Einst in der Hölle

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Sie hatte ihm einen Sohn geboren. Ein kleines winziges Baby, dass die geballten Fäuste in die Luft streckte. An seinem Rücken war bereits der Ansatz zu erkennen, wo seine Schwingen wachsen würden. Sein Sohn sah ihn an, obwohl die Hebamme meinte, es können noch Tage vergehen, bis er dazu in der Lage ist. Aber sein Sohn sah ihn an, mit seinen klaren grünen Augen und er sank auf die Knie vor diesem kleinen Wesen. Es löste etwas in ihm aus. Etwas, was er längst verloren geglaubt hatte. Er nahm das Baby auf den Arm und es gluckerte vergnügt. Seine Mauern fielen. Stein für Stein und Schicht für Schicht. Sein Hass, sein Zorn, alles war wie weggefegt.

Doch sein Glück währte nicht lange. Das Baby fing an zu schreien. Er hörte das metallene Klingen von zwei Schwertern, die gekreuzt wurden, hörte das unverwechselbare Brausen von Magie und dann begannen die Schreie.

Er sah zu der Wiege, doch es widerstrebte ihm seinen Sohn allein zurückzulassen. Kurzerhand band er ihn sich an die Brust und zog seinen Umhang vor. Auf den Fluren roch es nach Tod. Er folgte dieser unverwechselbaren Spur und wurde dabei immer schneller und schneller. Im Eingang des Thronsaals blieb er wie angewurzelt stehen.

Seine Frau, die Hebamme, ihre Freundin, sein engster Berater. Hingerichtet. Ihr Blut tränkte den einst goldenen Teppich, der zum Thron führte. Seine Beine gaben nach. Nahezu zärtlich schloss er die Augen seines Beraters, die noch im Tode flehend zu ihm aufblickten. Ermordete Dämonen. Abgeschlachtet in seinem Reich. Seinem Hof.

Das Maß an Zorn, das ihn erfasste, war selbst für ihn erschreckend. Die Intensität, bisher ungekannt. Doch als es ihn überschwemmte, nahm er es an. Sein Sohn begann zu schreien, auch er spürte den Zorn, die Wut.
Er würde es ihm beibringen. Er würde ihn alles lehren, damit es ihm nicht eines Tages genauso ergehen würde.

Ein letzter Blick glitt über die Dämonen, hingerichtet, obwohl sie nahezu unsterblich waren. Dann stieg er die Treppe hinauf, setzte sich auf seinen Thron und plante seine Rache. Oh, sie würde furchtbar werden und keine Gnade, kein Erbarmen kennen. Er würde sich Zeit lassen, sie ihn Sicherheit wiegen und zuschlagen, wenn sie es nicht vermuteten. Und ihr Blut würde die Goldene Stadt überschwemmen, weit bis in die Unterwelt vordringen, den Styx rot färben und für ewig eine Warnung darstellen, eine Erinnerung.

Throne of BloodWhere stories live. Discover now