»Aus dem Weg!«, brüllte eine fremde Stimme.

»Die Menschen müssen hier weg.«, flüsterte Siebenundvierzig uns zu. »Mit ihnen im Weg können wir nicht kämpfen. Und sie befinden sich hier in Gefahr.« Das sah ich genauso.

»Die Gassen, die von diesem Platz wegführen, sind zu schmal für so viele Leute. Es wird zu lange dauern, bis sie alle fort sind.«, überlegte Siebenundvierzig. Mein Blick dagegen huschte zur Themse hinter dem London Eye. Wir brauchten keine Gassen oder Straßen.

»Keine Sorge. Ich mache das.« Urplötzlich schoss Eis aus dem Boden, überwand das Geländer und bildete eine breite Brücke über den Fluss. Allein der Regen bereitete mir Sorgen, denn er machte mein Eis rutschiger als normalerweise. Auf keinen Fall würden die Leute sich schnell darüber fortbewegen können. Aber immerhin war dies noch besser, als sich durch die schmalen Gassen und Straßen zu quetschen. Dafür waren hier einfach zu viele Leute.

Diese waren ganz offensichtlich überrascht, plötzlich das Eis zu sehen. Einige schrien sogar erschrocken auf. Das war nicht gut. Sie durften meine Eisbrücke nicht als Bedrohung sehen. Ganz im Gegenteil. Sie sollten sich überwinden und den Weg, den ich zur Fluch erschaffen hatte, nutzen.

Zu meiner Überraschung waren es die anwesenden Polizisten, die über ihren eigenen Schatten sprangen. Doch anstatt mich zu beruhigen, wurde ich nur noch aufgewühlter. Wenn selbst die Polizisten meine Hilfestellung annahmen und sich zwangen, mir zu vertrauen, bedeutete das, dass die Situation da vorne nicht gut aussah. Ich verfluchte es, dass ich nicht wusste, was da vor sich ging.

»Bewahren Sie die Ruhe!«, rief ein Polizist. »Verlassen Sie den Platz über die nächstgelegenen Ausgänge! Dazu zählt auch die Eisbrücke!« Und tatsächlich setzten sich die Menschen langsam in Bewegung. Jetzt mussten wir nur noch aufpassen, dass der Strom uns nicht mitriss.

»Los.« Siebenundvierzig war die Erste von uns, die sich in Bewegung setzte und sich gegen den Strom stellte. Ihr war anzusehen, wie wenig ihr es gefiel, kaum voranzukommen. Doch sie beschwerte sich auch nicht. Selbst dann nicht, als sie einen Ellenbogen in die Rippen bekam.

Weiter vorne erklangen noch immer laute Geräusche, die auf einen Kampf schließen ließen. »Weiter, weiter.« Ich hatte das Gefühl, dass wir uns kaum von Ort und Stelle bewegt hatten. »Das dauert mir zu lange.«

»Dagegen können wir nichts machen.«, meinte Elliot, woraufhin sie schnaubte. Doch sie sagte nichts weiter. Dennoch leerte sich der Platz schneller als erwartet. Trotz dessen, dass einige der Leute nicht ruhig blieben, beinahe schon rannten und die anderen einfach beiseite stießen.

Unter meinen Füßen knackte es und als ich nachsah, fiel mein Blick auf ein fallen gelassenes Schild. Menschenrechte für Mutanten.

Ohne es weiter zu beachten kämpfte ich mich weiter nach vorne. Und tatsächlich lichtete sich die Menschenmasse mit jedem Schritt. »Dort!«, sagte ich und deutete nach vorne. Wie ich es mir bereits gedacht hatte, standen dort ein paar Menschen, die wenig friedlich aussahen. Zu ihren Füßen erkannte ich reglose Körper. Ein dunkler Schatten legte sich auf mein Gesicht.

Diese Menschen hatten es tatsächlich gewagt, andere Menschen anzugreifen. Manche mit den nackten Händen, andere mit Baseballschlägern und anderen Gegenständen bewaffnet. Und weshalb? Weil sie eine andere Meinung hatten? Wie erbärmlich.

»Denen zeigen wir es!«, knurrte Elliot und ließ seine Fäuste knacken.

»Warte.« Ohne die Augen von den Menschen zu nehmen, hielt Siebenundvierzig uns zurück.

»Wieso? Willst du etwa auf Samuel hören, nur weil wir uns in den Augen der Menschen zivilisiert und friedlich verhalten sollen? Wir können die doch nicht einfach tun lassen, was auch immer sie wollen!«, zischte er.

Freya Winter - MutantWhere stories live. Discover now