5 - Prophezeiung von den Sternen

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𝕋𝕣𝕦𝕤𝕥 𝕪𝕠𝕦𝕣 𝕚𝕟𝕥𝕦𝕚𝕥𝕚𝕠𝕟, 𝕚𝕥 𝕟𝕖𝕧𝕖𝕣 𝕝𝕚𝕖𝕤

"Ratzeputz!", sagte ich leise und deutete mit meinem Zauberstab auf das Tintenchaos.

Sofort begann die Tinte zu verschwinden. Holly hob den Kopf und grinste mich an.

"Ich glaube, so sauber war es hier seit Jahrhunderten nicht mehr!", stellte sie fest.

"Ach? Glaubst du, ich gehe ins Buch der Rekorde ein oder so?", erkundigte ich mich gespielt aufgeregt.

"Auf jeden Fall! Aber weißt du, was sich noch mehr lohnen würde?", fragte die Gryffindor, während sie sich nachdenklich eine blonde Haarsträhne hinters Ohr schob, "Den Rumtreibern eine Kostprobe ihrer eigenen Medizin zu verpassen. Ich meine, wie viele Leute können schon von sich behaupten, die Meister der Streiche reingelegt zu haben?"

Das wiederum war eine sehr gute Frage. Aber verlockend klang der Gedanke schon. Eine Weile starrten wir beide verträumt vor uns hin, bevor Holly sich schließlich in Bewegung setzte und ich ihr folgte. Immerhin war es kalt hier draußen, da klang der Gryffindorturm doch gleich viel verlockender.

"Du hast auf jeden Fall recht, die sollte dringend mal jemand von ihrem hohen Hippogreif runterholen", stimmte ich Holly zu, "Aber wie bei Merlins Bart willst du das bitte anstellen?"

Sie öffnete den Mund wie um zu antworten, doch dazu sollte sie nicht kommen, denn in diesem Moment kam eine schrullig aussehende Frau mit einer übergroßen Brille um die Ecke.

Wer zur Hölle war das denn?!

"Ähm, entschuldigen Sie, aber wer sind Sie?", erkundigte sich schließlich Holly mit leicht piepsiger Stimme.

"Oh, entschuldigt meine Lieben, ich habe euch gar nicht gesehen!", begann die rätselhafte Frau und warf uns einen Blick zu, der irgendwie nicht ganz von dieser Welt war.

Ich schielte unauffällig zu Holly hinüber. Sollten wir besser die Beine in die Hand nehmen?

"Ich bin Sybill Trelawney und hatte gerade ein Gespräch mit Professor Dumbledore. Er überlegt, mich als Wahrsagelehrerin einzustellen, wisst ihr, allerdings habe ich abgelehnt. Die Kristallkugel sagte mir, dass es noch nicht so weit ist", klärte sie uns auf.

Wenn sie bei Dumbledore gewesen war, dann konnte sie doch wohl wenigstens nicht gefährlich sein, oder? Naja, hoffentlich...

Was war ich eigentlich für eine komische Hexe?! Ich hielt ein Pläuschchen mit einem Werwolf, aber vor leicht schrägen Hexen bekam ich Muffensausen? Nur sagte mir mein Bauchgefühl, dass es besser gewesen wäre, sie nie zu treffen.

Plötzlich machte sie einen Schritt auf mich zu und ihr Blick glitt noch mehr ins Leere. Ihre Stimme veränderte sich und sie atmete dermaßen seltsam, dass ich dachte, sie hätte einen Anfall oder so. Mit rauchiger Stimme begann sie zu sprechen:

"Und die Dunkelheit naht heran, aber nur aus der Finsternis geboren kann die Finsternis bezwungen werden.
Wenn der Mond blutet, dann erwacht das uralte Böse und nur der hell leuchtende Stern kann es in seine Schranken weisen.
Und Blut wird auf die Erde tropfen und den Stern entweder ertränken oder bestärken.
Denn der Stern muss erst lernen zu leuchten, oder er wird von der Dunkelheit verschluckt werden.
Erst wenn der helle Stern leuchtet wird die Nacht besiegt werden."

Kurz wurde sie von einem Hustenanfall geschüttelt, dann sah sie uns irritiert an.

"Habt ihr etwas gesagt?", wollte sie wissen.

So, das war genug! Mir reichte es schön langsam wirklich mit Sternen und Nächten und Monden und all diesem kosmischen Mist!

Ein Blick reichte und dann nahmen Holly und ich die Beine in die Hand. Unhöflich oder nicht, diese Frau war gruselig, also nichts wie weg!

Nur war die Prophezeiung, denn darum musste es sich wohl handeln, offensichtlich in meinem Kopf gelandet um zu bleiben. So sehr ich es auch versuchte, ich konnte sie einfach nicht vergessen.

When the moon is bleeding...Where stories live. Discover now