𝟏𝟎𝟑

320 10 2
                                    

Das Bahkauv
Das Bahkauv (hochdeutsch: Bachkalb) ist das Heimatmonster von Aachen. Zielobjekt: Betrunkene Männer, die nachts nach Hause torkeln. Als Mischung aus riesigem Kalb mit fletschenden Reißzähnen und Reptil, soll das Tierchen im Abwasserkanal am Büchel, von wo aus die vielen Aachener Thermalquellen versorgt werden, hausen. Vor allem abends und in der Nacht bildete sich durch den Dampf meist dichter Nebel – das sorgt für extra Orientierungslosigkeit, wenn man(n) einen im Tee hat. Das nachtaktive Bahkauv erschien dann plötzlich im Nebel, sprang den Betrunkenen von hinten an und hockte sich ins Genick: Machten die Opfer nun einen auf Mitleid oder fingen an zu beten, wurde das Bahkauv immer schwerer… fluchten und schimpften sie, so wurde es leichter. Manchmal trug es auch klimpernde Eisenketten, so dass die schadenfrohen Nachbarn hörten, wenn wieder ein Betrunkener unterwegs war. Das Bahkauv ist wohl mit Abstand das harmloseste Wesen der deutschen Sagen, denn außer Huckepack und einem Mordsschreck, hatten die Betroffenen (zu denen nie Frauen gehörten) nichts zu befürchten – es wollte halt einfach nur etwas spielen. Seit 1967 ziert den Aachener Büchel eine wasserspeiende Bronzestatue des Bahkauvs.

Das Horrorbuch 2Where stories live. Discover now