Ein Tag im Leben bei Familie Holland 1: Der Morgen

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Morgens um 8.00 Uhr geht mein Wecker. So wie jeden Tag wache ich mit zerzausten Haaren und einer Bettdecke, die nicht mehr auf dem Bett liegt, auf. Ich soll immer so früh aufstehen, "Es stärkt dein Immunsystem" meint mum immer. Ich denke ja, dass das kompletter Schwachsinn ist, aber wenn ich sowas sagen würde wäre ich dran.
Ich setze mich auf, immer noch im Halbschlaf. Mein Blick schweift durchs Zimmer. Wirklich groß ist es nicht, aber viel Platz brauche ich auch nicht. Hier drinn' ist mein Bett, ein Kleiderschrank und viele Bücher. Eine Menge Pflanzen und ein großer bequemer Teppich. Die Sonne blendet mich nach dem aufwachen immer wie sonst was, weil sie direkt durch ein großes Fenster strahlt.
Meine Hände tasten die Matratze ab und suchen nach einem Kissen. Kaum bekomme ich eins zu greifen, werfe ich schon den Wecker damit zu Boden.
"Wer randaliert da oben?", höre ich meine Mutter rufen. "Sorry!", schreie ich zurück.
Ich husche zum Kleiderschrank, suche mir eilig eine Jeans, ein gemütliches Shirt und eine Strickjacke raus.
"Alexa? Spiel meine Lieblingssongs" spreche ich den Assestenten an. Sie tut besagtes. Ich habe jeden Morgen 1 Stunde Zeit bis zum Frühstück. Diese Dauer möchte ich heute mit Songs verbringen. Mein Traum ist es, irgendwann auf eine Theaterschule zu gehen, den passenden Zeugnisdurchschnitt habe ich in jedem Fall. Deswegen übe ich tagtäglich mit Musicalliedern das singen und schauspielern.

Nach geraumer Zeit muss ich mein Zimmer verlassen. Ich schließe die Tür hinter mir, mache mich auf den Weg in Richtung Esszimmer.
Ich laufe die Treppe runter, an der Wand daneben hängen viele Familienbilder. Tom natürlich ganz unauffällig an der Seite. Ich auf der gegenüberliegenden. In der Mitte waren die Zwillinge, daneben Paddy. Unsere Eltern standen jeweils vor mir und Harry. Davon machen wir jedes Jahr ein Bild, "um zu sehen, wie wir aufwachsen".
Ich bin die jüngste aus unserer Familie. Tom ist 25, Harry und Sam 23, Paddy 17 und ich, ich bin 14, werde nächsten Monat gerade mal aus der Middle school sein.
Ob ich mich auf die High school freue? Keine Ahnung. Laut Paddy ist es aber sehr langweilig, anders als in den Filmen. Dabei hatte ich früher immer Hoffnung wegen den High School Musical gehabt. Zac Afron war so überzeugend. Aber was solls. Das Leben ist kein Wunschkonzert, so wurde mir es immer gesagt. Mittlerweile gibt es auch wenig, was mich beeinflussen kann.

"Komm Tammy. Sonst wirst du noch dünner", Harry stürmt an mir vorbei. "Haha sehr witzig" meine ich unbeeindruckt. Er ist bekannt für schlechte Witze, obwohl ich nicht wirklich sicher bin ob es überhaupt ein Witz sein sollte. Meine Brüder finden es warum auch immer belustigend darüber Scherze zu machen, wie dünn ich doch sei. Aber ich weiß wie ich damit umgehen soll, ich bin ja nicht dumm.
Hinter Harry kommt auch direkt Sam hergestürmt. "Aus dem Weg Tammy, ich hab echt hunger"
Jetzt kommt auch Paddy an mir vorbei. Doch anstatt mir irgendwas zu sagen, gähnt er nur laut. Ich komme am Ende der modernen Treppe an, sehe wie meine Eltern und Tom bereits da sitzen. Jeder schwärmt über ihn. Es ist schrecklich.
Dadurch, die jüngste zu sein, rücke ich immer mehr in den Hintergrund. Heißt:
Ich bin quasi sowas wie Unsichtbar, Tom ist ein Star, von daher kann ich schonmal garnicht hervorstechen. Aber das wollte ich sowieso nicht. Leider behandeln mich viele, als wäre ich gar nicht anwesend.
Keine Rolle im Leben zu spielen tut weh, aber damit kann ich mich abfinden. Mein ganzes Leben kämpfe ich damit durchsichtig zu sein, auf jeden Fall für die Außenwelt. Jeder nur Augen für den "tollen" Tom H. , meinen Bruder. Er schenkt mir am allerwenigsten Aufmerksamkeit, ich meine, wieso sollte man sich mit der kleinen Schwester herumschlagen, wenn man einfach Zeit mit roten Teppichen und Interviews verbringen kann? Ist schon klar, das ist sein Job..aber zumindenst ein bisschen Zeit für mich kann er doch haben oder? Aber auch damit komme ich klar. Schließlich ist es seit 11 Jahren immer dasselbe.

"Guten Morgen Madame" begrüßt dad mich. "Holst du mal gerade kurz das Salz?", fährt er fort. "Natürlich" Schnellen Schrittes mache ich mich auf zur Küche. Am besten hole ich gleich alle Gewürze. Wie üblich haben es die anderen vergessen.
Ich komme mit dem Körbchen an, mitlerweile sitzen alle da, holen sich bereits Essen auf die Teller. "Was habt ihr heute alles vor?", wollte Nikki wissen.
"Wir wollen heute Golfen fahren", sagt Sam mit vollem Mund. Harry und Paddy nicken bestätigend. "Euer Vater und ich verbringen den Tag heute zusammen im Schwimmbad."
"Zendaya kommt heute zu uns, das habe ich noch garnicht erwähnt." "Kein Problem", meint Mum. "Sieht ja so aus, als ob keiner hier wäre." Ernsthaft? Ich räuspere mich, vielleicht bekomme ich dann ein wenig Beachtung. Nope, nur ein doofer Blick von Sam. Ich ignoriere jetzt einfach die Aussage.

Wir sind fertig mit dem Essen, meine Brüder machen sich bereit zum gehen. Ich begleite sie noch bis zur Tür, verabschiede sie. Doch als ein auf Wiedersehen oder so, verstrubbelt Harry mir zum Abschied die Haare mit einem "Mach keine Dummheiten Kleine."

Ich gehe zurück ins Wohnzimmer, Tom sitzt auf dem Sofa. Ich schnappe mir den Laptop, um weiter an meinem Buch zu schreiben. Während ich alles hochfahre, versuche ich ein kleines Gespräch mit ihm zu führen. "Was habt ihr vor? Bleibt ihr hier oder fahrt ihr irgendwo hin?" Er blickt mich überlegend an. "Ich denke wir entscheiden das spontan. Wieso fragst du?" "Nur so.. Wann genau kommt sie denn?" "Zendaya müsste gleich da sein Tammy." Der Laptop ist geladen, das Programm gestartet.
Der letzte Satz:
Ich stand auf der großen Bühne, Alle Blicke auf mich gerichtet.
Das wird wahrscheinlich nie so kommen. Aber die Bühnenerfahrung könnte vielleicht mit einer Nebenrolle passieren. Mindestens Backroundtänzer sein. Das wäre wunderbar.

Dann leutet die Klingel. "Das ist sie. Machst du gerade die Tür auf?", fragt mich Tom. "Klar."
Verärgert, meine Geschichte nicht weiterschreiben zu können, gehe ich zur Haustür. Zendaya war durch den kleinen Glasspalt in der Mitte zu sehen. Sie ist wunderschön. The beauty herself. Kein Wunder, dass mein Bruder sie liebt. Das darf nur keiner erfahren...obwohl es jeder merkt. Wenn er mal etwas mehr im Internet unterwegs währe, könnte er es auch sehen. Die ganze Welt weiß, das zwischen den beiden etwas läuft.
Ich öffne die Tür, Coleman blickt mich nett an. Ihr lächeln ist der Wahnsinn. "Hey Tammy", spricht sie freudig zu mir. "Hi"
Ich lasse sie reinkommen, gehe mit ihr ins Wohnzimmer.
Tom springt glücklich auf und umarmt sie herzlich. Sie zieht ihn zu sich, und drückt ihre Lippen auf seine. Beschämt drehe ich mich weg. Mussten sie das vor mir machen? Naja, ich kann sie sowieso nicht davon abhalten.
Ich wende mich wieder Laptop zu, und verschwinde damit in meinem Zimmer. Gedämpft höre ich noch aus dem Wohnzimmer vereinzelnte Lacher.

Als ich das 5. Kapitel vollende, ist eine Stunde vergangen und die Geschichte endlich fertiggestellt. Ich kann es veröffentlichen. Hastig rufe ich Google auf, und suche nach dem nächsten Buchverlag. Die Nummer, die dort angezigt wird, gebe ich in mein Handy ein. "St. Jaylos' Bücher hallo?", ertönt es aus dem Telefon. "Hallo, Tammy Holland hier. Ich ha-" plötzlich unterbricht mich die Frau am Ende der Leitung. "Die Tammy Holland? Du meine Güte Tom Holland ist dein Bruder! Wohnst du bei ihm? Wie ist er so im Alltag?" Überrumpekt halte ich den Hörer von meinem Ohr weg. Die Frau bombadiert mich weiter mit Fragen über meinen Bruder.
Schnell lege ich auf.
Ich blicke enttäuscht darüber, unwichtig zu sein und selbst bei einem Telefonat über mein Buch, in meinen Spiegel. Er ist schlicht an meine Wand angelehnt und spiegelt im Moment die Sonne in mein Gesicht. Eine Träne tropft auf den Boden vor mich. Ich säufze.

Nach einer weiteren Stunde entschließe ich mich nach unten zu gehen.

My life as a HollandWhere stories live. Discover now