Kapitel 1

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Ich saß mit meiner Mutter im Auto. Jedoch saß ich hinten, da ich es als unangenehm empfand neben ihr zu sitzen. Meine Mutter und ich hatten nicht dieses typische "Mutter-Sohn Verhältnis", doch das störte mich tatsächlich nie so richtig, da ich es nicht anders gewohnt bin, denn mit dem Rest der Familie war es nicht anders. 

Ich sah aus dem Fenster, und guckte den Regentropfen zu, wie sie sich an der Fensterscheibe nach unten bahnten, ich empfand dies als beruhigend. Ich liebte den Herbst so sehr.

"Tyler, steig aus wir sind da.", so wurde ich von meiner Mutter trocken und monoton aus meinen Gedanken gerissen. 

"Bis nachher, danke fürs fahren.", sagte ich leise, bevor ich die Autotür so vorsichtig wie möglich zuknallte. 

Jetzt hatte ich Schule. Ich war ein ziemlicher Einzelgänger, doch auch dies machte mir nichts aus, denn die Stille kann manchmal so angenehm sein, und gleichzeitig so Qualvoll. 

"Sometimes quiet is violent", genau so stand es an meiner Wand. Doch wenn ich jetzt so darüber nachdenke, ist die Stille nur Qualvoll, wenn man mit meinen Gedanken leben muss. 

"Du vergisst halt einfach, dass ich das einzige bin, was zu hast, Tyler. Ich bin der einzige, der wirklich mit dir spricht, und dir zuhört. Du solltest dich glücklich schätzen, dass es mich überhaupt gibt!!!", sagte er.

"Er", war eigentlich nur so eine dumme Stimme in meinem Kopf, und ich nannte ihn Blurryface. Er ließ mich einfach nicht in ruhe, egal was ich tat. Ich nannte ihn Blurryface, da ich sein Gesicht noch nie gesehen hatte. Ich sah ihn manchmal in meinen Träumen, doch nie sein Gesicht, es war immer verschwommen und verzerrt, deswegen auch der Name "Blurryface".

"Hey Loser, das du dich überhaupt noch traust, dich hier blicken zu lassen!", so riss es mich mal wieder aus meinen Gedanken.

Ich wusste was passieren wird, denn so passiert es jeden Tag. Ich hatte jedoch keine Kraft mich zu verteidigen. Im Gegensatz zu den anderen war ich ein Stock, und schwach. 

Auf einmal wurde ich an meinem Kragen gepackt, und ich sah ihm genau ins Gesicht.

"Hör mir jetzt mal genau zu: Ich habs satt eine Schwuchtel in meiner Klasse zu haben, also wie wärs wenn du dich nicht einfach umbringst? Dich wird doch eh niemand vermissen. Du bist eine Schwuchtel, wer mag dich denn schon?", sagte Tony. Tony und ich waren mal ganz gut befreundet, bis zu dem Tag, als ich mich als Schwul outete. 

Endlich ließ er von mir ab, und wir gingen zum Unterricht. Super, mein Montag morgen war hiermit offiziell gelaufen. Am liebsten würd ich sofort wieder aufstehen und nach Hause. 

"Guten morgen zusammen, wir haben einen neuen Schüler, bitte seid nett zu ihm, und nehmt ihn auf", so kam unser Lehrer in die Klasse gestürmt. Hinter ihm ein großer Junge, mit rot gefärbtem Haar. Es sah schon gut aus, wenn ich ehrlich bin.

"Bitte stell dich doch vor.", bat der Lehrer den rothaarigen.

"Oh okay, uhm ja, Hi, also ich bin Josh, komme eigentlich aus New York, bin aber vor kurzem erst mit meiner Mutter hier hin gezogen. Ich bin 16, werde aber bald 17.", sagte Josh.

"Danke Josh, bitte setz dich doch neben Tyler, neben ihm ist noch platz frei.", sagte unser Lehrer.

Fuck.

Jetzt kam er auf mich zu, schmiss sich auf den Stuhl neben mir, und wir redeten kein einziges Wort mit einander. Wenn ich ehrlich bin, wusste ich auch absolut nicht, was ich sagen sollte.

Schule verging relativ schnell. Nun stand ich an der Bushaltestelle und wartete ewig und drei Tage auf meinen Bus, und neben mir, Josh. 

Ich bemerkte aus dem Augenwinkel, wie er mich musterte, doch ich ignorierte seinen Blick gekonnt.

"Ehm hey, hast du vielleicht zufällig ein Kaugummi für mich?", fragte mich Josh. Ich hab mich so erschrocken, das ich zusammen zuckte. 

"Ehm, nein, tut mir leid.", sagte ich leise. 

Nach dieser komischen Konversation kam endlich der Bus, der eigentlich sogar ziemlich leer war. Also schnappte ich mir schnell einen der höheren Sitzplätze und natürlich krallte ich mir auch sofort den Fensterplatz, um wieder meinen Regentropfen zu zugucken.

Ich beobachtete die anderen paar Leute im Bus, und jemand kam auf mich zu. Es war Josh. Er setzte sich genau neben mich. Warum neben mir? Der Bus ist noch halb leer, er hätte sich woanders hinsetzen können. Genervt guckte ich aus dem Fenster, bis endlich meine Haltestelle kam. Ich sprang auf und flüchtete regelrecht vor Josh, nur um zu merken, das er hier auch aussteigen musste. Ich hatte auch keine 5 Minuten ruhe von ihm, oder? 

Ich lief schnellen Schrittes auf mein Haus zu, natürlich guckte ich auch wo Josh lang ging, nur um zu sehen, dass er direkt im Haus nebenan wohnt. Na super, hätte ich mir auch denken können, da ist wirklich erst vor kurzem jemand eingezogen. 

Ich rannte ins Haus, zog schnell meine Schuhe aus, und rannte die Treppen hoch um in mein Zimmer zu gelangen. 

Okay Tyler, reiß dich zusammen, da drin hast du deine ruhe. So öffnete ich die Tür. Gegenüber meiner Tür war direkt mein Fenster. Aus Reflex guckte ich aus dem Fenster, und sah das Haus von Josh,  und zu meinem erschrecken, sah ich auch direkt Josh an, der in mein Zimmer starrte. So langsam wurde ich echt sauer, und zog den Vorhang zu. 

Ich lag in meinem Bett, und hörte wie es an der Tür klingelte. Da noch niemand zuhause war, musste ich wohl die Tür öffnen. Also stand ich auf, und stapfte gemütlich die Treppe runter. Als ich die Tür öffnete, erkannte ich die roten Haare direkt. Es war Josh. Mal wieder. 

Ich starrte ihn an, und er starrte mich an. 

"Kann ich helfen?", fragte ich ein wenig genervt.

"Oh, eh, ja. Also meine Mutter und deine Mutter verstehen sich wohl schon recht gut, und deine Mutter hat halt auch von dir erzählt, deswegen wollte meine Mutter das ich mal rüber gehe und mich vorstelle.", sagte Josh. Es war ganz offensichtlich eine Ausrede, wer wollte schon mit mir zutun haben?

"Gut okay, komm doch rein.", sagte ich, aber diesmal etwas freundlicher, und nicht so genervt wie vorher. 

Josh bedankte sich, und ich führte ihn in mein Zimmer. Sofort guckte der rothaarige sich um, was mir ein bisschen unangenehm war, aber ich sagte nichts weiter dazu

Don't let me be goneWhere stories live. Discover now