschön zu spüren. Seit er denken kann, war das Leben nie wirklich gut zu ihm. Er hätte es wahrscheinlich bereits beendet, wäre da nicht die Kunst. Zu zeichnen verhalf ihm, sich zu beruhigen. D...
![𝒔𝒉𝒐𝒘 𝒎𝒆 𝒉𝒐𝒘 𝒕𝒐 𝒍𝒐𝒗𝒆 𝒂𝒈𝒂𝒊𝒏 [YAOI]](https://img.wattpad.com/cover/324454273-64-k915686.jpg)