12 | stormy nights

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Dunkelheit. Schwarz. Nichts.

Das war es, was ich sah, als ich die Augen aufschlug. Wie blind tastete mich am Boden entlang. Der Untergrund war rau und erdig, wie der Boden eines Waldes, doch nichts deutete auf umstehende Bäume oder Sträucher hin. Ein metallischer leicht penetranter Geruch lag in der Luft, der in mir sofort Übelkeit auslöste. Zitternd ließ ich meine Hände weiter über den Untergrund gleiten, bis sie auf etwas — oder jemanden? — hartes trafen.

Mit einem schrillen Schrei wich ich zurück, stolperte über etwas — eine Hand? — und fiel zu Boden. In meinem Rücken spürte ich Widerstand und drückte mich so fest dagegen, wie ich nur konnte.

Der unausstehliche Geruch wurde immer stärker und mit einem Mal wusste ich, was das da vor mir lag. Penetrant und stechend schlich sich der Geruch des Todes in meine Nase und setzte sich dort fest. Ich hatte noch nie eine Leiche gesehen, geschweige denn sie gerochen, doch in einem Krimi habe ich einmal gelesen, dass nur der Tod nach Tod riecht und man den Geruch erkennen würde, wenn man ihn erst einmal vor sich hatte.

Das war er. Das war der Geruch des Todes.

Mein Gesicht rutschte an der kühlen Scheibe des Wagens hinab und ich zuckte erschrocken zusammen, als mein Kopf aus dem nichts nach unten sackte und mich aus dem Schlaf riss. Ein wenig zu ruckartig fuhr ich nach hinten und schlug dabei unsanft gegen die Nackenlehne meines Sitzes, die zum Glück gut gepolstert war. Trotzdem, Aua! Mit einem Grummeln strich ich mir über die leicht schmerzende Stelle an meinem Hinterkopf.

»Genau passend, Bree, wir sind nämlich da«, sagte Lynn, die sich in eben diesem Moment zu mir umdrehte, nachdem sie das Auto gekonnt in eine ziemlich schmale Parklücke befördert hatte.

Wir schnallten uns ab. Kaylee und Lynn stiegen bereits aus und ich wollte es ihnen gleich tun, als Diana, die auf dem Beifahrersitz saß, sich zu mir umdrehte. »Alles in Ordnung? Du siehst schon wieder aus, als hättest du nicht gerade viel geschlafen letzte Nacht.«

So war Diana, sie beobachtete.

»Nein... ich mein ja, ich hab nicht gut geschlafen.« Denn es ist schwer gut zu schlafen, wenn man stündlich schweißgebadet aus einem Albtraum hochschreckte.

Diana runzelte die Stirn. »Wirklich alles in Ordnung? Du wirkst nicht so als wäre es das.«

»Ja, alles bestens. Ich bin nur etwas müde, das ist alles. Vermutlich muss ich mich einfach noch etwas an Glemsbury gewöhnen.« Als wären zwei Monate nicht genügend Zeit, um den eigenen Schlafrhythmus an eine neue Stadt anzupassen. Das musste sich auch Diana denken, den weder ihr besorgter Blick noch ihr Stirnrunzeln verschwanden.

Die Fahrertür wurde aufgerissen und Lynn steckte ihren Kopf ins Auto, was Diana daran hinderte noch etwas zu sagen. »Was ist ihr zwei? Kommt ihr noch oder wollt ihr sitzen bleiben?«

Schnell wich ich Dianas Blick aus, schnallte mich ab und krabbelte aus dem Auto.

Die Fußgängerzone von Glemsbury war gut belebt. Überall tummelten sich Menschen, die das schöne Wetter zum Einkaufen nutzen wollten. Für die nächsten Tage war nämlich fast durchgehend Regen gemeldet — wie fast immer. Immerhin gab es hier genug Läden, sodass sich die Masse an Menschen gut verteilen konnte.

Es war gar nicht so einfach für Lynn und Kaylee gute Sommerklamotten zu finden, was zum einen daran lag, dass die Wintersaison begann, aber auch daran, dass die beiden wahnsinnig hohe Ansprüche stellten und obendrein noch ziemlich wählerisch waren. Während Kaylee eine äußerst genaue Vorstellung davon hatte, was sie kaufen wollte, weigerte sich Lynn etwas zu kaufen, dass jeder hatte, weshalb sie nur in die kleinsten Boutiquen schaute, die leider nicht allzu viel Auswahl hatten, dafür aber wahnsinnig teuer waren. Für uns andere lohnte es sich daher nicht einmal nach Klamotten zu schauen, für Lynn stellten die Preise allerdings kein Problem dar. Letztendlich hatten jedoch beide etwas gefunden, wobei mir beim Anblick des Preises von Lynns Sommerkleid fast die Augen aus dem Kopf gefallen wären.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 26, 2021 ⏰

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