Ich schaff das nicht ohne dich

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Klaas öffnete nach einem langen Arbeitstag die Haustür und schmiss seinen Schlüssel auf den Schrank. Seufzend legte er die Post und Zeitung daneben, bevor er seine Jacke an die Garderobe hing. Es war eine anstrengende Aufzeichnung gewesen. Schmitti hatte ihn immer wieder unterbrochen. Wollte den Stand-up noch mal neu drehen. Wollte eine Veränderung bei der Anmoderation des Gastes. Wollte ein fehlerfreies Interview. Wollte einen motivierteren Klaas. Ohne Publikum fehlte ihm ein gewisses Maß an Adrenalin. Sie waren sein Antrieb. Der Applaus. Der Jubel. Die lachenden Gesichter. Diese Pandemie trieb ihn an seine Grenzen.

Klaas fühlte die Müdigkeit in seinen Knochen. Auch die Kälte machte ihm zu schaffen. Es war ein nasskalter Oktober in Berlin. Es regnete seit Tagen. Dazu noch der kalte Wind. Er sehnte sich zurück nach Italien, wo er den größten Teil seines Sommers verbracht hatte. Mit Arbeit. Mit Erholung. Mit Freunden. Mit Joko.

Den er gerade schmerzhaft vermisste. Zum Glück würde er morgen in Berlin eintreffen, um ihre 15 Minuten Live einzulösen. Sie würden sich mal wieder richtigen Quatsch gönnen. Alberne 15 Minuten, die nur für sie beide waren. Alte Zeiten wiederbeleben. Und Klaas sehnte sich nach etwas Nostalgie.

Er ging wieder mit der Post in der Hand durch den dunklen Flur, schaltete eine Lampe im Wohnzimmer ein, wo er die Papiere auf den Tisch warf und ging weiter in die Küche. Er öffnete den Kühlschrank und blickte nachdenklich auf die mickrige Auswahl. Da er die meiste Zeit im Büro verbrachte, hielt er es für unnötig große Einkäufe zu machen. Seit der Trennung von Doris hatte sich einiges geändert. Nach Jahren in einer Beziehung war es eine Umstellung. Das Singledasein. Abends in eine leere Wohnung kommen. Aber eine Umstellung, die er gewollt hatte. Er hatte es einfach nicht mehr ausgehalten.

Seufzend griff Klaas nach einem großen Glas Joghurt, schloss den Kühlschrank und ging mit einem Löffel in der Hand zurück ins Wohnzimmer. Er schmiss sich aufs Sofa und legte die Beine hoch. Den Löffel im Mund griff er nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher an. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es kurz nach 9 war. Wenige Knopfdrücke später blickte ihm sein eigenes Gesicht entgegen. Jokos, Stevens und sein Gesicht.

Die Aufzeichnungen fanden letzten Monat in München statt. Es war das letzte Mal gewesen, dass sie sich gegenübergestanden hatten. Danach waren er und Joko so eingespannt gewesen, dass ein Treffen nicht möglich war. Late Night Berlin ging wieder los. Joko's Projekte verlangten seine Aufmerksamkeit und auch *Wer stiehlt mir die Show* sollte bald eine neue Staffel bekommen. Sie waren beschäftigt. In unterschiedlichen Städten. 600 km voneinander entfernt.

Klaas steckte sich Joghurt in den Mund, während er die MAZ im Fernsehen verfolgte. Seelenruhig nahm er einen Löffel nach dem Anderen und spürte, wie Ruhe in seinen gestressten Körper einkehrte. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, als Joko's Lache durch den Raum schallte. Es war eine richtig miese Aufgabe gewesen.

Es war Anfang Februar. Schnee bedeckte das Ufer des Tegernsees. In dicken Winterklamotten standen sie am Rand und hielten die Nachricht von Herrn Prosieben in den Händen.

„Alter, vergiss es! Das mach' ich nicht. Sind die bescheuert? Es sind gefühlt -1000 grad. Da geh' ich doch nicht ins Wasser."

Klaas hatte jetzt schon keinen Bock mehr. Schon als sie aus dem Auto gestiegen waren und ihnen die Augenbinden abgenommen wurden, hätte er gleich wieder kehrt machen wollen. Wasser zu dieser Jahreszeit konnte nichts Gutes bedeuten.

„Und dann sollen wir in dem arschkalten Wasser auch noch tauchen und irgendwas finden. Ihr tickt doch nicht richtig."

„Was heißt hier ‚ihr'? Das ist die Aufgabe von Herrn Prosieben. Da haben wir nix mit zu tun", kam die Antwort von hinter der Kamera.

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