58 - Clara de Flocon

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„Ravenna ‚Sugarcube' Noyemi", ihre Lippen sind zu einem schmalen Strich zusammengeschmolzen. Mein Blick huscht zwischen der Generalin und Matt hin und her.

„Wer?", frage ich den Sunhunter leise, doch natürlich hören mich alle Anwesenden.

„Eine Söldnerin", antwortet Siren gedehnt, „Man nennt sie Sugarcube, weil sie eine Zeit lang ihre Sprengstoffladungen als Zucker getarnt geschmuggelt hat."

Der Sunhunter nickt.

„Ravenna lebt frei nach dem Motto ‚Es gibt kein Problem, das man nicht mit einer gewissen Ladung Sprengstoff lösen kann'."

„Großartig", murmle ich und ernte ein beruhigendes Schulterklopfen von Seiten des Sunhunters.

„Können wir sie abgreifen?", fragt Siren den Sunhunter beinahe hoffnungsvoll.

Dieser lacht kurz und ironisch auf.

„Die Föderation steigt meines Wissens mit Söldnern, aber nicht mit Wahnsinnigen ins Bett. Sugarcube ist eine Psychopathin."

„Wir können überbieten, was sie ihr gezahlt haben", wirft die Generalin ein, doch Matt schüttelt nachsichtig den Kopf.

„Ich denke nicht, dass sie sich kaufen lässt. Zur Abwechslung. Das hier ist kein rein profitorientierter Auftrag. Es ist persönlich."

Eisige Stille kehrt ein, in der die versammelten Generale den Sunhunter fassungslos anstarren.

Die Föderation steigt nicht mit Psychopatinnen ins Bett", betont dieser noch einmal und impliziert damit sehr deutlich, welcher Natur seine Vorgeschichte mit Noyemi ist.

„Ich hoffe, sie scherzen", grollt der Kapitän. Er sieht aus, als würde er gleich auf den Sunhunter losgehen, der inzwischen zumindest den Anstand zeigt, nicht mehr über das ganze Gesicht zu strahlen, weil „endlich wieder etwas in seinem Leben passiert".

„Es wird noch besser: sie ist nicht alleine", sagt Matt, tippt auf seine Data Watch und zoomt an einen anderen Punkt heran, der Minuten zuvor noch nicht auf der Karte zu sehen war. Elias von der Tanke, steht über der Schiffsignatur. Der Sunhunter räuspert sich, tippt den Namen an und ändert ihn zu Elias „Babydoll" Garcia. Siren und Sanchez starren den Namen und dann den Sunhunter an. Ich muss schlucken. Matt hat soeben folgendes kommuniziert:
1) Er kennt den meistgesuchten Söldner der äußeren Galaxis persönlich.
2) Wir haben nicht nur Noyemi an den Fersen, sondern auch Babydoll.

„Babydoll? Der Babydoll?", frage ich in die Stille hinein, „Der Pirat?"

„Wieso können Sie seine Signatur orten?", fragt Quispe, die ein wenig schneller schaltet als der Rest von uns.

Der Sunhunter kratzt sich unangenehm berührt am Nacken.

„Lange Geschichte. Ich war betrunken. Er war betrunken ... aber immerhin hatte ich am Morgen danach die Geistesgegenwärtigkeit ihn zu verwanzen. Ich meine natürlich, das war von Anfang an meine Intention. Er sieht auch gar nicht so gut aus, wie immer alle sagen."

Die Führungsriege des Kreuzers starrt Symphony an, als wäre er wieder ins Russische gewechselt.

„Seid doch nicht so prüde, mein Gott", sagt er, „Es ist das Jahr 3003!"

„Habe ich das richtig verstanden?", frage ich Matt und hebe sogar den Blick von seiner DataWatch, um ihn anzusehen, „Wir werden von zwei berüchtigten Kopfgeldjägern im Dienst der VHN gejagt und du hattest was mit beiden?"

„Ja", sagt der Sunhunter nüchtern, „Skrupellose Söldner - war eine Phase."

Siren massiert sich die Schläfen, als würde gleich ihr Kopf zerspringen. Matthias Green bleibt gelassen, während ich das Gesicht in den Händen verberge, um mein schamloses Lachen zu vertuschen. Dieses vergeht mir allerdings sehr schnell wieder, als der Kapitän das Wort ergreift.

SunhuntersWhere stories live. Discover now