I. Ein Baum erwacht

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Da ist etwas. Eines Augenblicks ist da etwas. Es ist einfach da. Ganz am Anfang, ganz neu. Jetzt, so neu, kein davor. So frisch, so neu. Nur da und da sein!

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"Ich" wird sich seiner bewusst. Da ist zunächst nur dieses Gefühl des Ich, zu sein, da zu sein. Noch denkt der Baum nichts. Er merkt nur, dass er da ist. Einfach da. Keine Frage, wieso. Es ist das erste Erleben, keine Aktion, das reine Empfinden. Mehr nicht, doch auch nicht weniger. Weniger war zuvor.

Aber dann ist da mehr als nur das Ich. Erste Eindrücke. Signale, bestimmte Gefühle. Was es ist, kann er nicht sagen. Doch diese Frage kommt erst gar nicht auf. Nur Empfinden!

Er spürt, eben noch das Ich. Jetzt ist es mehr. Es ist mehr als nur das Ich. Irgendetwas, aufmerksam! Irgendetwas reizt ihn und lenkt ihn von seinem neu gewonnenen Ich ab. Es stört jedoch nicht, es ist interessant, es ist neu. Genau wie das "da sein". Eigentlich kein Unterschied zwischen den Dingen.

Er streckt sich im Geiste. Geht dorthin, wo die Empfindungen herkommen. Er nimmt nicht mehr nur wahr. Er kommt den Eindrücken entgegen. Er streckt sich in alle Richtungen, beginnt sich zu fühlen. Nicht nur den Geist, auch seine Baumgestalt.

Er wird aktiv, beginnt alle seine Äste und Wurzeln zu spüren, zu erfahren bis in die letzte Verästelung. Irgendetwas bewegt ihn hin und her. Er fühlt die Spitzen, das Rascheln der Blätter im Wind. Was es ist, kann er noch nicht sagen, sich nicht erklären. Es ist noch ganz mit sich selbst, dem Sein, dem Werden und Erleben. Noch ganz am Anfang. Das erste Mal da zu sein.

Das Ich erwacht. Der König der Bäume erwacht.

Der König der BäumeWhere stories live. Discover now