Nach ein paar Tagen wollte Nelani in Orions Labor nach dem Virus suchen. Lennox hatte ihr den Standort verraten, wo er sich mit Thea und Siska aufgehalten hatte, und Nelani war mit Walen dorthin geschwommen. In dieser Zeit war Alea noch zweimal weggetreten, jeweils ungefähr eine Woche lang. Dann war Nelani zurückgekommen und hatte ein paar Versuchsreihen von Doktor Orion dabeigehabt. Und dann kam die Überraschung – Nelani war ebenfalls auf Island gewesen, hatte Keblarr von Aleas großem Auftritt, der heute stattfinden würde, erzählt, und dort in der Villa Konungur nach dem Gegenmittel für den Meermenschenvirus gesucht.

Sie hatte es gefunden. Und seitdem hatten sie noch zwei Treffen mit Meerkindern veranstaltet, bei denen Nelani ihnen alle das Gegenmittel injiziert hatte.

In Vendorra hatten sie ein großes Labor errichtet. Dort forschte Nelani schon eine ganze Weile lang und war, laut Lennox, noch nie so nah an dem Ergebnis wie je zuvor. Dem Gegenmittel für den zweiten Virus lag nichts mehr im Weg.

Und vielleicht konnte sie heute schon fertig werden.

Alea lief ein Schauer über den Rücken, allerdings war es ein aufgeregt-erfreuter Schauder.

„Erde an Alea", hörte sie Tess' Stimme. „Du solltest dich echt so langsam fertig machen. Zieh dir deine besten Sachen an. Und kämm dich. Und dusch dich! Und putz dir die Zähne. Und -"

„Ja, ja", grummelte Alea und richtete sich auf. Sie wankte ein bisschen und Lennox stützte sie.

„Falls du noch liegen bleiben möchtest -"

„Nein, alles gut", sagte Alea und fühlte sich jedoch wie durchgewalgt. Nicht nur, weil sie sich immer so fühlte, nachdem sie wieder das Bewusstsein erlangte, sondern weil heute der Tag war, zu dem sie Monate hingearbeitet haben. Der Tag, an dem sich zeigen wird, was die Zukunft brachte. Der Tag, an dem Landgänger, Magische und Meermenschen nach hunderten von Jahren wieder zusammenkommen sollten, der Tag, an dem sie, Alea, als Elvarion ihre Bestimmung erfüllen sollte.

Hoffentlich bekomm' ich mittendrin keinen Schluckauf, dachte Alea, die beim Zähneputzen zum zigsten Mal die Punkte ihrer Rede durchging. Sie hatte viel mit den anderen der Alpha Cru überlegt, was sie sagen sollte, und insgesamt hatte sich ein ganz schöner Haufen aufgetürmt. Den galt es nun so gut wie möglich zu bewältigen. Zum Glück würde ihr der Elvarion-Modus helfen, ihre Gedanken zu ordnen und sich an alles zu erinnern, was sie sagen sollte, damit Alea nichts ausließ und nicht ins Stocken geriet.

Sie würde vor so vielen Menschen sprechen. Zwar nicht so viele wie beim Konzert in Rom, aber doch so viele, dass die Alea, die sie noch vor einem Jahr gewesen war, nun ganz sicher schnell in einem Loch im Boden verschwinden würde, sobald sie vor die Versammlung trat.

Aber diese Alea war sie nun nicht mehr. Die Alea aus Hamburg hatte sie weit hinter sich gelassen und eine andere war vorgetreten. All die Ereignisse, die sie zusammen mit der Alpha Cru oder nur mit Lennox bestanden musste, all die hatten sie immer mehr zur Elvarion der letzten Generation gemacht.

Also würde sie heute auch wie die Elvarion auftreten.

Bald hatte sich Alea fertig gemacht. Draußen wartete schon die Alpha Cru auf sie. Tess, Ben und Lennox lächelten ihr ermutigend entgegen.

Sammy rannte auf Alea zu und umarmte sie ganz fest. „Das wirst du so was von über die Bühne bringen", flüsterte er ihr zu, dabei klang seine Stimme rau und aufgeregt. „Ich glaub an dich, Schneewittchen! Du musst den Jaguar in dir fauchen lassen, weißt du noch? Heute bist du die Stammmutti der Menschen!" Alea lächelte angestrengt. Auch Lennox kam nun zu ihr und scheuchte Sammy halbherzig mit einer Handbewegung weg.

„Wenn du dir unsicher bist, schau einfach uns an", riet er ihr. „Und wenn es gar nicht geht, dann können wir dir auch helfen. Wir glauben alle an dich, Alea, und ich bin mir sicher, dass du diesen Auftritt gleich grandios meistern wirst."

Mein Alea Aquarius 8Where stories live. Discover now