Kapitel 7 | Emma

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Mit hochrotem Kopf verlasse ich die Damentoilette. Was zum Teufel war das gerade? Wieso ist er so nett zu mir? Und wieso hat die Tatsache, dass er meine Hand gehalten hat, meinen Puls zum Rasen gebracht?

Mein Peinlichkeitslevel ist für heute eindeutig überschritten und mit einem Mal war ich froh, früher nach Hause gehen zu können. Ich korrigiere: Zuerst muss ich mit meinem Boss in die Werkstatt fahren und erst danach kann ich mich in meiner Wohnung verkriechen. Mit einem Kopfschütteln denke ich an mein Dilemma.

Ich habe meinem Boss heißen Kaffee über die Beine geschüttet. Noch immer könnte ich im Erdboden versinken, wenn ich nur an daran denke. Okay, dass ich Kaffee verschüttet habe, kann ja passieren. Aber dass ich auf Knien seinen Schoß abtrockne und mich gefährlich nah seinem Schritt nähere, war doch unangebracht. Toll gemacht Emma! Dieser Moment landet definitiv in den TOP Drei in der Kategorie »Emmas peinlichste Auftritte«.

Doch das war nicht das Schlimmste. Sean Coleman hat es sich anscheinend zur Lebensaufgabe gemacht, mich anzuflirten. Eigentlich sollte ich mich geschmeichelt fühlen, immerhin sieht er rattenscharf aus und er ist unglaublich verführerisch, aber ich tue es nicht. Eben genau, weil er so gut aussieht. Was findet er an mir? Er kann jeden Giselle Bündchen Verschnitt haben. Warum ist er gerade an mir interessiert? Dass es nur am Sex liegt, kann ich mir nicht vorstellen, denn so gut bin ich darin nun auch nicht. Um genau zu sein, war er mein zweiter Sexpartner, also kann man sagen, dass ich zum Thema Sex noch grün hinter den Ohren bin. Einen Mann wie Sean Coleman wird das also nicht umhauen.

Ich betrete die Garderobe, schnappe mir meinen Mantel und hole meine Tasche von meinem Arbeitsplatz. »Wo wollen Sie denn hin Miss Reed?«, höre ich eine tiefe Stimme hinter mir. Mist, kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich nehme einen tiefen Atemzug und drehe mich um.

Er steht in meiner Büronische, sieht mich schmunzelnd an und hat die Arme vor der Brust verschränkt. Als er mir jedoch ins Gesicht sieht, wird seine Miene ernst. Er macht einen Schritt auf mich zu und kommt mir gefährlich nah - zu nah! »Emma, hast du etwa geweint?«, fragt er sichtlich besorgt.

Oh nein, ich habe vergessen, dass mein Make-up verlaufen ist! Sofort wische ich unter meinen Augen her, obwohl es natürlich schon längst zu spät ist. »Ähm ... Ich ... Wissen Sie ...« Ich zucke mit den Schultern, weiß nicht, was ich sagen soll.

»Miss Reed, sind Sie soweit?«, höre ich Liam Coleman hinter mir und war noch nie so froh, unterbrochen zu werden. Sean dreht sich um und sieht auf seinen Bruder, der schon seinen schwarzen Mantel, einen grauen Schal und Mütze trägt. Er runzelt die Stirn. »Wo wollt ihr zwei denn hin?«, fragt Sean.

»Wir hatten ja gestern einen Unfall und müssen nun zur Werkstatt, um die Sache mit der Versicherung zu klären«

»Ach ja, stimmt.« Sean nickt und wendet sich mir wieder zu. Seine Augen fixieren meine und ich glaube, so etwas wie Bedauern darin zu sehen. Ich verwerfe diesen unsinnigen Gedanken aber schnell wieder. »Schönen Feierabend wünsche ich, Miss Reed«, sagt er kühl, dreht sich um und verschwindet aus meinem Sichtfeld. Erleichtert atme ich aus. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass ich ihn angehalten habe.

»Wollen wir?«, fragt Liam erneut und schenkt mir ein freundliches Lächeln. Ich nicke und gehe voraus in die Tiefgarage.

Wir gehen schweigend nebeneinander, jeder mit seinen Gedanken für sich. Meine drehen sich natürlich um die Coleman Brüder. Mein Leben war bis jetzt immer gut verlaufen, auch wenn ich von Glück reden konnte, durch meine Tollpatschigkeit nicht wieder einen Gips tragen zu müssen. Aiden sagt immer, dass man mein Leben gut verfilmen könnte. Mit dem Titel »Vergessen sie Bridget Jones, Emma Reed ist noch schlimmer«. Mit Männern habe ich bis jetzt eher wenig am Hut gehabt. Ein paar Flirts waren zwar schon dabei, aber nichts Ernstes. Jedenfalls bis Bradley Aaronson in mein Leben getreten ist - er war mein erster Freund, mein erstes Mal und meine erste Enttäuschung. Und nun sind Liam und Sean aufgetaucht und mein Leben steht Kopf. Nicht nur, dass sie beide attraktiv und reich sind, nein, sie müssen auch meine Chefs sein. Das Leben ist vieles, aber nicht fair.

Pick the Boss - LESEPROBEحيث تعيش القصص. اكتشف الآن