Die Turteltauben vom Spielplatz

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Und da standen sie. Um ehrlich zu sein widerten sie mich an, wie sie sich beinahe gegenseitig verschlangen bei ihrem wilden Geknutsche. Fast schon hatte ich Angst die Mädels wöllten meine Clique fressen,  wie Spinnen oder Gottesanbeterinnen. Der kleine Wuschelkopf hatte sich die noch kleinere Blonde geklärt. Bei beiden hatte ich Angst irgendwann über sie zu stolpern oder versehentlich auf sie drauf zu treten, was ernsthaft die Sauberkeit meiner Stiefel gefärdete. Ganz anders war die Sachen bei unserem Bierfass. So nannten wir ihn nicht nur weil er die Maße eines voluminösen Bierfasses hatte, sondern auch weil er eigentlich immer Alkohol dabei hatte und das seit der siebten Klasse. Das Bierfass war bisexuell und sehr stolz darauf. War wohl auch das einzige, worauf er stolz sein konnte. Der neue Freund vom Bierfass war groß und staksik, mit Affenarmen und einem Lächeln, welches aussah als hätte er bei seiner letzten Schlägerei verloren. Und damit meine ich ein paar Zähne. Dann war da noch Ezra. Ezra verdient seinen echten Namen, denn Ezra war mein bester Freund seit biblischen Zeiten. Also seit dem Kindergarten. Ezra hatte die Dorfmatratze eingeladen mit der er seit ein paar Tagen regelmäßig knutschte, die aber eigentlich nichts von ihm wollte. Wenn ihr mich fragt war ihr langweilig. Es war tradition in der Clique geworden seine neue Liebelei mit zum Spielplatz zu bringen. Der Spielplatz war alt und zerfallen. Selbst wir hatten hier als Kinder nicht mehr gespielt, hatte es doch damals schon den großen Platz um die Ecke gegeben, mit dem Skaterpark und der großen Kletterspinne. Das hieß allerdings, dass sich keine Kinder auf unseren Spielplatz verirrten und wir unsere Ruhe hatten. Obwohl der Wuschelkopf kurz davor war Kinder zu machen. Ich saß auf dem Klettergerüst und beobachtete also die Liebe von heute. Um ehrlich zu sein war sie auch nur eine Wegwerfgesellschaft. Noch vor einer Woche hatte das Bierfass nämlich ein großes, brünettes Mädchen mitgebracht und geschworen, sie wäre die Liebe seines Lebens. Aber die war ja jetzt nicht mehr aktuell, hatte er gesagt. Wäre ein Flittchen gewesen. Zack, entsorgt. Und der Wuschelkopf? Der hatte sich vor kurze eine angelacht, die keinen Sex vor der Ehe wollte. Heiraten wollte er sie auch gleich. Aber dann hatte er ihre Eltern getroffen und das muss wohl so furchtbar schief gegangen sein, dass sie ihn direkt entsorgt hat. Von Ezra's Liebeleien fang ich gar nicht erst an, der war eine Totalkatastrophe. An sich waren sie ja alle nette Typen, aber sprunghafter als ein Eichhörnchen. Das einen Flummi gefressen hatte. Oder zwei.
Ich sprang gekonnt vom Klettergerüst als es gefährlich knarzte. Dann schlenderte ich zu Ezra, der gerade mit der Dorfmatratze tuschelte. Als ich ankam breitete er seine Arme aus und rief:  „Leo! Du kommst genau im richtigen Moment!". Reflexiv drehte ich wieder um, aber Ezra packte mich Kragen und zog mich zu sich. „Seit wann sind wir beste Freunde?", fragte er dann. Ich hob eine Augenbraue und erwiderte: „Die Frage muss lauten: Wie lange noch?". Ezra lachte nervös. „Schlecht sieht er ja nicht aus, aber denkst du er kann ihrem Zynismus stand halten?", fragte da die Dorfmatratze. „Ob ich was kann?", fragte ich verwirrt. „Er ist der König des Sarkasmus. Wenn jemand deine Schwester aus dem Haus lockt, dann Leo.", da schien sich Ezra sehr sicher. Dann wurde mir die Situation erklärt. Ezra wollte die Matratze flach legen, aber das ging nur wenn deren Schwester Marina aus dem Haus war. Die beiden teilten sich nämlich ein Zimmer. Zu diesem Zweck sollte ich, ICH, der das Singlesein perfektioniert hatte, mit dieser Marina auf ein Date gehen. Kurz herrschte Stille, dann begann ich zu lachen. „Das, das ist putzig das du denkst ich würde, wie kommst darauf ich würde, Ezra-", ich kam aus dem Lachen gar nicht mehr raus. Ezra schaute mich nervös an. „Tut mir leid, aber wenn diese Marina auch nur annähernd so aussieht wie du bin ich ihre Zeit doch gar nicht wert!“, erklärte ich der Dorfmatratze schließlich schmunzelnd. „Dann tut es mir leid, Ezzi. Kein Date für sie, kein Date für dich.", bestimmte sie da und ging einfach weg. Ich drehte mich zu meinem besten Freund. „Auf zur nächsten?", fragte ich. Aber Ezra schaute furchtbar traurig drein, dann wurde er plötzlich wütend. „Sag mal, spinnst du?!", schniefte er,„Das war meine einzige Chance! Was hätte es dich gekostet mit ihrer blöden Schwester auszugehen?!" „Meinen Stolz?", fragte ich, aber jetzt war ich auch verunsichert. Ich konnte nicht gut damit umgehen wenn Menschen sauer auf mich waren und ich nicht wusste warum. Ich wollte halt kein Date! „Du bist ein scheiß Egoist, weißt du das?!", schluchzte Ezra. „Du wolltest sie doch eh nur ficken!", versuchte ich mich zu verteidigen. Plötzlich rollte eine Träne über seine Wange. „Leo, ich liebe sie. Ich liebe ihr Lachen, ihre Art zu reden, wie sie sich bewegt, wie sie geht und wie begeistert sie ist wenn sie über Dinge redet die sie liebt.", schluchzte mein bester Freund. Fuck. Ich fuhr herum und rannte der Dorfmatratze hinterher.

So, direkt mal das erste Kapitel!
Sagt mir bitte,wie ihr es findet, gerne auch sarkastisch :)
Bis zum nächsten Kapitel :)
Opfert mir Salat^°^
Mit freundlichen Füßen
Die Schildtoete

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⏰ Last updated: Jun 26, 2022 ⏰

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