Kapitel 2 - Lager

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Elenas Sicht

Die nächsten Tage verbringe ich damit, in den Schatten zu laufen.

Ich ziehe meine Macht aus den Schatten und so ist es möglich, dass ich Nachts unglaublich schnell laufen kann.

Dabei ist laufen fast schon nicht das richtige Wort.

Es ist eher so, als würde ich über den Boden schweben.

Am Tag verschwindet meine Kraft jedoch wieder und so bin ich nicht viel stärker als ein sehr kräftiger Mensch.

Wie durch einen inneren Radar zieht es mich in die Richtung, wo sich der Prinz befindet.

Ich weiß, dass es nur noch ein paar Tage sein können, bis ich ihn erreichen werde, aber er bewegt sich auch in die andere Richtung.

Um nicht unnötige Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, versuche ich Dörfer so gut, wie es geht zu meiden, aber auch ich brauche Nahrung.

Nicht so viel wie ein Mensch, aber trotzdem etwas, um meinen Körper aufrecht zu halten.

Also bin ich gezwungen Nachts Essen und Trinken zu stehlen.

Obwohl mein Körper auch Rast braucht gönne ich ihm kaum welchen, denn ich weiß, dass der Feind hinter mir her sein wird, oder schon ist und der Prinz mir voraus ist.

Die nächsten Tage vergehen wie im Traum.

Laufen.

Ein paar Stunden Rast, etwas essen und dann weiter.

In der fünften Nacht, fühle ich plötzlich Angst, aber es ist nicht meine.

Es ist die Angst des Prinzen.

So nahe muss ich ihm mittlerweile sein, dass ich seine stärkeren Emotionen spüren kann.

Ich beschleunige meine Schritte, als ich mir voraus eine Gruppe Reiter sehe.

Sie tragen das Wappen des Königs.

Ich springe auf den nächsten Baum und verfolge sie über die Bäume weiter.

Was tun sie soweit südlich?

Darauf gibt es nur eine Antwort.

Sie haben das selbe Ziel wie ich.

Als ich mich direkt über ihnen befinde springe ich herab, auf den ersten Reiter und stoße ihm einen Dolch aus Schatten in sein Herz.

Das Pferd steigt und ich springe herab.

Die anderen Reiter sehen nur den toten Soldaten, aber können mich in den Schatten nicht sehen.

Ich hebe den Bogen von meinen Rücken und lasse Pfeile aus Schatten an der Sehne entstehen.

So töte ich jeden einzelnen von ihnen, aber ich merke, wie die Sonne wieder aufgeht und meine Kraft mit ihr schwindet.

Jemand greift meinen Arm und will mich mit seinen Doch aufspießen, doch ich packe seine Hand und verdrehe sie, bis der Dolch aus seinen Händen fällt.

"Verdammt was bist du?"

Erst jetzt nehme ich wirklich Notiz von dem Mann, dessen Hand ich halte.

Er ist keiner der Männer mit dem Königswappen.

Zu wem gehört er?

Eriks Sicht

Sie holen immer weiter auf.

Schon seit Wochen verfolgen sie uns und wir werden sie einfach nicht los.

Jem hat sich zurückfallen lassen, um uns später berichten zu können, wie viel Zeit wir noch haben.

Die Männer reiten schon die ganze Nacht durch, einige von ihnen können sich kaum noch im Sattel halten.

Als der Morgen anbricht halte ich den Trupp an und wir schlagen ein Lager auf.

Besorgt steht der Prinz neben mir.

"Sie holen auf nicht wahr?" fragt er ernst.

"Ja aber macht Euch keine Sorgen. Legt Euch schlafen. Bald sind wir sie los. Wir müssen es nur bis zum Fluss schaffen, dann haben sie keine Chance mehr."

"Ich habe das Gefühl, als wären sie nicht die einzigen, die uns Folgen."

"Was meint Ihr?"

"Ich weiss es nicht genau, aber es fühlt sich an, als würde ein Schatten uns verfolgen. Etwas dunkles. Es fühlt sich kalt an. Wie der Tod."

"Macht euch keine Sorgen. Vielleicht bildet Ihr euch das ja nur ein, weil wir in letzter Zeit so wenig geschlafen haben. Kommt legt Euch hin. Es ist Tag, da werden die Schatten uns nicht einholen können."

Ich lege ihm meine Hand noch kurz auf die Schulter und gehe zurück in mein Zelt, um ein paar Stunden schlaf zu bekommen.

Kaum eingeschlafen werde ich jedoch von einen meiner Männer wieder aufgeweckt.

"Sir Jem ist zurück gekehrt. Kommt schnell!"

Elenas Sicht

Genervt liege ich auf dem Pferd hinter diesen Vollidioten.

Mit Sonnenaufgang sind meine Kräfte verschwunden und er hat es geschafft mich auszunocken und zu fesseln.

Unglaublich.

Ich spüre wie wir dem Prinzen immer näher kommen, also gehört dieser Mann zu ihm?

Gut für mich.

Mittlerweile höre ich Stimmen und den Lärm eines Lagers.

50 Männer, darunter der Prinz.

Zehn Minuten später erreichen wir sie.

Die Blicke der Männer die Wache halten sind auf uns gerichtet.

"Wen hast du uns mitgebracht Jem?"

Jem lacht nur und reitet sitzt ab.

Er hebt mich vom Pferd und stellt mich wieder auf meine eigenen Beine.

Meine Hände sind weiter gefesselt.

Einer der Wachen verschwindet und kommt mit einem zweiten Mann wieder.

Er ist groß gewachsen mit kurzen dunklen Haar.

"Erik. Sieh mal was ich gefunden habe." ruft Jem fröhlich.

"Was ist mit ihr? Seit wann verschleppst du Frauen?" fragt er sichtlich verwirrt.

"Seit sie eine ganze Einheit von den Königssoldaten ausschalten."

"Aber warum ist sie gefesselt?" Erik wirkt immer verwirrter.

"Schau dir das an." sagt Jem jetzt nicht mehr so freundlich und schiebt meine langen Haare zur Seite.

Auf meiner Schulter kommt das Königswappen zum Vorschein.

"Wieso schaltest du deine eigenen Männer aus?" fragt Erik mich jetzt direkt, doch ich werde von einer Person links von mir abgelenkt.

Er ist alt geworden.

Das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe, war er noch ein Kleinkind.

Mit einen Satz befreie ich mich aus Jems Händen und springe auf den Prinzen zu.

Überrascht sieht er mich an, aber er erkennt mich natürlich nicht.

Bevor mich jemand daran hindern kann greife ich ihm, mit meiner Hand, um den Hals und drücke zu.

Die letzte KriegerinWhere stories live. Discover now