Eine neue Pandemie

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Hallo! Mein Name ist Maja und ich brauche ganz dringend Hilfe, denn ich befinde mich in einer sehr schlechten Situation. Wenn du diese Nachricht liest, dann benötige ich unbedingt deine Unterstützung. Ich sitze hier fest, also hier in der Schule und habe mich in einem Klassenraum verschanzt. Es kann nicht mehr lange dauern bis sie kommen. Ich habe Angst. Eine einzige Tür stände zwischen ihnen und mir. Schweiß tropft mir von der Stirn. Wenn sie mich finden, dann war es das mit mir. Ich habe nicht viel Zeit, deshalb lass mir dir erzählen was mir widerfahren ist. 

Es war ein ganz normaler Vormittag, ich stand spät auf. Meine Eltern waren längst weg, denn sie musste auch Wochenends arbeiten. Ich streckte mich und schaute verschlafen auf mein Handy: Nichts. Widerwillig zwang ich mich aufzustehen und schlüpfte in meine Hausschuhe. Es waren weiße Pantoffeln mit flauschigem Fell auf ihnen. Auf dem Weg nach unten warf ich einen Blick aus dem Fenster. Es hatte in der Nacht geregnet und der Boden war noch ganz mit kleinen Pfützen übersät. Unten angekommen sah ich zuerst nach dem Müsli. Meine Lieblingssorte war aufgegessen und Mom hatte bisher noch keine neuen mitgebracht. Ich nahm mir nun also 2 labbrige Toasts und beschmierte sie mit Nutella. Nebenbei erzählte mir der Blick auf den Kalender, dass meine Eltern lange arbeiten mussten, was bedeutete, dass ich den ganzen Tag Zeit für mich alleine hätte. Ich setzte mich mit meinen Toasts vor den Fernseher und legte meine Beine auf dem Tisch ab. Ich schaltete ihn an und zappte durch die Kanäle. Nachrichten interessierten mich eigentlich nie, aber dieses Mal lies ich sie laufen. Die Pandemie sei eingedämmt hieß es dort immer, doch dieses Mal war es anders. Eine neue Mutation sei aufgetreten und lässt die betroffenen Personen völlig irrational handeln. Ich dachte nicht weiter darüber nach und schaltete um. 

Am Nachmittag war ich mit Freundinnen zum Bowlen verabredet. Ich suchte mir bequeme Sachen heraus und zog mir meine Schuhe an. Ein letzter Blick in die Wohnung, ja ich hatte alles abgeschlossen, dann ging ich hinaus und zog die Tür hinter mir zu. Die Bowlingbahn war nicht all zu weit von mir entfernt, aber ich entschied mich dennoch mit dem Auto zu fahren. Eigentlich dürfte ich nur mit meinen Eltern fahren, aber das kontrolliert eh niemand. So fuhr ich zu Bahn, wo meine Freundinnen schon auf mich warteten. Wir gingen zusammen hinein und checkten ein. Wie jeder normale Mensch hatte ich keine eigenen Bowlingschuhe und deshalb musste ich welche an der Rezeption leihen. "Welche Größe hast du?", wurde ich von der Frau an der Rezeption gefragt. Ich antwortete mit "41, bitte", worauf sie nur eine Augenbraue hochzog und in einer Kiste nach den Schuhen kramte. Irgendwie war mir die Frau bereits dann unsympathisch. Nachdem ich meine Schuhe bekam, konnte es dann losgehen. Wir spielten eine Weile und ich schaffte auch insgesamt mehrere Strikes, aber irgendwann plagte uns der Hunger. Wir wollten uns aufmachen und etwas zu Essen bestellen als uns dieser Mann auffiel. Er stand einfach in der Ecke und starrte gegen die Wand. Wir schauten uns gegenseitig fragend an und gingen dann gemeinsam auf ihn zu. Meine Freundin tippte ihm auf die Schulter. Keine Reaktion. Sie versucht es erneut, doch wieder: Keine Reaktion. Diese Sache kam uns etwas suspekt vor, und auch auf unsere Fragen bekamen wir keine Antwort. Als wir gerade wieder gehen wollten, drehte sich der Mann um und ging an uns vorbei, ohne uns zu bemerken. Er setzte sich auf den Boden und griff nach einer Bowlingkugel und legte sie auf seinen Schoß. "Was macht der denn da?", fragte ich. "Das könnte diese neue Mutation des Virus sein, die doch letztens groß berichtet wurde." Ich erinnerte mich. Am Vormittag hatte ich doch davon gehört. Infizierte benehmen sich eigenartig und treffen irrationale Entscheidungen. "Bloß weg von dem!", sagte ich zu meinen Freundinnen, "Nicht, dass wir uns anstecken." Ohne zu essen ,verließen wir das Bowlingcenter und verabschiedeten uns. 

Am Abend saß ich mit meinen Eltern zusammen am Esstisch und besprach die heutigen Ereignisse. Meine Mutter erzählte mir, dass es einen Fall bei ihr auf der Arbeit gegeben hätte. Sie arbeitete in einem Fitnessstudio als Personal Coach und hatte mitbekommen, wie sich jemand komisch verhalten hätte und deshalb erst einmal zuhause bleiben müsse.  Mein Dad hingegen hat noch nie viel von sowas gehalten und auch die Pandemie zuvor hatte er nicht wirklich ernst genommen.  Er meinte nun also zu uns, dass wir uns nicht so anstellen sollten und wir schließlich nicht aus Zucker wären. Nach einer kurzen peinlichen Stille eröffnete er uns dann, dass er auf Geschäftsreise fliegen würde und bereits morgen abreisen würde. Nach dem Essen zog ich mich in mein Zimmer zurück und checkte meine Nachrichten. In unserer Klassengruppe wurde sich schon heftig über das Thema ausgetauscht und viele hatten auch schon Infizierte gesehen oder sogar in der Familie. "Einen weiteren Lockdown kann ich echt nicht ertragen", dachte ich und schlief erschöpft ein. 

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⏰ Last updated: Feb 21, 2021 ⏰

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