20. Kein Entkommen oder „Alle zusammen, jeder für sich"

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20.  Kein Entkommen oder „Alle zusammen, jeder für sich“


„Gehen wir einfach weiter“, beschloss Clint schließlich.
Natascha blickte überrascht zu ihrem Kollegen. Offensichtlich verunsicherte sie die Sicherheit des Bogenschützen gewaltig.
„Clint, du bist schwer verletzt. Das ist hirnrissig! So kommen wir…“
„Es geht schon wieder“, unterbrach er sie. „Die Pause hat mir gut getan. Jetzt bin ich wieder halbwegs fit.“
„Aber…“
„Nur weil dieser Spaßvogel glaubt, dass er lustig sein kann, brauchen wir uns nicht nach ihm zu richten. Wahrscheinlich will er nur sehen, was wir jetzt machen, damit er uns in zwei Minuten wieder auslachen kann“, knurrte der Assassine. „Er wird sich schon wieder melden!“
Die Geheimagentin musterte ihren Partner noch für einen Moment besorgt, ehe sie mit den Schultern zuckte und die Taschenlampe wieder einschaltete. Wenigstens saßen sie nicht mehr im Dunkeln – Stark hin oder her. Und nachdem sie jetzt ohne Zweifel wussten, dass es hier absolut keine Geister gab und auch die Fallen unschädlich gemacht worden sein dürften, würden sie sich eben alleine durchschlagen!
Blieb lediglich zu hoffen, dass sich Stark tatsächlich nur einen Scherz erlaubt hatte…


Weiter.
Schritt für Schritt.
Immer weiter.
Schritt für Schritt tastete sich Loki weiter durch die engen Gänge des Gemäuers.
Als er mithilfe seines ‚Leihkörpers‘ in eine der Graböffnungen der Gruft geklettert war, hatte er nicht erwartet, kurz darauf auf den nächsten Gang zu treffen.
Nur unterschied sich dieser gewaltig von jenen, in denen er sich bisher bewegt hatte. Kein Schmuck hing an den steinernen Wänden und es gab auch sonst nicht, das die Leere des engen Korridors gefüllt hätte.
Offenbar hatte er gerade den Geheimgang der Marke ‚Supergeheim‘ betreten, oder das war schlicht und einfach einer jener verschleierten Pfade, die man früher verwendet hatte, um das Schloss während Belagerungszeiten einfach und unbemerkt betreten oder verlassen zu können.
Zum wiederholten Male torkelte er und wäre fast gestolpert.
Die Konzentration, die er aufbringen musste, um das Skelett weiter unter seiner Kontrolle zu halten, war enorm. Schritt für Schritt zwang er die leblosen Knochen, sich nach seinem Willen zu bewegen, während er inständig hoffte, dass er sich mit dieser Aufgabe nicht übernommen hatte.
Erschwerend kam noch hinzu, dass er sich gelegentlich auf den ‚Instinkt‘ des Skeletts, wenn man es so nennten konnte, verlassen musste, weil er sich sonst in dem Wirrwarr an Gängen schon längst nicht mehr zurecht gefunden hätte. So ließ er an jeder Biegung seinen Gastkörper entscheiden, wohin der Weg führen sollte.
Und hoffte dabei immer wieder aufs Neue, dass ihn das Skelett nicht wieder an ihren Ausgangspunkt zurückbrachte.
Gelegentlich musste er sich selbst am Riemen reißen, dass er nicht versehentlich gedanklich abdriftete und darüber nachdachte, was Steve wohl gerade in diesem Augenblick mit seinem Körper anstellte.
Aber nein – Er musste sich darauf verlassen, dass sein Partner seine momentane Wehrlosigkeit nicht ausnutzte, denn selbst wenn es so wäre, könnte er es eh nicht verhindern.
Im Extremfall würde er es sicherlich mitbekommen und konnte in seinen Körper zurückkehren.
Sicherlich oder eher hoffentlich?
Er mochte sich gar nicht ausmalen, was mit seiner Seele geschehen würde, sollte sein Körper während seiner ‚Abwesenheit‘ beschädigt oder gar zerstört werden…
Nein, Stopp!
Er musste sich jetzt auf das Skelett konzentrieren und nicht auf allfällige „Was wäre wenn…“-Überlegungen.
Er musste hier die Kontrolle behalten!
Er musste…
Plötzlich zuckte Loki zusammen.
Zweimal musste er hinsehen, ehe er richtig wahrnahm, was sich da vor ihm befand.
Das konnte doch nicht sein, oder?
Oder doch?
Zum ersten Male seit er dieses Schloss betreten hatte, schien das Glück auf seiner Seite zu sein!


Unter lautem Knacken brach die Tür, als Thor mit seinem Hammer darauf einschlug. Ohne weiter darauf zu achten, betrat er den nächsten Raum, sah sich kurz um, entdeckte nichts, das von Interesse sein könnte, durchschritt den Raum und zerschmetterte die nächste Tür.
So kämpfte sich der Donnergott Stück für Stück durch das Schloss, wobei er eine Spur der Verwüstung hinterließ, denn wann auch immer er Dinge entdeckte, das eine potentielle Gefahr darstellen konnte – seien es nun Rüstungen oder einfache Alltagsgegenstände – zerschmetterte er sie, ohne die Gegenstände auch nur eines zweiten Blickes zu würdigen.
Immer weiter drang er in die Tiefen des Gemäuers vor, während er verzweifelt nach seinen Freunden suchte.
Aber er konnte nicht einmal einen kleinen Hinweis auf ihren Verbleib entdecken.
Es war zum Verzweifeln!
Je weiter er vorrückte, umso enger und verwinkelter wurden auch die Gänge und binnen kurzem hatte er den Überblick komplett verloren. Sehr bald war er froh, dass er diesmal eine Fackel aus einem der Räume mitgenommen hatte, denn die Beleuchtung wurde immer spärlicher und schon nach kurzer Zeit war die Leuchte in seiner Hand die einzige Lichtquelle weit und breit.
Aber davon ließ sich Thor nicht abhalten!
Irgendwo musste das Schloss schließlich ein Ende haben und sollte er es nicht finden, dann würde er sich eben einen direkten Weg durch die Mauern bahnen müssen!
Für eine Weile watete er wütend und angespannt durch die engen Pfade und war sich schon sicher, dass er auf der falschen Fährte sein musste, ehe er endlich etwas von Interesse entdeckte. Anstatt eines weiteren Gangs führte jetzt eine schmale Wendeltreppe in die Tiefe.
Der Donnergott folgte den Stufen, wobei er gut darauf achten musste, dass er nicht das Gleichgewicht verlor, was gar nicht so einfach war, da die Treppen so gewunden waren, dass man sich nicht gleichzeitig am Gelände anhalten und eine Waffen führen konnte.
Und Mjöllnir wollte Thor an dieser Stelle auf gar keinen Fall aus der Hand legen!
Nur eines war seltsam.
Normalerweise waren solche Wendeltreppen so ausgelegt, dass man sie gegen einen Angreifer verteidigen konnte, der von unten kam und nicht gegen einen, der von oben kam, wie es hier der Fall war.
Es wirkte beinahe, als würde sich in der Tiefe etwas befinden, das vor Angreifern, die das Schloss bereits erobert hatten, beschützt werden musste.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 12, 2015 ⏰

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