Seine Worte machen mich so wütend, dass ich aushole und ihm kraftvoll mit der flachen Hand auf die Wange schlage.
Sein Kopf schnellt zur Seite und er schließt kurz schmerzverzerrt die Augen.

"Du bist ein Mistkerl. Ein Mistkerl bist du! Du bist kein Stück besser, hörst du? Wenn einer über Leichen geht, dann bist das ja wohl du! Du bist im Übrigen auch der, der mir das viele Jahre vorgelebt hat. Von dir habe ich das!", schreie ich ihn mit zitternder Stimme an.

Nicht, weil ich jeden Moment weinen muss, sondern weil er mich so wütend macht.

"Du schickst das Militär nach Bogota und setzt mich mit dem Leben von über 7 Millionen unter Druck!", höre ich nicht auf uns stoße ihn an seiner Brust weg, weil er mir näher kommt.

Ich bin so wütend auf ihn und auf mich, dass es soweit kommen musste. Das ich wirklich hier mit ihm stehe und er mir all das an den Kopf wirft. Und das Schlimmste ist, dass er nicht Unrecht hat.
Wie aber sonst, könnte ich dieses Land übernehmen?

"Amara!", spricht er laut, aber er schüchtert mich nicht mehr ein, so wie damals.
Die Zeiten sind vorbei.

"Wenn ich wirklich so skrupelos wäre, wie du behauptest, dann wären mir diese Menschen egal, hörst du? Aber sie sind mir nicht egal, denn ich bin immer noch hier und versuche mit dir zu handeln!", zische ich und will ihn erneut wegdrücken, doch diesmal ist er schneller und bekommt meine Handgelenk zu fassen.
Ich will mich losreißen, aber er lässt es nicht zu.

Im nächsten Moment zieht er mich fest gegen seine Brust.
"Beruhig dich, so können wir nicht verhandeln, wenn du mich anschreist. Ich dachte du hast von mir gelernt. Habe ich bei Verhandlungen jemals geschrien?", flüstert er beruhigend in mein Ohr und streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht.

"Beruhigst du dich jetzt?", probiert er es erneut, weil ich ihm nicht antworte.

"Zeig mir, wie gut du wirklich bist.", spornt er mich an und küsst meinen Haaransatz, bevor er mich loslässt.

"Du hast mir schon einmal alles weggenommen. Noch einmal lasse ich das nicht zu.", flüstere ich erschöpft und schließe die Augen.
Ich höre, wie er sich in Bewegung setzte und nebenbei sein Jackett von den Schulter streift.

"So ist das Geschäft. Wenn niemand dir deinen Besitz wegnehmen will, dann ist er auch nichts wert. Du solltest dich geehrt fühlen", versucht er mir das ganze schmackhaft zu machen.
Er hat sich hinter den Stuhl gestellt und stützt sich mit ausgestreckten Armen an der schwarzen Lehne ab.

Ich atme tief durch, um meinen Puls herunterzufahren. Als ich mich wieder hinsetzen will, hält er mich mit einer einzigen Handbewegung auf.
Stumm führt er seinen Daumen an meine Lippe und scheint mir Lippenstift wegzuwischen.

"Entweder du, oder ich. Oder wir beide zusammen. Aber wir gegeneinander funktioniert nicht. Das wird das Land in den Ruin reißen und uns gleich mit.", spricht er währenddessen.

"Nur bist du auf mich angewiesen, also sollte ich die Regeln aufstellen.", mache ich ihm klar, dass eigentlich ich am längeren Hebel sitze und lasse mich zurück auf meinen Stuhl fallen.

Miguel hingegen stellt sich hinter mich und stützte seine Arme links und recht auf dem Tisch neben mir auf, bevor er mir einen Kuss in den Nacken haucht, der mir Gänsehaut beschert.
"Aber im Moment sitze ich am längeren Hebel, mi Amor, oder soll die ganze Stadt in Asche liegen?"

"Wenn wir uns innerhalb der nächsten 30 Minuten nicht einigen können, geht Kolumbien an mich. Und deine Routen und Bezirke um Sinaloa, Acapulco, Guadalajara und Oaxaca kriege ich auch wieder. Es wird nur eine Frage der Zeit sein.", setzt er mich unter Druck und haucht mir weitere Küsse in den Nacken und auf den Hals.

Ich ziehe meinen Kopf an die Seite, damit er aufhört, doch er denkt gar nicht dran.

"Und dann hast du gar nichts mehr, verstehst du?", hört er nicht auf seinen Mund zu halten.

"Nada.", schiebt er hinterher und lässt endlich von mir ab. Er zieht sich lässig seinen Stuhl zurück und lässt sich dann entspannt drauf fallen. Er faltet seinen Hände, die auf dem Tisch liegen und schaut mich abwartend an.

"Dann soll Bogota eben untergehen. Es wird jeder wissen, dass du dafür verantwortlich bist.", trotze ich seinen Drohungen.

"Du siehst heiß aus, wenn du da so sitzt und mit mir verhandeln willst.", lenkt er vom Thema ab und lässt seinen Blick über meinen Körper wandern. Mir entgeht nicht, dass seine Augen etwas länger an meinem Ausschnitt hängen bleiben.

"Danke.", erwidere ich unbeeindruckt.

"Aber unter mir siehst du immer noch am besten aus.", beendet er seinen Satz und ich beobachte, wie seine Lippen sich zu einem breiten Grinsen verziehen.

La Reina de MexicoWhere stories live. Discover now