„Wenn ich gewusst hätte, dass wir heute Besuch bekommen, dann hätte ich mich vorbereiten können. Ich sehe schrecklich aus." Ein freundliches Lächeln trat auf ihre Lippen wären sie sprach.

„Keines Wegs. Ich finde Sie sehen sehr gut aus." Da sprach der letzte Rest meiner guten Erziehung aus mir. „Danke, für die charmante Lüge!" erwiderte sie lachend. Es war ein sehr schönes Lachen. Automatisch lächelte ich, Luke schien es nicht anders zu gehen.

„Wie unhöflich von mir, ich hab mich ja noch gar nicht vorgestellt! Ich bin Maria Carolina West." Wieder lächelte sie dieses aufgeschlossene Lächeln. Maria Carolina? Sie hatte die Namen ihrer Töchter von ihrem eigenen abgeleitet. Eine schöne Idee.

„Ich freue mich sehr Sie kennen zu lernen."

„Freut mich auch dich endlich kennen zu lernen. Luke hat so viel von dir erzählt, dass es mir fast vorkommt als würde ich dich bereits kennen."

„MAM!" empörte sich Luke, sein Mutter ignorierte ihn jedoch.

„Aber ich kann dir sagen, solltest du mich noch einmal Siezen dann bekommen wir Ärger miteinander! Und mit der Schwiegermutter sollte man sich besser gut stellen!" drohte sie mir scherzhaft.

„Ich merk es mir." Lachte ich.

„Luke? Würdest du unserem Gast etwas zu trinken holen?"

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich euch alleine lassen möchte..." äußerte Luke seine Bedenken. Doch nach einem strengen Blick seiner Mutter verließ er seufzend den Raum.

„Komm setzt dich zu mir. Ich komme mir so komisch vor, wenn du da so rumsteht." Auffordernd klopfte sie auf Matratze neben ihr. Ich kam ihrer Bitte nach und setzte mich an den Rand des Bettes, ihr zugewandt.

Ihre Stimme nahm einen ernsten Tonfall an, als sie begann zu sprechen.

„Weißt du Zack, ich hatte ein gutes Leben. Natürlich gab es Höhen und Tiefen, wie bei jedem, aber alles in allem kann ich mehr als dankbar dafür sein. Der wohl größte Segen waren meine drei Kinder. Sie sind wundervoll."

„Sie sind wirklich einzigartig." Stimmte ich ihr zu. Sie lächelte.

„Ich kenne dich vielleicht noch nicht lange, aber ich kann diese Entschlossenheit in deinen Augen erkennen, ebenso die Liebe in ihnen, wenn du meinen Sohn ansiehst. Und nach deiner kleinen Rede gerade an der Tür, bin ich mir sicher, dass du es mit ihm ernst meinst. Deshalb solltest du wissen was auf dich zu kommt...

Ich nehme mal an, dass dir Luke nichts über meine Krankheit erzählte hat. Naja, die Kurzfassung: Ich werde sterben. Schon sehr bald. Ich habe alles soweit geregelt, dass Luke das Sorgerecht für Caro und Mia zugesprochen wird. Ich bin mir im Klaren darüber, dass ich ihm viel Verantwortung anlaste, doch ich weiß, dass er das schaffen kann. Aber nicht alleine. Er braucht Jemanden auf den er zählen kann, er braucht Jemand der ihm hilf und ihn unterstützt ... Jemand wie dich!"

„Ich... Ich weiß nicht was ich darauf antworten soll." Gab ich wahrheitsgemäß zu.

„Versprich mir einfach, dass du ihn nicht alleine lässt."

Ich legte eine Hand leicht auf ihre kalten Finger, dann sah ich ihr lächeln in die Augen.

„Ich verspreche es."

„Gut." Erwiderte sie, musste dann aber gähnen.

„Ich sollte gehen, damit Sie... Äh ich meine, damit Du dich ein wenig ausruhen kannst." Sie schenkte mir ein dankbares Lächeln. Ich erhob mich und ging auf die Tür zu, kurz bevor ich ganz aus dem Zimmer verschwand, vernahm ich die leisen Worte Marias: „Du bist ein guter Junge, Zack."

Im Flur traf ich auf Luke, er kam aus der Küche und hielt eine Glas mit Wasser in der Hand.

„Du gehst schon?" leichte Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit.

„Ja. Es war ein langer Tag. Nicht nur für mich." Erklärte ich. Er nickte.

Während ich mir meine Sachen wieder anzog, huschte Luke in das Zimmer seiner Mutter und kam kurz darauf, ohne Wasserglas, wieder.

„Woher weißt du eigentlich wo ich wohne?" fragte er in die Stille hinein.

„Ähm... also..." nervös kratzte ich mir am Hinterkopf und wiche seinen Blicken aus.

„Bist du mir etwa gefolgt?" fragend zog er seine Augenbrauen in die Höhe.

„Äh... Nein!" log ich.

„Du bist ein noch schlechterer Lügner als ich!" lachte Luke. Mit einem Grinsen lauschte ich diesem schönen Klang. Es fühlte sich an als wäre es Ewigkeiten her, dass ich ihn lachen gehört hatte.

„Aber eine Sache verstehe ich noch nicht. Ich war schon mindestens eine viertel Stunde zuhause, bevor du geklingelt hast..."

„Jaa... Ungefähr die Zeit die ich gebracht habe um genügend Mut zu sammeln diese Klingel zu betätigen. Außerdem brachtest du erst einmal ein wenig Zeit um runter zu kommen. Ich wollte nicht so enden wie die arme Laterne vorhin."

Er verdreht bloß die Augen.

„Ich sollte dann wirklich mal gehen."

„Ich bring dich noch zur Tür." Grinste er. Gemeinsam überbrückten wir den halben Meter Richtung Tür.

Ein wenig unbeholfen standen wir uns gegenüber und wussten nicht recht wie wir uns verabschieden sollten. Ein Händedruck, käme irgendwie zu förmlich. Sollte ich ihn Umarmen? Oder sogar küssen? Das ging dann doch vielleicht ein wenig zu weit.

Eine sanfte Berührung auf meinen Lippen riss mich aus meinen Gedanken. Bevor ich irgendwie reagieren konnte, entfernte er sich auch schon wieder von mir.

„Danke." Es war kaum mehr als ein Flüstern.

„Wofür?" fragte ich, immer noch perplex von dem Kuss.

„Du weiß wofür." Er lächelte, dann war er weg und die Tür zu.

Auf meine Lippen schlich sich ein Grinsen. In meinem Bauch flatterten die tot geglaubten Schmetterlinge wild umher. In diesem Moment war ich so verdammt froh ihm gefolgt zu sein.

Liebe stirbt nicht! Where stories live. Discover now