10. Kapitel

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Duschzeit. Ich genieße die letzte Dusche in meinem Leben. Ich lasse mir das Wasser übers Gesicht laufen und schrubbe mich sauber. Bald ist es vorbei.
Amelia schaut mich auf eine merkwürdige Weise an. „Was?", frage ich sie. Was will sie? „Warum bist du heute so gut drauf?", erkundigt sie sich und hebt die Augenbrauen.
Und hier tue ich etwas Ungeplantes. Es ist nur ein kurzer Satz, den ich sage, aber er ist entscheidend. Er verändert alles. „Ich werde dem Ganzen ein Ende bereiten", antworte ich, woraufhin Amelia mich entsetzt ansieht. Sie will noch irgendwas sagen, doch ich schiebe mich an ihr vorbei und gehe.
Als die Wächter mir gerade den Rücken umdrehen, husche ich in einen Seitengang, der zu einer langen Treppe führt. Ich könnte mich theoretisch auch vom oberen Treppenabsatz stürzen, aber ich bin mir nicht sicher, ob das für meinen Tod reicht.
Ich steige schnell die Treppe hinauf. Ich höre, wie Amelia meinen Namen ruft. Soll sie doch rufen. Es ist mir egal. Gleichgültig.
Ich komme oben auf dem Dach an. Ich kann schon Schritte hinter mir hören. Ich muss mich beeilen. Sie kommen mich holen.
Ich gehe auf die Dachkante zu. Unter mir sehe ich den grauen Asphalt. Soll ich wirklich...? Ich kann meinen Gedanken nicht zu Ende denken, denn eine Stimme ertönt. „Lili, bitte tu das nicht", es ist Amelias Stimmt. Warum will sie mich abhalten? Es gibt keine andere Möglichkeit. „Es gibt eine andere Möglichkeit", flüstert Amelia, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Welche Möglichkeit soll das sein?

Der Tag wird kommenWhere stories live. Discover now