004. In der Winkelgasse

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„Äh... Hi?" Dieses simple Wort wirkt wie ein Startschuss bei einem Marathon. All die Hexen und Zauberer, die in diesem Raum versammelt sind, springen auf und eilen auf uns zu. Der alte Wirt, erreicht uns zuerst. „Willkommen, Miss Riddle. Herzlich willkommen.",ruft er beinahe, als er sich nach Tom mir zuwendet. Ich habe keine Zeit etwas Besseres zu sagen, denn kaum hat der Mann zu Ende gesprochen wird er schon vom nächsten Zauberer beiseite geschoben. „Was für eine Ehre sie kennen lernen zu dürfen, Miss Riddle." Freudig beginnt der Mann herumzuhüpfen, wobei er seinen ockerfarbenen Zylinder verliert. Hinter ihm hat sich inzwischen eine Art Schlange gebildet und jeder, der uns die Hand schüttelt, scheint sich zu wünschen, uns ebenfalls im Gedächtnis zu bleiben.

„P-P-Professor Quirrell. S-Sehr erfre...",beginnt ein mitgenommen aussehender Mann doch er wird von mir unterbrochen. ,,Professor?! Etwa in Hogwarts? Das ist ja unglaublich! Was unterrichten sie?",frage ich begeistert. „V-Verteidigung gegen die d-dunklen Künste. Aber d-d-das scheinen sie und ihr B-Bruder ni-nicht nötig zu haben, nicht w-wahr?",Professor Quirrell ist ein blasser junger Mann. Er zittert und sein linkes Auge zuckt nervös. Er trägt einen riesigen, violetten Turban und es scheint mir ein Wunder, dass seine Wirbelsäule eine solche Last tragen kann. Mir ist es unvorstellbar, wie ein solcher Angsthase irgendetwas beibringen soll. Geschweigedenn, wie wir uns verteidigen sollen. Aber man soll sich von Äußerlichkeiten ja nicht beeinflussen lassen.

Ein paar Hände später, ertönt Johnsons Stimme„Jetzt müssen wir aber weiter. Haben schließlich noch viel zu tun." Schnell verlassen wir den Raum und kommen auf einen kleinen ummauerten Hof, auf dessen Boden Unkraut wächst. Während ich mir die verschiedenen Kräuter anschaue, läuft die Betreuerin auf eine Mülltonne zu, welche gegenüber der Tür platziert ist und scheint etwas zu zählen, dann tippt sie gegen einen Stein der Mauer. Plötzlich beginnt die Mauer sich auseinanderzubauen. Stein um Stein schiebt sich beiseite. Ich trete näher, um das atemberaubende Schauspiel besser beobachten zu können.

Inzwischen ist die Backsteinmauer zu einem Torbogen geworden und was ich sehe ist einfach unfassbar. Eine lange, breite Gasse liegt vor mir, auf beiden Seiten sind schiefe Häuser, über deren Türen bronzen glänzende Metalltafeln oder dunkle Holzschilder befestigt sind. Auf ihnen prangen verschnörkelte Buchstaben in silberner oder goldener Farbe, welche geradezu danach schreien gelesen zu werden. Auf den Dächern haben sich Eulen, Uhus und Kauze niedergelassen, ihr Gefieder putzend oder schlafend. Und obwohl der Baustil der Häuser an graue Vorzeiten erinnern lässt, sehen sie nicht im Geringsten baufällig aus.

„Als erstes müssen wir eurer Geld holen.",erklärt uns Mrs. Johnson fröhlich und schreitet voran. Während wir die Gasse entlang schreiten, wünsche ich mir für einen kurzen Moment, mehr als nur zwei Augen zu besitzen. Die Schaufenster sowie die Auslagen der vielen Läden präsentieren die unglaublichsten Dinge. Fledermausmilzen und Aalaugen sind dabei noch lange nicht das ungeheuerlichste. Als eine rundliche Frau in langem grünen Umhang sich lautstark darüber beschwert, wie verrückt die Preise mal wieder seien kann ich nicht anders, als zu schmunzeln. „Da is'es",verkündet die Hüterin der Schlüssel.

Wir stehen vor einem riesigen Marmorgebäude, um dessen Eingang feine, grazile Goldmuster herausgearbeitet sind. Die gigantischen Flügeltüren selbst, bestehen, wie ich vermute aus Holz, sind jedoch gänzlich versilbert. Das Vordach wird von beeindruckenden Säulen gestützt, und ein riesiges, goldenes Schild verkündet das Wort „Gringotts". Vor der Tür steht ein Wesen, welches etwa einen Kopf kleiner ist als ich, eine lange Hakennase sowie einen Spitzbart im Gesicht hat und uns, wie ich finde, sehr misstrauisch beäugt. Mein Verdacht auf den Argwohn der Kobolde wird bestätigt, nachdem wir die erste Tür durchschritten haben und auf eine zweite, ebenso prunkvolle stoßen. In sie sind folgende Worte eingraviert:

Fremder, komm du nur herein,
Hab Acht jedoch und bläu's dir ein,
Wer der Sünde Gier will dienen,
Und will nehmen, nicht verdienen,
Der wird voller Pein verlieren.
Wenn du suchst in diesen Hallen
Einen Schatz, dem du verfallen,
Dieb, sei gewarnt und sage dir,
Mehr als Gold harrt deiner hier.*

Slytherins ErbenWhere stories live. Discover now