Kapitel 3: Anders als erwartet

19 0 0
                                    

Am nächsten Morgen werde ich wachgerüttelt. Als ich aufsehe starrte mich ein paar hellbraune Augen an. Ich rücke von Ginny weg. „Was ist denn los?" quengele ich und gähne. ,,Es ist doch noch so früh." Ginny lacht und steht von meinem Bett auf. ,,Wenn du ohne ein Vogelnest auf dem Kopf mit uns frühstücken willst, würde ich aufstehen und ins Bad gehen." Ihr Blick ist vielsagend. Ich murre und schlurfe ins Bad. Ich schließe die Tür hinter mir und sehe in den Spiegel. Fast erschrecke ich mich vor mir selbst. Ich sehe schrecklich aus, meine Haare sind verknotet und stehen in alle Richtungen ab -schlimmer als bei Harry. Ich betrachte mich von allen Seiten. Es gibt doch so einen Zauberspruch, der einem die Haare kämt. Mir fällt keine Zauberformel ein, deshalb greife ich zur Haarbürste und kämme sie vollständig durch.

20 Minuten später sind meine Haare ordentlich und gekämmt. Ich gehe wieder in Ginnys Zimmer und ehe sie auf ihrem Bett liegen. Sie hat Arme und Beine ausgestreckt und schaut lächelnd an die Decke. Anscheinend hat der Junge (Harry?) gestern, sie echt buschig im Kopf gemacht. Irgendwie finde ich es merkwürdig. Harry hat letztes Jahr mit Ginny Schluss gemacht, weil es ihm zu gefährlich war, aber alles, was zwischen den beiden passiert ist, seit Voldemort Tod ist, weiss ich nicht, wie die beiden zueinanderstehen. Vielleicht hat Ginny sich jemanden Neues gesucht, aber wen? ,,Gin, wir müssen reden" sage ich ernst. Ginny lächelt noch mehr, wenn das überhaupt geht. ,,Das wollte ich auch gerade sagen." Ich sehe sie stirnrunzelnd an. ,,Aber nicht vor dem Frühstück" setzt sie hinzu. Ich seufze. ,,Spann mich doch nicht so auf die Folter. Sag mir wenigstens wer der glückliche ist." quengele ich. Auf einmal scheint Ginny verblüfft und sagt:,, Das weißt du nicht? Kannst du es dir nicht denken?" ,,Nein, wen meinst du?" frage ich. Doch Ginny verlässt nur verwirrt den Raum ohne etwas zu sagen. Ich laufe, nicht minder verwirrt, zu meinem Koffer und fische ein paar Klamotten heraus. Als ich sehe, was ich in der Hand halte, verziehe ich das Gesicht. Es sind ein paar von den Klamotten, die Ron mir mit einem Päckchen geschickt hatte. Dazu geschrieben stand auf einem extra Papier: Die Kleider würden dir sicherlich gut stehen, freu mich schon, dich darin zu sehen. Ich betrachte die hoffnungslosen Fälle in meinen Händen. Das eine ist ein blutrotes Kleid. Es hatte einen so großen Ausschnitt, dass einem die Brüste fast herausfallen. Das Kleid geht einem gerade mal ein paar Millimeter unter den Po. Kurz: Es ist schrecklich. Als ich es im Urlaub einmal anprobiert habe, wurde ich auch noch gesehen. Jemand hat gerade in mein Fenster geguckt, weil ich vergessen habe, die Vorhänge zuzuziehen.

Der Junge, der mich aus dem Fenster aus ,,beobachtet" hatte hieß Dennis. Wir haben uns einen Tag nach unserer ersten Begegnung durchs Fenster noch einmal gesehen. Dennis hat sich entschuldigt und wir haben miteinander geplaudert. Ich habe ihm gesagt, woher ich das Geschenk habe, dass ich im Urlaub bin und generell alles. Fast. Ich habe natürlich nichts über Hogwarts und Zauberei gesagt. Dennis hat mir auch viel erzählt. Er wohnt allein mit seiner Mutter uns seiner Schwester. Sein Vater hat seine Familie sitzen lassen als Dennis fünf Jahre alt war. Dennis wohnte in Frankreich, geht aber wie ich auf ein Internat. Wir haben unsere Adressen ausgetauscht. Ich finde Dennis wirklich sehr nett. Er kennt mich sehr gut, obwohl wir nur drei Tage lang etwas zusammen unternommen haben. Dennis ist einen Tag vor mir abgereist. Aber die Tage vorher haben wir meistens gemeinsam verbracht. Ich reiße mich aus meinen Gedanken und überlege, Dennis nachher anzurufen. Bestimmt hat Mum unser Telefon dabei. Zur Not haben die Weasleys bestimmt auch eins da.

Ich greife erneut in die Tasche und bin schon etwas zufriedener. Es ist ein dunkelgrünes Top und eine hellblaue Hose. Ich gehe runter und frühstückte. Mr Weasley, Percy, die Delacours und Hagrid sind schon mit Kingsley nach Hogwarts aufgebrochen. Nur Gabrielle, die Schwester von Fleur, ist noch zu Hause. Auch Bill bleibt noch einen Moment. Er hat gesagt, er will noch duschen, aber ich habe gesehen, wie er in Georges Zimmer ging. Nach dem Essen warte ich auf Ginny. Ich setze mich auf den Boden und als Ginny hereinkam bedeute ich ihr, sich ebenfalls zu setzen. ,,So, jetzt rück mit der Sprache raus" befehle ich ihr. „Was ist mit Harry? Was habt ihr gestern gemacht? Oder war es doch nicht Harry? Wer war dein Date? Wie sieht er aus? Seit wann kennst du ihn? Wieso hast du mir nicht davon erzählt? Wozu die ganze Geheimniskrämerei?" rattere ich herunter, doch Ginny unterbricht mich. ,,Mine?" sagte sie ,,Komm mal runter, ich habe mich natürlich mit Harry getroffen." ,,Harry? Ich dachte... Warum hast du es dann nicht gleich gesagt? Ihr seid wieder zusammen?" plappere ich schon wieder los. ,,Oh Gin, das ist echt cool! Wie süß." Ich hole Luft und will sie noch mehr Dinge fragen, aber sie legte mir einen Finger auf die Lippen. ,,Als Harry mir auf der Beerdigung von Dumbledore gesagt hat, dass wir nicht zusammen sein können, hast du mich aufgemuntert. Aber als Harry hierhergekommen ist, hat er gesagt, dass es ihm leidtat und..." sie macht eine Pause. Ich munterte sie auf und sagte: ,,Los, sag' schon!" Ginny lächelt. ,,Er hat gesagt, dass er mich liebt und wieder mit mir zusammen sein will." beendet sie sich selbst und seufzt verträumt. ,,Jetzt zu gestern. Harry hat draußen auf mich gewartet."

Flashback P.O.V. Ginny

Ich ging durch die Tür und sah Harry dastehen. Er hatte versucht, seine Haare zu kämmen, das sah ich sofort. Er trug einen lässigen Anzug, der nicht zu unprofessionell, aber auch nicht zu schnöselig wirkte. Er lächelte mich an und zog mich in eine Umarmung. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und sagte: ,,Hey." Ich lächelte ihn an. ,,Hey" sagte ich ebenfalls. Harry führte mich vom Haus weg und flüsterte mir ins Ohr: ,,Du siehst wunderschön aus. Wie immer." Ich wurde rot, lies mir aber nichts anmerken und murmelte ein ,,Danke" Es war so dunkel, dass man kaum etwas erkennen konnte, aber ich habe meinen Zauberstab vergessen. Wir liefen den Hügel neben unserem Haus hoch und ich blieb erstaunt stehen. Oben auf dem Hügel lag eine Picknickdecke mit Blumen in der Mitte. Überall waren Papierherzen verteilt. Um uns herum schwebten Glühwürmchen und über uns glitzerten die Sterne. Es war so romantisch. Ich fiel Harry um den Hals und flüsterte: ,,Es ist wunderschön." Er streichelte mir über den Rücken. ,,Ich weiß nicht ob du mir verzeihen kannst, aber das ist als Wiedergutmachung. Und das hier ist für den Anfang unserer Beziehung" sagte er. Ich wusste schon, dass ich Hermine davon erzählen würde, aber was dann folgte würde für immer Harrys und mein Geheimnis bleiben. Harry und ich küssten uns zuerst nur leicht und vorsichtig. Ich vergrub meine Finger in seinen Haaren und wir wurden weniger vorsichtiger. ,,Ich liebe dich" sagte Harry. ,,Ich liebe dich noch mehr" entgegnete ich.

Hermine POV

Ginny hat mir von gestern erzählt und ab und zu mache ich ,,Oohhh" oder ,,Wie süß". Harry und Ginny sind wieder zusammen. ,,Und was ist mit dir?" fragt Ginny ,,Und Ron?" Ich schweige. ,,Komm schon, Mine. Ich habe es dir auch erzählt. Spring über deinen Schatten" muntert mich Ginny auf. ,,Ja, schon" sage ich ,,Aber ich weiß nicht was ich dazu sagen soll. Ich weiß nicht einmal was ich dazu denken soll! Wir haben uns zwar geküsst, aber ich weiß nicht was ich ihm gegenüber fühle. Wir waren immer nur Freunde. Für mich war da nicht mehr. Aber ich wusste, dass für Ron mehr da war. Ich wusste es spätestens seit dem Trimagischen Turnier. Er war neidisch auf Viktor! Und nie wollte er es sich eingestehen, welche Gefühle er für mich hegt! Und im sechsten Jahrgang! Da wollte er mich neidisch machen! Und deshalb hat er mit dieser dummen Zicke herumgemacht! Ich war so sauer! Aber ich wusste, dass mehr als Freundschaft nicht da war und hatte keine Ahnung ob es überhaupt funktionieren könnte, wenn da mehr wäre! Aber als wir uns geküsst haben fand ich es gut. Ich dachte es wäre richtig! Aber jetzt denke ich... gar nicht mehr!" Ich hole tief Luft. Es tritt Schweigen ein. Dann sagt Ginny: ,,Ich kann dich nur zu gut verstehen. In meinem ersten Jahr, dachte ich liebe Harry. Ich hätte alles dafür getan, dass ich seine Aufmerksamkeit bekomme! Plötzlich war ich mir nicht mehr sicher. Doch dann hat Harry mein Leben gerettet und ich habe ihn mit anderen Augen gesehen! Ich dachte zuerst, ich wäre nur verwirrt, weil ich mir nicht sicher war, ob er mich gerettet hat, weil er bescheiden und edel war oder, weil er mich mag. Aber ich wusste, dass ich ihm etwas wert war. Er hätte sich für mich geopfert. Aber warum erzähl ich dir das. Das mit dir und Ron ist etwas ganz Anderes. Was ich sagen wollte ist: Du kannst immer zu mir kommen, wenn etwas ist oder du Hilfe brauchst." Sie schneidet eine Grimasse. Eins fiel mir auf; Ginny und ich wurden beide im ersten Jahr von einem Freund gerettet und haben danach etwas für ihn empfunden. Ich denke an das Schachspiel. Bei Ginny ging es schnell und es war klar und auf jeden Fall wahre Liebe, aber bei mir war es schleichend und... ich weiß nicht, was es war. Ich lächele Ginny an und nicke. Dann wechselt sie das Thema: ,,Sag Mal, was hältst du davon, wenn ich mir meine Haare an den Spitzen rosarot färbe? Ich dachte, dass wäre Mal eine schöne Abwechslung. Und meine Haare werden, je älter ich werde, ein bisschen brauner." ,,Ich finde, das ist eine gute Idee. Ein bisschen mehr Pepp." sagt ich. ,,Willst du damit sagen meine Haare sehen langweilig aus?" fragt sie lächelnd angriffslustig. ,,Ich? Was? Nein. Das würde ich doch niemals sagen" sage ich in sarkastischem Ton, dann füge ich ernst hinzu: ,,Nein, deine Haare sind hübsch, aber so ein bronzeton würde dir stehen."

Dramione ~ Ist diese Liebe echt?Where stories live. Discover now