004. In der Winkelgasse

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Ich schlucke. Scheinen ja wirklich sehr freundlich zu sein, diese Kobolde. Wir betreten eine große Halle und schreiten auf einen von vielen Schaltern zu. „Morgen",meint Johnson gut gelaunt, „wir würden gerne etwas aus dem Verlies von Mr. Und Miss Riddle entnehmen." Der Kobold beugt sich nach vorn. ,,Haben die Mr. Und Miss Riddle denn auch ihren Schlüssel dabei?",fragt er gehässig als seien wir dazu nicht in der Lage, einen Schlüssel zu behalten anstatt ihn zu verlieren. ,,Yup, kleinen Moment..." mit diesen Worten beginnt die Betreuerin in ihren Jackentaschen zu kramen, doch angesichts der Tatsache, dass ihr Mantel viele Taschen besitzt wird aus dem „kleinen Moment" eine Zeitspanne von etwa drei Minuten.

„Da ist er ja!",gibt diese schließlich bekannt und überreicht dem Hakennasigen einen kleinen Schlüssel. „Und ich habe noch einen Brief für Sie, von Dumbledore. Es geht um...",sie senkt die Stimme und beugt sich zu dem Kobold hinüber, ,,den Sie-wissen-schon-was in Verließ 719." Sie schiebt den Brief über die Schreibfläche hinweg auf den Bänker zu. Der Kobold liest den Brief aufmerksam durch, und sein Blick wird mit jeder Zeile, die er liest zunehmen ernster. ,,Wie Sie wünschen.",murmelt er , ,,Griphook!" Das letzte Wort ruft er quer durch die Halle und nur wenige Sekunden später kommt ein ebenso kleiner Mann angelaufen.

„Folgen Sie mir bitte",meint er nur und setzt sich wieder in Bewegung. Neugierig wie eh und je stellt Tom sogleich die Frage, auf die er offensichtlich keine Antwort erhalten wird. Er fragt, was sich in Verließ 719 befind. „Das darf ich nicht verraten. Das ist ne' streng geheime Sache, sag ich dir. Hat mit Hogwarts zu tun. Mit Dumbledore. Und der vertraut mir natürlich.",Voller Stolz spricht Johnson den letzten Satz aus. Sie hat wirklich einen Narren an diesem Dumbledore gefressen. Wieder schreiten wir durch eine Tür. Dieses Mal jedoch eine kleinere. Mich überrascht was ich sehe. Ich habe eine weitere prächtige Halle erwartet, doch ich stehe nun in einer Höhle aus massivem Fels.

Der Kobold lotst uns weiter bis wir schließlich vor einem kleinen Karren zum stehen kommen und er uns bedeutet einzusteigen. Während ich eilig in das Gefährt klettere, kann ich einen Blick auf den Abgrund werfen, der sich unter uns in scheinbar endlose Tiefen erstreckt. Kaum sind auch die anderen in den kleinen Wagen gestiegen, setzt dieser sich auch schon in Bewegung. Die anfänglich langsame Geschwindigkeit, weicht bald einer turbulenten und die sanfte Schräge, einem steilen Gefälle. Es ist wie in einer Achterbahn. Oder zumindest so wie ich mir eine vorstelle. Auf einmal gibt es einen Ruck und wir stehen wieder. Ohne auf uns zu warten steigt der Kobold aus und tapst auf eines der Verliese zu. ,,Licht, bitte.",der kleine wartet gespannt, bis Johnson ihm die Laterne gibt.

„Schlüssel, bitte.",verlangt, der Kobold in einem beinahe mechanisch klingendem Tonfall. Griphook steckt den kleinen, goldenen Schlüssel in das zugehörige Schloss und dreht ihn drei Mal um dessen Achse. Die schwere, metallene Tür schiebt sich langsam beiseite. Was hinter ihr zum Vorschein kommt, sind haufenweise verschiedener Münzen. In Bronze, Silber und Gold liegen sie dort und glänzen mich an. „Wow",haucht mein Bruder neben mir, während mein Mund weit genug offen steht um eine Herde Kühe darin unterzubringen. Tom ist inzwischen eingetreten und machte sich mit Hagrids Hilfe daran, einen Teil der unförmigen Münzen ein zu packen. „Also, die großen, goldenen, das sind Galleonen. Siebzehn von den silbernen dort, das sind übrigens Sickel, sind eine Galleone. Und neunundzwanzig Knuts, die aus Bronze, sind ein Sickel.",erklärt die Frau.

Meine Fresse! Das werde ich mir nie merken können! Die Schlüsselhüterin wendet sich an den Kobold. Was sie ihm zuflüstert kann ich leider nicht verstehen. Wieder steigen wir in den engen Karren, wieder scheint die Luft kälter zu werden, wieder rasen wir Serpentinen und Abhänge entlang, wieder scheint Tom kurz vor dem Brechen zu sein. Schließlich stoppt das Fuhrwerk ein zweites Mal. Wie schon beim vorigen Verließ, schreitet der Kobold auf eine Tür zu, verlangt nun aber keinen Schlüssel. Der Grund ist ganz offensichtlich: Die Tür besitzt kein Schlüsselloch. Fast zärtlich streicht der Bänker mit seinen langen, spinnenbeinartigen Fingern über sie schwere Tür, welche kaum eine Sekunde nach der Berührung einfach wegschmilzt.„Sollte dies jemand versuchen, der nicht den Kobolden angehört, wird durch die Tür gesogen.",erklärt er. Mit einem gehässigen Grinsen im hakennasigen Gesicht fügt er noch hinzu, „Wir schauen etwa alle zehn Jahre nach dem Rechten."

Neugierig was sich in einem solch streng gehüteten Verließ befinden könnte, schaue ich an der Frau und dem Kobold vorbei in den Raum und was ich sehe ist ein kleines Geschenk. Natürlich ist mir bewusst das bräunliche Papier den eigentlichen Gegenstand nur umhüllt, doch es ärgert mich dennoch nicht mehr zu Gesicht zu bekommen. Mrs Johnson stapft in den hohen Raum, greift nach dem Päckchen und verstaut es sicher in einer ihrer zahllosen Jackentaschen. Etwa eine viertel Stunde später stehen wir vor der sonnenbeschienen Fassade der Zaubererbank. Tom, der das Geld an sich genommen hat, sieht sich begierig um, als könne er sich nicht entscheiden wohin er zuerst blicken möchte. „Am besten gehen wir zuerst eure Uniformen besorgen.",unsere Betreuerin deutet mit ihrer Hand auf einen kleinen Laden. Wir verabschieden uns von der Frau und schreiten dann auf Madam Malkins Anzüge für alle Gelegenheiten zu.

Slytherins ErbenWhere stories live. Discover now