TURKISH MAFIA

62. Kapitel

Ziehe dir Decke bis zu meinem Kinn hoch und gucke zu Atakan, der das Licht vom Schlafzimmer aus macht. Es wird dunker im Zimmer, nur die Nachttischlampe ist an. Gut. Es ist besser mit weniger Licht momentan. Aber ohne Licht geht es auch nicht. Beziehungsweise bei mir. Meine Augen fallen mir immer wieder zu, doch ich sehe noch wie Atakan sich an die Bettseite sitzt und mir durch meine Haare streicht. ,,Hoffentlich geht es dir bald besser." höre ich ihn seufzend sagen, bevor er sich zu mir runter beugt und mir erst einen Kuss auf den Kopf gibt und danach auf die Stirn, der länger ist. ,,Bleibst du bitte bis ich einschlafe, Ato?" flüstere ich und kann meine Augen nicht offen halten. Ich bin müde. Der Schlaf wird mir bestimmt gut tun. ,,Wie du willst, Güzelim." Rutsche nach links damit er sich neben mich legen kann, was er auch macht. Lege meinen Kopf auf seiner Brust ab und spüre in der nächsten Sekunden seine Hand an meinem Kopf, die mir eine tolle Massage gibt. Das tut gut. Es vergehen nur Sekunden, bevor ich einschlafe und mich endlich von den Kopfschmerzen befreie.

...

,,Oh wooow guck mal, Bolat!" rufe ich begeistert und zeige auf die Seifenblasen, die in der Luft schweben. Mein kleiner Bruder kreischt kurz, bevor er versucht die Seifenblasen platzen zu lassen, in dem er hoch springt, doch seine Größe reicht nicht dafür. Dummerchen. Er tut sich gleich weh! Ich beuge mich zum Waschbecken runter, greife wieder zur Seife, spritze auf meine Hände etwas und reibe meine Hände ineinander. Mit meiner rechten Hand bilde ich ein kleinen Kreis und puste. Glücklich lächele ich, gehe vom Stuhl runter und mache es nochmal. Bolat kann besser die Seifenblasen mit seiner kleinen Hand platzen. ,,Wie schön, gel?" Mache weiter und versuche das Bas nicht viel dreckig zu machen. Mama mag das nicht. Und man sollte nichts tun, was Mamas nicht mögen. Jetzt wasche ich mir meine Hände gründlich, nachdem wir mit Bolat zusammen noch paar weitere Minuten Seifenblasen gemacht und zerplatzt haben. Das hat einen großen Spaß gemacht. Für mich und für Bolat. Doch plötzlich kommt mir ein nicht guter Geruch in die Nase. Oh Nein...

Drehe mich langsam zu Bolat, der auf dem kleinen Teppich sitzt und an seinem Daumen nuckelt, was so süß aussieht. ,,Bolat?" frage ich und kriege seine Aufmerksamkeit. Er blickt zu mir hoch, doch behält den Daumen in seinem Mund. ,,Hast du etwa A-A gemacht?" Er guckt einmal nach unten zu seiner Windel und nickt dann leicht. Aber...aber was jetzt? Was jetzt? Mama macht das eigentlich immer. Und sie ist gerade nicht da. Baba und sie mussten irgendwo hingehen und haben mich mit Bolat allein gelassen. Emirhan hat sich Hakan geschnappt und die Beiden sind zusammen mit seinen Freuden Fußball spielen gegangen. Ich wollte eigentlich mit, aber Baba hat Nein gesagt. Baba hat nicht Ja gesagt. Baba meinte Nein. Wenn Baba sagt Nein, dann Nein. Und du darfst mit ihm auch nicht diskutieren. Das würde nur Baba sauer machen und seine Wut dürfen dann andere fühlen. Nein. Wenn Baba sagt Nein, dann heißt es auch Nein. Nein. Akzeptiere es einfach. ,,Ich...ich werde es versuchen, ja?" Hebe Bolat hoch und gehe mit ihm zusammen ins Wohnzimmer. Setze ihn auf das Sofa.
,,Bleib sitzen, tamam? Ich hole kurz eine neue Windel und Feuchttücher." Er nickt einmal. Gut. Schnell gehe ich in das Zimmer von Mama, Bolat und mir. Greife nach den Sachen, die ich brauche und nehme ebenfalls den Schnuller von Bolat. Habe alles und gehe zurück zu ihm. Er sitzt immer noch brav auf dem Sofa. ,,Aferim, kardeşime." (Gut gemacht, mein Bruder.) lobe ich ihn lächelnd.

Mit einem angewiderten Gesichtsausdruck schmeiße ich die volle Windel in den kleinen Mülleimer im Bad und wasche mir die Hände. Ich habe es geschafft seine Windel zu wechseln. Perfekt. Gehe zurück zu Bolat der gebannt auf den kleinen Fernseher schaut und mich gar nicht bemerkt. Setze mich zu ihm und meine Augen werden groß als ich sehe was er schaut. Pepee! Ui. Ich will auch schauen! Ich liebe diese Serie! Sie ist so toll! Spüre wie sich Bolat zu mir bewegt, weshalb ich meinen Kopf zu ihm drehe. Ich helfe ihm dabei und setze ihn auf meine Beine, er lehnt sich mit dem Rücken an mich und nimmt meine Hände um sie um seinen kleinen Bauch zu legen. Drücke ihm einen kleinen Schmatzer auf seinen freien Nacken und lege seinen Schnuller in seinen Mund. Zusammen gucken wir aufgeregt und glücklich die neue Folge von Pepee. Fange an zu lachen, als die pinke Giraffe und der kleine Junge Namens Pepee auch lachen. Er hat so ein schönes Lachen. Bolat lacht sogar mit! ,,Lustig gel?" Er nickt eifrig. Hihi. Lange gucken wir gemeinsam diese tolle Kinderserie an und ich wäre fast eingeschlafen, doch mit einem Mal wird laut die Tür aufgemacht. Zum Vorschein kommen Baba und Mama, die laut am diskutieren sind und ich bin mir sicher, dass die Menschen, die am Ende der Straße wohnen, sie bestimmt hören. So laut wie sie miteinander reden...okay nicht reden, eher streiten. Bolat und ich zucken gleichzeitig stark zusammen, als die Tür an die Wand knallt. Streiche über seine kleinen Armen, damit er sich beruhigen soll. Er guckt mich fragend an, worauf ich nichts erwidern kann als ihn nur an mich zu pressen. Alles gut. Alles ist gut. Alles ist gut.