,,Du willst ihn nicht heiraten, nicht wahr?"

Abrupt weiten sich meine Augen und ich gucke sie geschockt an. Was? Was hat sie da gesagt? Wie hat sie das gemerkt? Ist das etwas so offensichtlich, dass ich ihn nicht heiraten möchte? Ihre Arme verschränkt sie und mit einem matten Lächeln betracht sie meine Reaktion. Ich versuche mich zu sammeln und ihr nichts anmerken zu lassen. ,,Nein, Nein... ich möchte ihn hei-heiraten." Verdammt! Meine Stimme hört sich leise und lügnerisch an, was sie auch bemerkt. Das mit dem Sammeln, klappt nicht so gut. ,,Mach mir nichts vor, Kind." Kind. Sie hat mich Kind genannt und dagegen habe ich nichts einzuwenden. Ich lasse meinen Kopf senken und kaue auf meiner Unterlippe. ,,Erkennt man es sehr?" murmele ich. ,,Also die Braute, die ich in meinem Leben gesehen habe, haben nicht aufgehört zu lächeln an so einem Tag. Bei dir konnte ich bisher kein echtes Lächeln sehen." Oh man. Wann habe ich den das letzte Mal überhaupt echt gelächelt? Oder gelacht? Wann war das? Letzte Woche? Letzte Monat? Letztes Jahr? Ich weiß es nicht. Ich errinere mich nicht. Es gibt keinen Grund für mich zu lächeln. Mein Blick wandert zu den Kaltstreifen und dann zu ihr wieder. ,,Du musst dich nicht rasieren, keine Sorge. Ich wollte diese ganzen Mädels hier nur raus scheuchen, um dir ein bisschen zu plaudern." Nickend atme ich erleichtert aus und lehne mich an den Stuhl.
,,Wie geht es dir?" fragt sie mich nachdenklich. Schwach schliesse ich meine Augen und massiere meine Schläfe, um die mehr werdenden Kopfschmerzen zu lindern. ,,Scheisse." Verstehend nickt sie mit ihrem Kopf und greift plötzlich nach meiner Hand.

,,Es wird ein schwieriger Abend für dich, doch alles was ich über dich gehört habe, sagt mir, dass du eine sehr starke Frau bist und es überstehen würdest." Stark? Ich bin gerade alles andere als stark. ,,Was haben sie denn über mich gehört?" frage ich neugierig. Ein Grinsen macht sich wieder auf ihren Lippen breit während sie antwortet. ,,So einiges." Aha. Was soll das jetzt heißen? Trotz das ich sie immernoch fragend angucke, antwortet sie nicht. Von wem sie wohl, was von mir gehört hat? Vielleicht Eda. Oder Atakan. Ich hacke nicht weiter nach und greife nach der Jogginghose, die ich ausgezogen habe, um mich rasieren zu können. Ich ziehe sie an und laufe zum offenen Fenster rüber, weil ich von der Stimmen höre. Ich beobachte Muso und Halil, wie sie am Rand von dem großen Pool stehen und mit funkelnden Augen, sich gegangseitig mit Wasser abspritzen. Währenddessen lachen sie, was mir ein kleines Lächeln auf den Lippen zaubert. Ich könnte ihnen stundenlang zuschauen und ihren Lachen zuhören. Mir würde nicht langweilig werden. Es ist wie Musik in meinen Ohren.

,,Abla!" höre ich auf einmal die Stimme von Muso. Er winkt mir zu, was ich schnell erwidere. Dadurch das er gerade eben abgelenkt war, spritze Halil eine Hand voll Wasser in sein Gesicht. Erschrocken weicht er zurück und guckt ihm sauer ins Gesicht.
,,Halil!" mahnt er und schon rennen die beiden sich hinterher. Seufzend lehne ich mich an dem Rand vom Fenster und spüre ihre Präsenz neben mir. ,,Sehr höfliche Bruder hast du. Als ich sie vorhin gesehen habe, haben sie mich alle sehr freundlich begrüßt." So sind wir alle. Egal wer vor uns steht, begrüßen wir die Person. Sogar wenn es ein Feind ist. Denn Begrüßen hat was mit Höflichkeit zu tun, die meine Brüder und ich besitzen. Das erinnert mich an die Nacht, als ich Atakan zum ersten Mal sah. Ohne ihn gekannt zu haben, habe ich ihn begrüßt. Mein Blick wandert wieder zu den ganzen Menschen, die den Garten schmücken. Sie sind so gut wie fertig. Zwei Frauen schmücken gerade den großen Tisch und diskutieren, wie die Blumen stehen sollen. Wieso sind denn aber so viele Tische hingestellt worden? Werden es wirklich so viele Menschen? Ich werde dann aber niemand kennen. Nur meine Brüder. Wie kann er überhaupt so viele Menschen in so kurzer Zeit einladen? ,,Efsane." Ich blinzele kurz vor mich hin und gucke sie fragend an.
,,Wenn du was brauchst, kannst du immer zu mir kommen. Egal was. Kizim sayilirsin. Tamam mi?" (Du zählst wie eine Tochter für mich. Okay?) Das ist sehr nett von ihr. So etwas zu hören, rührt mich etwas. Ich weiß nicht viel über sie, aber eins weiß ich: Ihr kann ich wirklich vertrauen. Dankend nicke ich nur, doch werde dann in eine Umarmung gezogen.

TURKISH MAFIAWhere stories live. Discover now