Kapitel #001

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"Zugang gewährt".

Leise öffnete sie unsere Haustür und ich trat ein. Ich musste nur am Wohnzimmer vorbei, dann konnte ich die Treppe in mein Zimmer hoch schleichen. Für ein Gespräch mit meinen Eltern fühlte ich mich noch nicht bereit.

Ich hatte es fast am Wohnzimmer vorbei geschafft, als plötzlich mein Handy klingelte.

Verdammt!

Ich blieb wie erstarrt stehen, zog es aus meiner Hosentasche und schaute drauf - Dennis. Auf den konnte ich gerade echt verzeichnen.

Okay, eigentlich konnte ich nie auf ihn verzichten, immerhin war er seit acht Monaten mein fester Freund und ich liebte ihn von ganzem Herzen, aber gerade hatte ich echt andere Probleme. Also drückte ich die Liebe meines Lebens kurzerhand weg und wartete darauf, dass gleich die Wohnzimmertür aufgeht und Mama und Papa herauskamen und mich fragten, warum die Polizei tausend mal bei uns angerufen hat.

"Warum hat die Polizei tausend mal bei uns angerufen, Lu?" fragte da eine Stimme hinter mir und ich wirbelte erschrocken herum. Doch es war nur James - mein Bruder - der mit verschränkten Armen an der Haustür lehnte.
"Ja, also das ist ein bisschen kompliziert... weißt du wo Mama und Papa sind? Um diese Uhrzeit sind sie normalerweise wieder zu Hause..."
James musterte mich einmal von oben bis unten, dann seufzte er "Sie sind seit heute Vormittag spurlos verschwunden. Die Polizei tippt auf Entführung".

"Entführt?!" fragte ich fassungslos und mein Herz blieb fast stehen.
Plötzlich hatte ich einen Kloß im Hals. Mama und Papa entführt?! Vielleicht sind sie schon tot... O mein Gott. Ich merkte erst, wie sehr ich zitterte, als James einen Arm um mich legte und mich sanft in den Arm nam.

"Von Wem?" fragte ich mit rauer Stimme und schmiegte mich an meinen Bruder.
"Wahrscheinlich Rebellen" sagte James emotionslos und ich musste mich nun mit meinem ganzen Gewicht gegen ihn lehnen, um nicht umzukippen, so weich wurden meine Knie.

Ich war ehrlich gesagt ja auch eher auf der Seite der Rebellen, aber nach diese Aktion wusste ich nicht mehr, was ich denken soll.

Die Rebellen waren - genau wie ich in gewisser Weise - gegen das Codesystem und kämpfte dagegen an. Die Regierung sagt, das Codesystem ist zu unserem besten. Es hält uns am Leben, garantiert Sicherheit, Nahrung und Frieden.

Ich bin eher der Meinigen der Rebellen: Es unterdrückt uns. Die Codes sind dazu da, uns zu kontrollieren. Wann immer jemand seinen Code auf einen der Touchscreens drückt, wird das sofort an eine Zentrale weitergeleitet. Dadurch kann die Polizei immer sagen, in welcher Region zum Beispiel ein Verbrecher ist und kann ihn dort 'einsperren'.

Krank, einfach nur krank.
Man ist immer überwacht.
Nie in Sicherheit.

"Warum? Was wollen sie von Mama und Papa?" frage ich mit brüchiger Stimme und einige Tränen liefen mir über die Wange "Sie werden sie doch nicht...".
"Schhh" sagte James und drückte mich noch enger an sich, wenn das überhaupt möglich war "Sie werden sie nicht töten. Wahrscheinlich wollen sie uns damit erpressen, sagt die Polizei".

"Und wenn sie sich Foltern?" schniefte ich verzweifelt in mein Bruder sein Hemd "Was wollen sie von uns?".
Sanft strich James mir über den Scheitel "Das wissen wir nicht. Die Entführer haben sich noch nicht gemeldet".

Ich nickte schwach "Und jetzt?".
"Erzählst du mir, warum die Polizei wegen dir anruft".

***

"...und dann hab mich meine Hand auf den Touchscreen gedrückt und siehe da - es hat geklappt. Dann bin ich nur so schnell wie möglich abgehauen" beendete ich meine Erzählung von den heutigen Geschehnissen.

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