,,Ich bin Halil." stellt er sich auf einmal vor und streckt seine Hand nach Eda aus. Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und verstehe nicht wieso er sich gerade so benimmt. Vielleicht weil er einfach nur höflich sein will? Ja. Wahrscheinlich ist es das. Etwas überrumpelt greift sie zögerlich nach seiner Hand und stellt sich auf vor. Ihr Blick wandert zu Muso, der aber in eine andere Richtung guckt. Muso man. Das ist unhöflich. Sag ihr doch wenn dann 'Hallo'.  Sie fängt mit meiner roten Hand an. Kurz schliesse ich gemütlich meine Augen, als die kalte Creme meine brennende Haut trifft. Tut das gut. Sie verbindet es und macht das gleiche mit meinem Fuß. Meinem Fuß geht es wesentlich besser. Er ist sogar fast ganz geheilt. Danach macht sie das selbe mit meinen Rücken und verbindet es mit dem Verband um meinem Bauch. Ich hab so viel abgenommen in den letzten Tagen. Das ist nicht mehr normal. Für meine Verhältnisse esse ich nicht viel, aber seit Sonntag esse ich fast nichts außer ein Stück Käse mit etwas Brot. Hoffentlich verliere ich nicht wieder mein Bewusstsein. Das brauche ich ehrlich jetzt nicht. Ich weiß, dass ich mehr Essen und Trinken muss, aber so einfach geht das nicht. Ich kann nicht mal einen Bissen runter schlucken. Das Essen bleibt in meiner Kehle. Ich kann dagegen nichts tun. Das Trinken fällt mir einfacher. Das ist nicht so schlimm.

Fertig mit allem packt Eda alles ein und guckt uns auffordernd an. ,,Das Frühstück steht bereit. Ich würde sie jetzt zum Tisch bringen." Halil geht als erstes freudig zur Tür und nickt mit dem Kopf nach draußen. ,,Hadi gidelim." (Los lass gehen.) sagt er und öffnet sie. Off Halil. Er will nicht, dass ich ihn heirate, aber er ist bereit dazu jetzt das Essen zu essen, was er höchstwahrscheinlich gekauft hat. Ich sage ja nichts, nur wunder ich mich etwas darüber. Noch nie hat er oder die anderen vier sowas im Leben gesehen. Seine Reaktion ist normal. Muso steht, zu meiner Verwunderung, langsam auf und geht auch vor die Tür. ,,Beyim sizi odasinda bekliyor." (Herr wartet im Zimmer auf sie.) wiederholt sie den gleichen Satz von Gestern und lässt mich aufstehen. Oh Nein. Ich will ihn nicht sehen. Aber eine andere Möglichkeit habe ich im Moment nicht. Also nicke ich einmal, gehe raus, aber stoppe als ich Edas Stimme höre. ,,Ich brin-" ,,Musst du nicht. Ich kenne den Weg." unterbreche ich sie und gucke zu meinen Brüdern. ,,Akilli olun." ( Seid brav.) Nachdem die beiden mir ein sicheres Nicken gegeben haben gehe ich langsam den gleichen Weg wie gestern entlang.

Tief einatmend klopfe ich an die gleiche Tür. ,,Gir." (Komm rein.) Mutig gehe ich rein und sehe ihn mit verschränkten Armen vor seinem Schreibtisch angelehnt. Eine Sekunde bleibt mein Blick an seinen Oberarmen hängen, aber gucke rasch woanders sehen. Wie lange er wohl für diese ganzen Muskeln gebraucht hat? Sehr lange vermutlich. Vor der Tür bleibe ich stehen und lehne mich an sie. Ein sehr großer Abstand ist momentan zwischen uns. ,,Ne var?" (Was?) fange ich genervt an. Angepisst gucke ich in seine Augen, die meine durchbohren. Er lehnt sich vom Tisch ab und kommt auf mich zu. Nur einen Meter entfernt bleibt er stehen. ,,Günaydin."
(Guten Morgen.) begrüßt er mich plötzlich, was mich schockiert. Oha. Begrüßt er mich wirklich? Hätte ich nicht erwartet. Ich nicke nur und höre ihm weiter. ,,Ich mache dir einen Kompromiss, Efsane." Meine Ohren stellen sich auf und ohne, dass ich es bemerke mache ich einen Schritt nach vorne. Fragend gucke ich ihn und will wissen was er meint. ,,Deine Brüder werden gehen, dass steht fest. Du darfst sie aber jede dritte Woche sehen." erklärt er und guckt mir etwas unzufrieden ins Gesicht. Dieser Vorschlag gefällt ihm bestimmt nicht. Mir auch nicht. Ihn dafür umzustimmen meine Brüder hier zu lassen ist ein hoffnungsloser Fall. Also muss ich anders ran, auch wenn es mir im Herzen schmerzt. ,,Jede Woche." bestimme ich. Diesmal wirklich unzufrieden kommt er näher. ,,Nein." ,,Oh doch!" Genervt prustet er aus und schüttelt seinen Kopf. ,,Jede zweite Woche." entgegnet er stur. ,,Was?Nein!" Gott! Der macht mich so wahnsinnig. Sag doch einfach Ja und die Sache ist geklärt. Unruhig fange ich an dem Verband rumzuspielen, während er mich noch näher kommt und mit seinem Gesicht zu meinem Ohr wandert. Stocksteif stehe ich da und halte meinen Atem an.
,,Eigentlich wollte ich dir deine Brüder nur einmal im Monat zeigen, sei also lieber dankbar, dass sie jede zweite Woche kommen werden." raunt er gefährlich kalt in mein Ohr. Ich schlucke stark, als sein warmer Atem meine Halsbeuge trifft. Er soll sich entfernen. Wir sind uns näher als sonst. Also im körperlichen Sinne. Der soll sich verpissen. Schnell gehe ich paar Schritte nach rechts und atme erstmal ein. Nie wieder soll er mir so nah kommen. Nie wieder. Trotzdem gefällt mir das irgendwie nicht. Es ist besser, aber es könnte besser werden. Ich setzte zum Widersprechen an, werde aber von ihm unterbrochen. ,,Du kannst sie auch wann du willst anrufen und jetzt: Hör auf zu diskutieren." Hm. Also. Ich weiß nicht. Das ist gut. Sehr gut. Aber wie soll das denn jetzt meinen Brüdern erklären? Werden sie sehr dagegen sein? Oder doch lieber erfreut? Ergeben nicke ich und lasse mir alles nochmal durch den Kopf. Hoffentlich verstehen sie mich und stimmen mir zu.

TURKISH MAFIAWhere stories live. Discover now