The General Store

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MAIKY

Maiky war der erste, der durch die Tür zurück in das enge Treppenhaus hastete. Die Gruppe von Ellie hatte sich hier schon verbarrikadiert, bevor sie ihn mitgenommen hatten. Es gefiel ihm zwar nicht, dass er sich unterordnen musste, aber er schuldete ihnen etwas. Außerdem, hatte er das Gefühl, dass Ellie ein guter Anführer war. Er wusste nicht wieso, aber er empfand meist genau wie sie und ihre Entscheidungen waren nachvollziehbar und er war froh, dass er selbst diesen Job nicht machen musste. Unvorsichtig stoß er die noch offene Tür zu Asts' Apartment auf und stürmte in die kleine Wohnung. Elu, die kleine Schwester von Ellie saß auf dem Sofa, Ast saß neben ihr. Elu's Nase war immer noch rot und entzündet, aber sie sah schon sehr viel gesünder aus. Er hatte schon fast damit gerechnet, dass sie es nicht schaffen würde. Doch das hätte Ellie sicherlich nicht verkraftet. Ohne etwas zu sagen lehnte er sich an die Wand neben der Küche, die an das Wohnzimmer angrenzte. Ellie und Franzi stürmten kurz nach ihm durch die Tür.

»Was ist denn los? «, fragte Ast, als sie Franzis Gesichtsausdruck erblickte. Sie stand auf und lief hinüber zu Franzi. Maiky wusste, dass sie sich schon vor dem Ausbruch der Krankheit kannten. Sie und er selbst waren die Einzigen die schon ihr ganzes Leben in Boston verbracht hatten. Ellie und Elu kamen aus Kentucky. Er wusste nicht, wie sie hier hergekommen waren, doch sie waren nun hier und irgendwie mussten sie aus Boston heraus kommen. »Habt ihr denn nichts gehört? Boston wird gesprengt. Wir müssen hier weg, sofort. Wir haben nicht mal zwei Tage. «, sagte Franzi, als Ast ihr den Arm um die Schultern legte und seufzte. »Wirklich? Oh wow, dass... nein, wir haben nur den Helikopter gehört. Aber wir haben uns nicht nach oben getraut. «, sagte Ast und schaute besorgt zu Elu herüber. Es war Maiky klar, dass nur Elu sich nicht getraut hatte, doch Elu war nur ein Kind, seiner Meinung nach, also sei ihr Vergeben. Bevor die Situation noch schlimmer ertragbar wurde, stieß er sich von der Wand ab und sagte: »Also, was machen wir? Suchen wir erst Proviant und dann ein Auto oder hat jemand einen Plan? « Alle Augenpaare wanderten zu Ellie, die nicht sofort bemerkte, dass er sie angesprochen hatte. Das passierte ihr öfters. Sie dachte noch kurz nach und antwortete dann: »Maiky und ich suchen nach Proviant und Ast du schaust ob dein Auto noch funktioniert. Franzi...«, sie wandte sich direkt an die Ärztin. »Du bleibst hier und passt auf Elu auf. «

Franzi nickte nur, doch Elu protestierte. »Ellie! Ich möchte auch helfen! Ich kann das! Ich bin nicht mehr Krank. «, sie zog eine Schnute, wie ein wütendes Kleinkind, ob sie das mit Absicht machte konnte Maiky nicht genau sagen. Doch Ellie seufzte und kniete vor ihre kleine Schwester. »Elu, werde erst Mal ganz gesund, außerdem ist es gefährlich da draußen- «, begann sie, doch Elu unterbrach sie schnippisch: »Denkst du ich weiß das nicht?! Ich möchte auch helfen. « Ihre Stimme überschlug sich ein wenig, doch Ellie schaute ihr ernst in die Augen. Das tat sie oft. Das gab jedem das Gefühl, dass sie wirklich zuhörte. Maiky mochte das.

»Okay, schau. Hier... «, sie zog einen Taser aus einer Tasche an der Seite ihres Gürtels. »Damit musst du Franzi beschützen, falls jemand kommt... «, fuhr sie fort und begann zu flüstern: »Denn wir wissen ja beide wie gut sie schießen kann. « Sie zwinkerte und grinste breit. Franzi lächelte, es machte ihr nichts aus, sie wusste, dass Ellie Recht hatte. Das schien Elu zu befriedigen, denn sie griff den Taser fest mit der linken Hand und grinste nun auch. »Okay. Mach ich. « Ellie stand auf und schaute zu Maiky herüber. Sie nickte kurz und Maiky nickte zurück. Er griff seine Armbrust, die an der Tür neben ihm lehnte. Langsam lief er hinter Ellie her, die Treppe hinunter, bis zum Erdgeschoss. »Der General Store gegenüber sollte noch ein paar Dosen haben wenn ich mich nicht irre. Vielleicht finden wir auch ein paar Ersatzteile für Asts' Auto. « Maiky nickte und spähte aus dem Fenster. Es waren relativ wenige Untote in der Seitenstraße, wenn sie sich beeilten, würden die Matschbirnen sie überhaupt nicht bemerken. »Was für ein Auto hat sie nochmal? «, fragte er ruhig. »Einen AMC Rebel, glaube ich. Ein altes Teil auf jeden Fall. «, antwortete sie. »Hm. « Vorsichtig öffnete er die Tür und trat auf die Straße.

Er zielte auf den Kopf eines Untoten, den er übersehen hatte und unvorhergesehen hinter einem Autowrack hervor schlurfte. Der hellgrüne Pfeil zischte genau durch das verrottende Auge des Untoten, der wie Maiky annahm, was mal eine Frau gewesen war. Dickflüssiges, geronnenes Blut spritze über den Boden, als der Körper zu Boden fiel. Scheinbar unbeeindruckt packte er den Pfeil, der aus dem Schädel ragte und es knackte leise, als er ihn mit einem festen Ruck heraus zog. Wieder spritzte Blut und Gehirnmasse verteilte sich auf dem Asphalt der Straße. Er spürte Ellie's schmale Finger auf seine Schulter tippen, sie bedeutete ihm, dass sie noch hinter ihm war. Ohne sich umzublicken lief er direkt in den General Store, dessen Türen offen standen. Das hatte nichts Gutes zu bedeuten. Es dauerte nicht mal Sekunden und er hatte sich sofort in dem verhältnismäßig großen, halbdunklen Laden zurecht fand.  »Links sollte das Dosenessen stehen. Ich hab sie in eine Kiste hinter dem dritten Regal versteckt, unter einer Decke. «, sagte er leise. »Roger. «, hörte er Ellie hinter sich sagen. Nach einer kurzen Pause fügte sie noch hinzu: »Sei vorsichtig. « Er nickte nur kurz und schlängelte sich an zwei umgefallenen Regalen vorbei. Die meisten Regale waren leer, es lagen nur ein paar Verpackungen und Fetzen auf dem Boden oder in den Regalen. Eilig huschte sein Blick über die Fächer der Regale und den Boden, bis er endlich gefunden hatte, wonach er suchte. Er lächelte leicht und eilte zu der Kiste, in der er ein paar Autobatterien und einen Ersatzreifen vermutete. Tatsächlich fand er sogar noch ein paar Kanister Benzin. Was man nicht alles in einem General Store fand.

Er steckte eine Batterie in seinen Rucksack, als sein Blick auf etwas Merkwürdiges fiel. Hatte er sich das nur eingebildet oder hatte sich das Regal gerade bewegt. Er kniff die Augen zusammen und steckte die nächste Batterie ein. Da- Das Regal hatte sich doch ... verwirrt starrte er weiter in das Halbdunkel, bis etwas er hörte, wie etwas aus Metall zu Boden fiel. »Shit! « Ellie! Ohne weiter nachzudenken, griff er seinen Rucksack und einen kleinen Kanister Benzin und stürmte in die Richtung, in die er Ellie geschickt hatte. Wenige Augenblicke später war er auch schon an der Stelle. Der dreckige Boden war mit dunkelrotem Blut verschmiert und in mitten dieser Schlieren lag ein kleiner Körper, neben dem ein dunkler Schatten kniete. Harsch zog er die Luft ein und hob seine Armbrust in Lichtgeschwindigkeit, doch der Schatten hob seine blutverschmierten Hände und quiekte: »Nicht! Nicht... ich bin's. «

Erleichtert seufzte Maiky und atmete die Luft, die er angehalten hatte stoßartig aus. »Das war knapp, Ellie. «, sagte er leise und steckte ihr seine Hand entgegen. Ihre war glitschig und kalt, als sie seine anpackte und er sie auf die Beine zog. »Danke. «, sagte sie und wischte sich die Hände an ihrer Uniform ab. »Die ist wohl ruiniert. «, fuhr sie fort und lachte leise. Sie stopfte noch ein paar Dosen in den überfüllten Rucksack und zusammen verließen sie den Laden so schnell es ging. Wer weiß, wie viele da noch drin sind, dachte Maiky, als er hinter Ellie in Richtung Tiefgarage davon eilte.

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