Das Tierheim

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Als Lilli am nächsten Morgen aufwachte, konnte sie nichts mehr halten. Sie weckte die Anderen und machte zusammen mit Jesahja das Frühstück. Dann gab sie den Tieren Futter und bemerkte das auch Frau von Schmidt und Bonsai ganz zappelig waren. Der kleine Hund bellte die ganze Zeit: "Wir kriegen einen neuen Schmidtimann! Wir kriegen einen neuen Schmidtimann!" Frau von Schmidt hingegen hatte sich an diesem Morgen besonders herausputzen lassen. Nach dem Essen sollte Lilli ihr das Fell bürsten und das Schnäuzchen abwischen. Sie hatte anscheinend eine ganz spezielle Art, sich dem neuen Hausbewohner vorzustellen. Als alle abfahrtbereit waren, ging es sofort los. Frau von Schmidt bestand diesmal darauf nicht in die Transportbox gesteckt zu werden, sondern bei Jesahja auf dem Schoß auf der Rückbank zu sitzen. Deshalb wollte Bonsai auch auf Lillis Schoß sitzen aber beide Tiere mussten ihr versprechen, dass sie auf der Rückfahrt wieder in den Kofferraum und in Transportbox gehen würden. Die Oma hatte aus der Garage noch eine alte Transportbox geholt und repariert. Also hatte dann jeder der Tiere eine. Als sie vom Parkplatz auf die Straße fahren wollten, mussten sie erst im Schritttempo durch die Menschenmenge der Paparazzi fahren, die alle ein Foto von Lilli, dem Mädchen, dass mit Tieren sprechen konnte, machen wollten. Lillis Vater hatte mit der Tierheimbesitzerin ausgemacht, dass sie an diesem Tag das Tierheim schließen soll und nur für die Familie Susewind öffnen soll, weil alle Tiere komisch werden würden, wenn Lilli dort wäre. Als sie auf dem Parkplatz hielten, war wirklich keine Menschenseele dort, außer einer kleinen, dicken Frau die mit einem freundlichen Lächeln auf die Familie zu kam und jedem die Hand reichte. Als sie bei Lilli ankam, sagte Sie: "Hallo ich bin Deborah Acker, aber ihr dürft mich auch Debby nennen. Und du bist also die Lilli aus dem Fernsehen, die mit Tieren sprechen kann? Ich bin wirklich ein sehr großer Fan von dir. Deshalb freue ich mich, dass ich dich in meinem Tierheim begrüßen darf. Lilli antwortete schüchtern und mit hochrotem Kopf: "Danke, ich freue mich auch sehr." Debby war das komplette Gegenteil von Frau Essig-Steinmeier, der großen und respekteinflößen Zoodirektorin. Denn sie war groß und breit gebaut, aber schmal. Diese sehr sympathische Dame aber war eine kleine, knubblige Frau, die mittleren Alters wirkte, sich davon aber nichts anmerken ließ. Sie hatte schulterlange, kastanienbraune und zu einem Zopf zusammen gebundene Haare. Die Familie Susewind lies Bonsai und Frau von Schmidt aus dem Auto und folgten der Tierheimbesitzerin ins Haus. Es gab wirklich alle möglichen Tierarten hier denn es gab Kaninchen, Vögel, Amphibien, Reptilien, Fische, Hunde und Katzen. Als Lilli das Haus betrat, machte sie sich auf das Schlimmste gefasst. Die Tiere verstummten und starrten das Mädchen gebannt an. Lilli rief laut, damit alle Tiere sie hören konnten: "Hallo, ich bin Lilli und kann mit Tieren sprechen. Wir wollen eine Katze kaufen und ich bitte euch nicht die ganze Zeit laut herum zu bellen, zu zwitschern oder zu miauen. Das wäre echt sehr nett von euch." Ein großer, brauner Labrador bellte: "Tun wir, was das Hundemädchen sagt und machen da weiter, wo wir gerade aufgehört haben." "Danke, dass du mir hilfst." bedamte sich Lilli bei dem Hund. Bonsai freundete sich direkt mit ihm an und die beiden fingen an, über verschiedenste Fleischsorten zu fachsimpeln. Der Rest der Familie ging mitsamt Frau von Schmidt und Debby weiter zu den beiden Katzenzwingern. Insgesamt gab es acht Katzen. Davon waren die Hälfte Weibchen und die andere Männchen. In dem einem Zwinger waren die Katzen und in dem anderen die Kater. Die Familie Susewind ging sofort auf den Weibchen Zwinger zu, aber Frau Schmidt rief empört: "Wo wollen sie denn hin, Madame? Ich suche nach einem Kater!" Lilli gab es an den Rest der Familie weiter und sah enttäuscht, dass es von den vier Katern nur zwei Erwachsene gab. Frau von Schmidt saß mittlerweile mit hoch erhobenem Kopf vor dem Zwinger und beäugte die herumtollenden jungen Kater, die durch den Zwinger tobten. Auf einmal sah Lilli so etwas wie ein warmes Lächeln auf dem hübschen Gesicht der Katzen Lady. Man könnte meinen, dass diese Katze von Welt etwas für die kleinen, tobenden Kitten empfand. Doch so schnell, wie es gekommen war, so schnell verschwand das Lächeln auch schon wieder. Nun beäugte Frau von Schmidt die beiden erwachsenen Kater. Der eine war schon ziemlich alt und hatte in seinem braun-beigen Fell schon viele graue Haare, jedoch der andere Kater war in einem frischen aber erwachsenen Alter. Er war schwarz und hatte weiße Füße, auch der Bauch war weiß und im Gesicht hatte er einen weißen Fleck. Ein so schönes Tier hatte Lilli noch nie gesehen. Sie machte Jesahja auf den Kater aufmerksam uns auch er teilte das Empfinden für dieses Tier. Lilli fragte Debby: "Debby, darf ich dich mal etwas fragen? Woher hast du diesen Kater?" Debby antwortete erstaunt: "Ach, den? Der ist hier schon seit einer kleinen Ewigkeit, seit er klein war. Damals wurde er mit seinen fünf anderen Geschwistern hier abgegeben. Er ist als einziger übergeblieben. Ständig versuche ich ihn zu verkaufen, aber keiner möchte ihn haben. Er ist auch noch nicht kastriert." Da hatte Lilli eine Idee und fragte Debby: "Darf ich unsere Katze in den Zwinger setzen oder ist das verboten?" "Eigentlich darf man das nicht, aber weil du mit Tieren sprechen kannst und deshalb wahrscheinlich auch den beiden Rabauken da," Sie zeigte auf die beiden herumtobenden kleinen Kater "klarmachen könntest, dass sie nicht den kompletten Käfig auseinander nehmen müssen, nur weil sie spielen wollen, vertraue ich dir." "Danke." sagte Lilli und schaute noch einmal zu den beiden tobenden Katern. " Ich werde es versuchen." Lilli schaute noch einmal zu dem schönen, schwarz-weißen Kater und bemerkte, das er aus dem Augenwinkel die orange getigerte Katzendame, die vor dem Zwinger saß, sehr genau beobachtet. Lilli ging an ihn heran und sagte leise zu dem Kater: "Hey, du! Hast du einen Namen?" im ersten Moment zuckte der Kater zusammen und war sich nicht ganz sicher, ob er gemeint war, doch dann antwortete er mit einer schönen und tiefen Stimme und einem feinen Akzent, bei dem er das "R" immer schön rollte: "Mein Name ist Gismo. Kennst du diese hübsche Dame dort?" Er deutete mit einem Kopfnicken in die Richtung von Frau von Schmidt. "Ja, die Katze gehört meinem besten Freund Jesahja. Der dort." Sie deutete in Jesahjas Richtung. In diesem Moment fragte Frau von Schmidt: " Madame von Susewind, was besprechen sie ohne meine Anwesenheit mit diesem Schnurrherrschaftskater?" "Frau von Schmidt, dieser Kater würde gerne Ihre Bekanntschaft machen und sein name ist Gismo. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich sie zu ihm in seinen Zwinger... Ähmm in seine Gemächer setzen würde?" Fragte Lilly und wusste in diesem moment, wen sie heute als zweite Katze mit nach Hause nehmen würden. Frau von Schmidt antwortete: "Nein, Madame, das würde mir nichts ausmachen und ich bitte sie nun die Türe zu öffnen um mich hinein zu lassen." Lilli öffnete die Tür und ging mit Frau von Schmidt in den Zwinger hinein. Die beiden tobenden Kater saßen auf einmal stocksteif da und warfen Lilli respektvolle Blicke zu. Sie erklärte den beiden, dass sie beim herumtoben nichts zerstören sollten und stellte sich und die Katzenlady vor. Sie erfuhr, dass die beiden kleinen Kater Geschwister waren und Max und Moritz hießen. Dann fingen die beiden wieder an zu toben, aber diesmal wesentlich vorsichtiger. Währenddessen stolzierte Frau von Schmidt mit hoch erhobenem Kopf zu Gismo und beschnüffelte ihn eingehend. Dies lies er schweigend über sich ergehen. Sobald die Katzendame aufgehört hatte, war der Kater an der Reihe. Er beschnüffelte Frau von Schmidt konzentriert und eingehend. Als er fertig war schnurrte die Katzenlady und der Kater strich mit dem Schwanz über ihren Rücken. In diesem Moment kam Bonsai und bellte verblüfft: "Oh, Schmidti hat einen neuen Freund gefunden! Das ist ja cool." "Ja, sie lernt gerade Gismo kennen." antwortete Lilli fröhlich. "Ich muss mal Pipi. Kommst du mit mir kurz raus?" Fragte Bonsai. Lilli sagte : "Ja, einen Augenblick. Ich komme sofort. Frau von Schmidt, erlauben Sie, dass Gismo ihr neuer Mitbewohner wird?" Fragte sie zu den schnurrenden Katzen gewandt. Frau von Schmidt setzte sich nun wieder hoheitsvoll und mit erhobenem Kopf vor Lillis Füße: "Ja, Madame von Susewind. Ich akzeptiere Herr von Gismo als meinen neuen Mitbewohner. Aber ich bitte sie, dass ich ab sofort in einem größeren Gemach meine Nachtruhe antreten darf und, dass Herr von Gismo mit in meinen Kissen liegen darf." Erst verstand Lilli nur Bahnhof, aber dann kapierte sie, was die Katzendame von ihr wollte: " Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um Ihnen diesen Wunsch zu erfüllen, Madame." Sie öffnete die Zwingertür und ging mit Bonsai und Jesahja, der die ganze Zeit geduldig außerhalb des Zwingers gewartet hatte, nach draußen. Auf dem Weg zum Parkplatz gab sie ihrem Vater, der sich in einen kleinen bunten Vogel verliebt hatte, dessen Art man nicht so ganz bestimmen konnte, Bescheid, dass sie sich entschieden hatte und den schwarz-weißen Kater nehmen würde.

Draußen pinkelte Bonsai an einen nachstehenden Pfosten. Dafür schwang er sich auf die Vorderpfoten und erledigte sein Geschäft im "Handstand". Das war ein spezieller Trick von ihm, der bei später vorbei schnüffelnden Hunden den Eindruck erwecken sollte er sei viel größer, als er tatsächlich war. Als er fertig war, kamen auch schon Lillis Eltern, die Oma und Debby mit den beiden Katzen aus dem Haus und Lilli verstaute sie in den beiden kleineren Transportboxen. Dann steckte sie Bonsai in die dritte Box und ab ging es wieder nach Hause. Auf dem Weg hörten sie von Frau von Schmidt keinen einzigen Mucks (und das war selten).

Ein Muskelkater wird VaterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt