Abgelaufen

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„Das bricht mir das Herz", sagst du. Nein, schreibst du. Denn schreiben geht leichter, Worte wandeln sich einfacher von Tastenschlägen zu Pixeln, als dass sie über Lippen wandern.
Das bricht mir das Herz, schreibst du, und ich frage mich, in welchem Moment es bricht.
Ist es, als ich dir sage, dass ich überfordert bin und du 2.000 Kilometer zwischen uns bringst, weil du lieber wegläufst, als Dinge anzugehen?
Ist es, als du eine Woche später, an einem neuen Ort mit neuen Leuten Sightseeing machst? Fragst du dich, wie es wäre, meine Hand zu halten, während du gemeinsame Träume in die Tat umsetzt, oder reicht dir die Berührung der Sonne auf deiner Haut, während ich langsam das Gefühl deiner unter meinen Fingerspitzen vergesse.
Du vergräbst dich in Hotelbetten, ich versuche verzweifelt deinen Geruch in meinem Bett nicht zu verlieren.
Das bricht mir das Herz, schreibst du, aber danach nie mehr irgendwas.
Das bricht mir das Herz, schreibst du, nachdem ich meines über einen Zeitraum von fünf Jahren immer wieder zusammenflicken musste, weil ich davon überzeugt bin, dass man an allem arbeiten kann-
weil ich so dumm war, nicht zu erkennen, dass beide Seiten etwas tun müssen, und dass eine Partnerschaft nicht funktioniert, wenn man alleine kämpft.
Weil ich so dumm war zu glauben, dass wenn ich dir immer wieder sage:
Schrei mich bitte nicht an
Lauf bitte nicht weg
Du es irgendwann hören würdest

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