Teil 4

2.2K 210 8
                                    

Solange habe ich dich angeschrien, bis ich dich auch noch beleidigt habe. Oh Gott, was war bloß in mich gefahren?

Ich habe die Wut und gleichzeitig die Trauer in dir hochkommen sehen, bis du aus der Wohnung gerannt bist.

Ich bin dir nicht hinterher. Ich wollte nicht. Ich konnte nicht. Stattdessen habe ich gegen den Schrank in meinem Zimmer getreten. Ich war immernoch wütend. Ich wollte an die Luft, also habe ich mir mein Longboard genommen und bin losgefahren. Energie rauslassen, oder was auch immer.

So viele Gedanken schwirrten mir durch den Kopf, als ich einfach losfuhr. Die aufgestaute Wut baute sich langsam wieder ab, sodass ich das, was zuvor geschehen ist, erst richtig realisiert habe. Ich war so ein Arsch, verdammt!

Ich hatte gerade mein Handy herausgeholt, als ich an irgendeiner Kreuzung angekommen war. Mir war nicht bewusst, wo ich hingefahren bin.

Ein Bild von uns beiden war schon auf dem Display zu sehen. Dein Kontaktbild, wie wir beide eine Grimasse geschnitten haben, weil wir das doch einfach am Besten konnten. Ich wollte dich anrufen. Mich entschuldigen ...

Auch das, was ich an der Kreuzung sah, werde ich nie vergessen. Niemals. Krankenwagen und Notarzt, sowie zwei Polizeiautos standen auf der Straße und blockierten diese komplett. Ein paar geschockte Passanten sahen sich die Arbeit dieser an. Ein Auto, mit einer zerstörten Frontscheibe und ... Blut klebte dort. Ein paar Meter weiter lag ein regungsloser Körper.

Diese Jacke hätte ich unter tausenden wiedererkannt. Schließlich habe ich sie dir ja in unserem Urlaub gekauft. Ich hatte mich langsam dem Tatort genähert, nachdem ich vom Board abgestiegen war und es einfach stehenlassen habe. Mein Daumen drückte trotzdem noch auf den Hörer, genauso, wie ich mir anschließend mein Handy ans Ohr gehalten habe.

Ich hatte dich schon längst erkannt, wie du da lagst. Mit dem starren Blick, genau in meine Richtung. Doch als ich deinen Handyklingelton hörte, brach meine ganze Welt erst so richtig zusammen...

Ein Brief, um zu verarbeiten? - RewilzWhere stories live. Discover now