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Die ganze Geschichte begann mit einem Traum, den ich ungefähr vor 5 Tagen hatte. Eigentlich träume ich nie, zumindest erinnere ich mich nie dran. Ich habe mal gehört, dass man trainieren kann, sich an träume zu erinnern. Man soll immer ein kleines Heft neben seinem Bett liegen haben und dort jeden morgen alle Erinnerungen an den Traum der letzten Nacht hineinschreiben. Aber so etwas habe ich nicht gemacht und trotzdem kann ich mich klar an diesen einen Traum erinnern. In diesem Traum stand ich vor einem großen See. So groß, dass man nicht die andere Seite sehen konnte. Vielleicht war es auch das Meer, aber das ist ja auch unwichtig. Jedenfalls stand ich dort alleine und habe mir angeschaut, wie die Wellen ruhig hin und her platschen. Nachdem ich mit dort für ungefähr fünf Minuten die Wellen angeschaut habe, begannen Silhouetten von Personen aufzutauchen. Die erste war größer als ich. Sie hatte langes Haar und Spitze Ohren. Sie sieht aus, wie eine typische Elfe, also habe ich gedacht, dass sie Blondes Haar hat. Nachweisen konnte ich das schlussendlich nicht. Sie stelle sich still neben mich und legte ihre Hand auf meine rechte Schulter. Ich wollte mit ihr reden, fragen wer sie ist und woher sie kommt, jedoch konnte ich nicht sprechen und meinen Körper nicht bewegen. Ich konnte mich nur mit dem Kopf umschauen. Ich merkte, wie plötzlich eine kleine Hand meine linke hielt. Ich schaute nach links und ein kleines Mädchen stand dort und schaute auch den Wellen zu. Wir standen dort ungefähr für 10 Minuten, bis ich dann letztendlich aufwachte.

Warum gibt es eigentlich Leben? Wofür lebt man? Und hat das Leben überhaupt einen Grund? Wenn ja, welcher ist das? Lebt man für jemanden anders, oder eher für sich selbst? Diese Fragen schwirren mir schon seit mehreren Jahren in meinem Kopf herum. Und wenn man für jemanden anders lebt, für wen genau? Für großen Firmen, in denen man später mal arbeiten wird, oder für einzelne Personen, die man liebt? Was ist Liebe überhaupt? Kann jeder Liebe fühlen? Oder ist Liebe nur eine Emotion, die uns davon abhält, alle Dinge zu hinterfragen? Und wer hat überhaupt die Liebe erfunden? War das Gott? Zu diesem Zeitpunkt fange ich meist an Kopfschmerzen zu bekommen. Aber wenn es um das Thema Gott geht, frage ich mich, wieso lässt er zu, dass andere mich verletzen, wieso beschützt er mich nicht, wieso hilft er mit nicht, wieso kann er nicht irgendetwas machen? Wenigstens ein Zeichen geben, dass alles, was ich ertrage einen tieferen Sinn hat. Dass ich für den ganzen Schmerz, den ich jeden Tag erleide, im Himmel reich entlohnt werde. Vielleicht ist er einfach nur ein Masochist, der gerne zuschaut, wie andere leiden. Das ist aber keine Entschuldigung, dass ich das alles ertragen muss. Da stelle ich mit die Frage, gibt es überhaupt Gott? Zu diesem Zeitpunkt werden meine Kopfschmerzen so schlimm, dass ich mit dem Nachdenken aufhören muss und lieber zur Schule gehen sollte.

Es ist schon 07:30 Uhr. Es regnet. Ich komme zu spät. Ach was soll's, dann komme ich eben zu spät. Interessiert doch eh niemanden. Außerdem hat es auch was gutes, dass ich etwas zu spät dran bin. Dann treffe ich vielleicht nicht wieder auf die Jungs aus meiner Stufe und kann ganz entspannt und ohne Angst zur Schule gehen. Ich sprang schnell aus meinem Bett, zog mich an, frühstückte und ging aus der Haustür. Dort stand Mikasa, patschnass und ohne Regenschirm. Sie scheint schon länger auf mich gewartet zu haben. „Hhhhi Jin" sagte sie mit zittriger Stimme. Sie scheint zu frieren. „Komm schnell rein" sagte ich und zeigte in mein Elternhaus. Sie kam langsam rein, zog ihre Schuhe aus und setzte sich an den Esstisch. Sie saß triefend vor Nässe an dem Tisch uns zitterte immer noch. „Ich hole dir schnell ein Handtuch" sagte ich hastig und lief ins Badezimmer, um ihr ein Handtuch zu holen. Ich gab es ihr, sie haspelte „Ddddanke" und trocknete sich ein wenig ab. Danach saßen wir erst mal da, keiner traute sich was zu sagen. Nach 5 Minuten, die sich wie eine Ewigkeit angefühlt haben, brach ich schließlich das Eis. „Wieso hast du nicht deinen Regenschirm benutzt" fragte ich. „Hab ihn nicht mehr" sagte sie, „Wurd mir geklaut". Ich antwortete mit einem leisen „ok" und die unangenehme Stille breitet sich wieder aus. Das Handtuch, was ich ihr gebracht habe, hilft kaum. Sie ist immer noch klatschnass und man merkte, dass ihr kalt war. Als ich auf die Uhr schaute und gemerkt habe, dass es schon 08:00 Uhr ist, sagte ich dass die Schule ja schon angefangen hat und wir uns langsam mal auf den Weg machen sollten. Ich stand auf, um mir meine Schuhe anzuziehen, doch Mikasa blieb sitzen. „Lass uns sterben". Das war der erste volle Satz, in welchem sie nicht gestottert hat. Ihre Worte waren klar und deutlich. Fast so deutlich, dass sie schon wieder undeutlich wirken. Ich war schockiert. Aber nicht von ihr, sondern von mir, weil ich keine Antwort auf die Frage, außer ein simples „von mir aus" finden konnte. Es stand also fest. Nach einem so langen, qualvollen Leben habe ich endlich den Mut gefasst, diesem ein Ende zu setzen und mich mit meiner besten Kindheitsfreundin umzubringen.

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⏰ Last updated: May 26, 2021 ⏰

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Suicide-ReincarnationWhere stories live. Discover now