Prolog

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Tag: 1
Überlebende: 54

Ich habe mich dazu entschieden, ein Log-Buch anzufangen, um diesen Wahnsinn für die Nachwelt (sofern es denn eine geben wird) festzuhalten.
Seit dem mysteriösen Massensterben sind jetzt genau 60 Tage vergangen, seit der Explosion in der viele Menschen gestorben sind 9 Jahre. Ich kann es immer noch kaum glauben, erst die Katastrophe und dann das...
Vielleicht gibt es irgendeinen seltsamen, verdrehten Grund für all das. Vielleicht ist das die Rache für alles was die Menschheit getan hat; auch wenn ich nicht gläubig bin, so kann ich mir das doch ganz gut vorstellen. Fast so, als hätte jemand den Reset-Knopf gedrückt - die Menschheit war nicht mehr gut genug (falls sie das denn je war), also musste man alles Löschen und neu Anfangen...
Ich bin jedenfalls ziemlich froh, dass es noch mehr Überlebende als nur uns gibt, hoffentlich waren das noch nicht alle. Ich bin dankbar für jeden hier; vor allem aber für Layla (meine beste Freundin seit der Kindheit). Es ist gut, dass wenigstens irgendjemand den ich kenne diese Scheiße überlebt hat, und da ist um all das mit mir durchzumachen. Jeder hat so ziemlich jeden verloren, den er kannte und auch wenn täglich neue Menschen eintreffen, so haben wir alle die Hoffnung aufgegeben, jemanden zu finden, den wir kennen. Wenn man nicht durch die Katastrophe ausgelöscht wurde, dann durch das Massensterben. Es hört echt nie auf...
Ich erwarte immer wieder einfach aufzuwachen und festzustellen, dass all das nur ein verrückter Traum war und dass mir meine Fantasie mir nur einen Streich gespielt hat, oder dass ich auf einem üblen Trip war, auch wenn das wohl nur Wunschdenken ist.
Sonst habe ich über mein normales, bedeutungsloses Leben gemeckert (aber nie etwas getan um das zu verbessern, was ich nun bereue...), jetzt wünsche ich mir nichts sehnlicher als wieder zu Hause zu sitzen und diese dämlichen TV Shows zu gucken, über die ich mich sonst so aufgeregt habe, mich zu Tode zu langweilen und über nichts Sorgen machen zu müssen.
Aber wir müssen das Beste daraus machen, auch wenn es Hoffnungslos scheint. In der Vergangenheit zu hängen hilft hier niemandem weiter.
Wir haben begonnen eine Zivilisation mit den restlichen Überlebenden aufzubauen, wir suchen noch nach einem Namen, auch wenn das wohl ein Problem ist, über das wir uns am wenigsten Sorgen machen sollten. Ich glaube es fühlt sich einfach besser an, so als wäre wenigstens ein Stückchen Normalität in unser aller Leben zurück gekehrt.
Die Felder und das Technik-Haus sind fertig. Zum Glück. Nahrung haben wir zwar genug, aber es kann ja nicht schaden, sich abzusichern und Vorräte zu haben. In das Technik-Haus haben wir alles geschleppt was, naja... Technik ist. Zeug aus verlassenen Häusern, Dinge die Neuankömmlinge mitgebracht haben. Auch wenn Handys, Telefone und all das nicht mehr Funktionieren, können wir uns trotzdem noch auf den Funk und verschiedenste Abhörgeräte verlassen, wenn es um Kommunikation geht. Es ist unwahrscheinlich, aber vielleicht bekommen wir ein Signal von einer anderen Gruppe. Man kann ja noch hoffen, ist wohl das einzige was uns noch geblieben ist.

___

Tag: 4
Überlebende: 72

Wieder kam jemand zu uns. Ich hoffe das war nicht der letzte; jeder Überlebende kann uns helfen und lässt diesen verdammten Planeten weniger verlassen und einsam anfühlen. Auch wenn wir eine kleine Stadt haben, und ich zum Glück wieder einige Menschen um mich herum habe, so ist eine Population von 72 doch ziemlich anders als 7,9 Billionen.
Ich hoffe einfach, dass wir irgendwann wieder halbwegs normal leben können, auch wenn ich weiß, dass das nicht passieren wird. Wir müssen uns jetzt so zurecht finden.
Und ehrlich gesagt läuft es ziemlich gut. Nicht nur kommen immer mehr Menschen zu uns, sondern wir finden immer mehr brauchbare Dinge. Eines der wenigen Vorteile - wir sind nun wohl um ein Vielfaches reicher als jemals zuvor, wenn es um Besitztümer geht. Ein schwacher Trost, aber es hilft uns weiter. Außerdem, wer kann schon von sich behaupten, einen Funkturm zu besitzen?
Der Ausbau unserer 'Stadt' läuft auch gut. Alles geht schnell voran, wir haben mehr Essen und Wohnplätze als wir eigentlich bräuchten, aber wie schon mal gesagt ist ein Vorrat gut. Und gibt mir Sicherheit.
Wir haben uns entschieden, unser neues Zuhause Solaris zu nennen. Ein guter Name.
Vielleicht drehe ich langsam durch, aber ich finde es irgendwie beruhigend und... schön. Es sollte mich vermutlich traurig machen; all diese entfernten, dreckigen Erinnerungen an das Leben was wir mal hatten überall zu sehen, aber ich mag es. Die alten Häuser, von der Natur zurückgeholt - irgendwie schön.
Was man sonst nur aus Spielen und Filmen kannte ist für uns jetzt Realität. Was mich beunruhigt ist nur, dass wir damit erstaunlich gut zurecht kommen - auch wenn ich es mir wünsche, ich glaube nicht, dass das schon alles war. Irgendetwas wird noch auf uns zu kommen, da bin ich mir sicher. Das Leben ist nie wirklich einfach und auch wenn man vielleicht denken könnte, dass wir all unser Unglück, was eigentlich im ganzen Leben aufgeteilt werden sollte, durch die beiden Katastrophen auf einmal abbekommen haben, fühlt es sich nicht so an als wäre das alles. Es ist noch nicht vorbei.

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Tag: 12
Überlebende: 94 (+ 121 weitere?)

Nicht nur haben wir über die Zeit auch neue Überlebende getroffen und nach Solaris gebracht, nein. Das, was unmöglich schien, ist heute wahr geworden. Wir haben ein Signal von einer anderen Gruppe bekommen!
Als das Funk-Gerät zum ersten Mal ausschlug, dachte ich, es sei wieder nur eines der Geister-Signale (so nennen wir Meldungen, die noch von der alten Zeit sind. Signale die gesendet wurden aber nicht mehr ankamen und jetzt irgendwo im Nichts rumgeistern), oder welche von Menschen, die bereits gestorben sind. Davon hatten wir in letzter Zeit auch immer mehr, so als würde das Universum uns noch weiter reinwürgen müssen, was wir verloren haben - wie anders jetzt alles ist. Als würde es uns verhöhnen wollen. Ist manchmal ziemlich traurig, verzweifelte Hilferufe zu bekommen oder Nachrichten von Einsamen, die vergeblich nach anderen Überlebenden gesucht haben - bis sie auch krepiert sind. Jedes mal haben wir ein Signal zurück geschickt - nie kam eine Antwort. Sie waren also schon tot - als bräuchten wir davon noch mehr. Manchmal würde ich gerne wissen, wieso jetzt immer noch so viele sterben, nach...
Wie dem auch sei, dieses Mal war es anders. Ohne große Erwartungen haben wir auf das Signal geantwortet - und tatsächlich etwas zurück bekommen. Ich hab das Team noch nie so glücklich gesehen. Keel hat seit Ewigkeiten nicht mehr gelacht - bis heute. Tat gut sie so zu sehen. Und gibt uns allen Hoffnung.
Wir haben versucht weiter zu kommunizieren, dieses Mal ist jedoch nichts mehr zurück gekommen. Sie sagten sie sein in Gefahr, haben aber einen Weg gefunden, all das vielleicht zu beenden. Auch meinten sie, dass sie wissen was passiert ist, wieso so viele gestorben sind. Die Letzte Aussage war 'Aber passt auf, ihr dürft nicht-...' dann brach alles ab. Scheiße, das wohl Wichtigste konnten wir nicht mehr verstehen - natürlich. Wer weiß, vielleicht werden wir auf unserem Weg von irgendwelchen seltsamen Kreaturen angefallen, und nur weil uns das Schicksal so sehr hasst und wir die Botschaft nicht hören konnten, wissen wir nicht wie wir uns zu verteidigen haben. Super, danke für nichts.
Jedenfalls wurde uns auch einen Ort genannt, an dem wir die Gruppe finden: Kansas - ein altes Krankenhaus in Wichita. Es wurde gesagt, sie leben dort mit einer Gruppe von 121 Menschen. Gut zu wissen dass es da draußen doch noch mehr gibt.
Wir werden heute alles vorbereiten und uns morgen früh auf den Weg machen.
Layla, Keel, Cass, Hannah, Lou, Nick, Nathan, Julina, Chris und ich. Wir werden uns auf die Suche nach der anderen Gruppe machen - und dann hoffentlich erfolgreich mit ihnen zusammen zurückkehren. Wir sind ganz gut ausgestattet und haben genug Vorrat, also ist der Anfang unserer Reise schonmal gesichert; genug Nahrung und ein Zelt/Schlafsack für jeden. Der Proviant wird für ca. 7 Tage reichen (mehr können wir leider nicht tragen), danach müssen wir uns nach einer Alternative umsehen. Wir werden sicher länger als 7 Tage unterwegs sein (Wie lange braucht man von Arizona nach Kansas?), immerhin müssen wir durch verschiedene Staaten wandern. Früher habe ich es gehasst, lange zu laufen und es immer ausgenutzt, ein Auto zu haben. Tja, Karma.
In der Stadt läuft auch alles gut, wir haben sogar einen Arzt getroffen, der jetzt hier lebt. Endlich müssen wir uns keine Sorgen mehr machen, von irgendeiner Kleinigkeit dahingerafft zu werden.
Sie kommen alleine klar, Alan wird die Führung übernehmen, während ich weg bin. Ich vertraue ihm.
Wollen wir hoffen, dass unsere Reise gut läuft und dass die Anderen noch Leben, wenn wir da ankommen...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 06, 2022 ⏰

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