Gefühle schwappen über

4.7K 234 6
                                    

Bildquelle: http://www.wernergut.de/tiere/augsburg/A090731-loewe04.jpg

Ich hielt mich immer so weit es ging im Hintergrund, um nicht aufzufallen. Denn wenn man auffiel, bedeutete das auch gleichzeitig, die Aufmerksamkeit von Cole Adams auf sich zu lenken und das konnte schlimme Folgen haben.

Der heutige Tag fing schon so schlecht an. Aber ich hätte nicht sagen können, warum meine Laune so schlecht war. Vielleicht lag es daran, dass ich wenig geschlafen hatte, obwohl mir das sonst eigentlich nichts ausmachte. Vielleicht lag es daran, dass ich schon den ganzen Tag Hunger hatte, der nicht gestillt werden konnte, so viel ich auch aß.

Irgendwie verfolgte mich das Pech. Zuerst hatte ich meine Hausaufgaben vergessen. Dann hatte mir jemand aus versehen das Mittagessen übergekippt, und dass ich da noch nicht übergekocht war, war ein Wunder, sodass ich mich umziehen musste und deshalb zu spät zur nächsten Unterrichtsstunden kam. Dummerweise hatten wir Reiten. Das war ja eigentlich nicht das Problem, nur machten wir heute einen Ausritt in den Wald und als ich bei den Ställen ankam, waren schon alle weg. Und ohne Begleitung durften wir noch nicht ausreiten. Toll, das hieß, ich durfte die nächsten zwei Stunden in der Schule verbringen. Da war es dann kein Wunder, dass ich ausrastete, als mich im Innenhof nur eine Schülerin anrempelte und mir dabei meine Sachen runter fielen.

Ich dachte: Jetzt halt ich's nicht mehr aus. Ich überließ meinen Körper ganz meinen Instinkten. In meinem Kopf war nur noch ein roter Nebel, der mir das Denken unmöglich machte. Im Unterricht war es mir bisher noch nie gelungen, doch jetzt viel es ganz leicht. Ich verwandelte mich. Auf einmal war es ganz leicht, auf vier Beinen zu gehen. Ich fühlte meine Muskeln, die ich bis in die Zehenspitzen angespannte. Es war ein tolles Gefühl. Um das zu demonstrieren, fauchte ich das Mädchen an, das gegen mich gestoßen war. Mir waren meine Schulsachen egal, mir waren die Leute um uns herum egal. Eine unbändige Wut formte sich als Knoten in meinem Bauch. Mein Herz schlug schneller als ich dachte: Ich kann sie töten. Ich will sie töten.

Ich nahm sie ins Visier, fauchte noch einmal und sprang.

Tränen von BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt