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Die Liebe. Man kennt Sie... Doch was bedeutet das Wort ,,Liebe” eigentlich? Was genau fühlt und denkt man, wenn man in Jemanden verliebt ist und wann genau kann man von Liebe sprechen!? Kann man jemanden wirklich so sehr lieben, dass man sein ganzes Leben mit ihm verbringen würde, so wie es in den vielen Romanzen immer dargestellt wird?!
All diese Fragen stellte ich mir täglich, wenn ich um mich herum sich liebende Pärchen an mir vorbei laufen sah. Ich war der festen Überzeugung, dass Sie sich nicht liebten. Das es eine Einbildung war. Denn die meisten Menschen die ich kannte neigen schnell dazu sich nach einigen Jahren zu trennen, wenn es Ihnen zu schwierig wurde und "verliebten" sich stattdessen kurze Zeit später, neu. Doch wenn man einen Menschen wirklich von Herzen liebt, dann sollte man doch über alles reden und an der Beziehung arbeiten können, statt sie einfach weg zu werfen?!
Nun ich war vermutlich einer dieser Menschen, die für immer alleine bleiben würde. Denn die einzige Beziehung die ich führte war mit dem Streamingportal Netflix und meiner neuen Couch, die ich sowieso noch ein wenig einsitzen musste. Es gab Tage, an denen ich dennoch klassische Romanzen wie "Pretty Woman" oder "Bridget Jones" mit Genuss verzehrte und ein wenig dahin floss. Das kennen lernen eines charmanten Gentlemans, der mir die Welt zu Füßen legen würde. Begleitet durch ein warmherziges Schmunzeln seiner Lippen, dass das Herz jeder Frau zum Schmelzen brachte. All das hier in der so hektischen und belebten Stadt - New York, in der die meisten Menschen eher mit sich selbst beschäftigt waren. Doch daran habe ich mich schon lange gewöhnt und mich ein wenig angepasst.

Wie jeden Morgen lief auch ich zügig die Straßen New Yorks hinunter, da ich aufGrund der vielen Besorgungen und meiner Müdigkeit immer ein wenig spät dran war. Der Job als Assistentin oder "als Mädchen für alles" ist seelisch weitaus belastender als ich dachte, aber ich brauchte diesen Job! Irgendwann gewöhnt man sich daran nicht unbedingt etwas besonderes zu sein und nur das zu tun was von einem verlangt wird. Auch wenn ich immer wieder über mein Leben und meine eigentlichen Träume nachdachte, die ich noch immer verfolge. In meinen Gedanken versuchte ich zugleich an die vielen Termine zu denken, die ich für meinen Chef noch absagen oder vorbereiten musste. Doch nur wenige Sekunden später fiel ich samt meiner Last auf den steinigen Boden, während mir der letzte Rest meines Kakaos über die weiße Bluse lief. "Entschuldigen Sie Miss!" , entnahm ich plötzlich eine warme und zugleich erschrockene Stimme sagen. Erkennen konnte ich jedoch nichts aufGrund der grellen Sonne, die direkt in meine Augen schien und sie zusammen kniffen ließ. Ich wusste nicht, ob ich vor Wut kochen sollte oder ob es tatsächlich meine Schuld gewesen war und ich mich dafür entschuldigen sollte. Doch eh ich weiter darüber nachdachte, beugte sich der unbekannte Mann zu mir hinunter, um mich mit seinen unglaublichen blauen Augen schuldbewusst anzusehen. Er sammelte meine Sachen zusammen und blickte mich erneut mit seinem Strahlen an und meine Schmerzen für einen Moment vergessen ließen. Ich konnte mich nicht daran erinnern wann ich das letzte Mal so einem gut aussehendem Mann wie ihm begegnet bin. Er war groß, gut gebaut und jung. An seinem Körper schmiegte sich ein schwarzer Anzug und unter diesem ein weißes Hemd und eine blaue Krawatte, die genauso auffiel wie seine Augen, die mich noch immer erstaunten. Sein braunes und leicht gelocktes Haar, in denen man jeden Morgen gerne seine Hände vergraben würde, schimmerte nur so in der Sonne. Ich blickte immer wieder auf und ab, um mich letztendlich in seinen Augen zu verlieren. Mein Herz klopfte und meine Atemzüge wurden kürzer.
Ich ertappte mich selbst dabei wie ich mich für einige Sekunden selbst verlor, woraufhin ich wieder auf meine Bluse hinab blickte, auf dem der Kaffeefleck bereits getrocknet war. "Entschuldigen sie Madame. Ich habe sie nicht wahrgenommen" , sagte er während er seine Hand nach meiner ausstreckte, um mir aufzuhelfen. "Mr.Coleman." Zögerlich gab ich ihm meine Hand und versuchte mich aufzurichten, als ich seine unglaublich weichen Hände zu spüren vermag. "Ms.Dolcen." Ich zuppelte meine Sachen zurecht und strich sie glatt, bis ich mich wieder dem Boden hin gab. Nur wenige Sekunden später kniete sich auch Mr.Coleman erneut zu mir herab, um mir beim Aufsammeln meines Chaos behilflich zu sein. "Ich werde natürlich für den verursachten Schaden aufkommen und ihre Bluse ersetzen." Er griff in sein schwarzes Jackett und entnahm eine seiner Visitenkarte, die er mir daraufhin freundlich in die Hand gab. "Rufen sie mich einfach an. Ich bin immer erreichbar." Noch immer hockte ich wortlos da, während ich mir die kleine Karte genauer ansah. "Wenn sie wollen fahre ich sie, als kleine wiederGutmachung."
Ob das so eine gute Idee ist? Ich kenne ihn doch gar nicht...Vermutlich war es nur ein merkwürdiger Anmachversuch...Vielleicht ist er aber auch ein verrückter Serienkiller, der mich tagelang in seinem Keller gefangen halten würde...
"Kommen Sie!" Er nahm mir ein Teil meiner Sachen ab und deutete mir an ihm zu folgen. Nun hatte ich wohl keine andere Wahl mehr und gab mich wortlos der Situation hin. Nach wenigen Metern hielten wir vor einem rot glänzendem Mercedes, der schon einige Blicke der Passanten und meinen, auf sich zog. "Ist alles in Ordnung?" Er ließ ein Schmunzeln über sich ergehen, als er zu mir hinüber blickte und meine Sachen in seinen Kofferraum verstaute. Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich von dem Wagen ebenfalls ein wenig angetan war. "Ich glaube das sind noch die Schmerzen." Danach wandte er sich wieder dem Wagen zu und öffnete mir wie ein Gentleman die Tür. Ich konnte nicht glauben was um mich geschieht. Es waren zu viele kuriose Dinge auf einmal, die mich zugleich umso skeptischer machten. Dennoch setzte ich mich in das Auto hinein, während die vielen unangenehmen Blicke nun auch auf mich fielen. Ich beobachtete sie durch das Fenster hinaus und wartete ab bis Mr.Coleman ebenfalls ins Auto stieg. "Bitte anschnallen... Ich möchte ja nicht das noch ein Unglück passiert."
Ich musste verrückt sein. Eindeutig verrückt, um bei einem fremden Mann ins Auto zu steigen ohne zu wissen, ob er es nicht mit irgendwelchen Absichten tat. Doch irgendwie machte er mich zugleich unglaublich neugierig. So etwas passiert ja nicht alle Tage und mein Leben war schon langweilig genug.
"Ms.Dolcen...richtig?!", hackte er nochmal interessiert nach, während er den Zündschlüssel umdrehte. "Ja, aber sie können mich auch Lara nennen", lächelte ich freundlich zu ihm herüber, als er ebenfalls einen kleinen Blick auf mich warf. "Ok, Lara. Dann nennen sie mich bitte Matthew."
Jetzt weiß er auch noch meinen Vornamen... Ich sollte mich vielleicht ein wenig zügeln.
"So Lara. Wo darf ich sie denn eigentlich absetzen?" Ich nannte ihm die Straße der Firma und schaute ihn fragwürdig an. "Kennen sie die Straße?", ließ ich schüchtern über meine Lippen ergehen, während ich ein wenig verkrampft da saß. "Sicher. Ich kenne die Stadt wie meine Westentasche!", sagte er belustigt und fuhr los. Während der ganzen Fahrt sagte keiner von uns ein Wort. Darum blickte ich wenig hinaus zu den vielen Menschenmassen auf den Straßen New Yorks. Denn diese peinliche Stille war mir ein wenig unangenehm. Doch eh ich das Wort ergreifen konnte, hielten wir plötzlich am Straßenrand vor einigen recht teuren und leeren Einkaufsläden an. Meine Blicke wanderten hin und her, doch bevor ich ihn darauf ansprechen konnte, stieg er bereits wortlos hinaus. Ich blickte jedem seiner Schritte nach und sah wie er auf meine Seite des Autos lief, um mir schlussendlich die Tür zu öffnen. "Ms.Dolcen!" Er reichte mir schmunzelnd seine Hand und nahm mich in einen der Läden hinein. Keine Menschenseele weit und breit. Verständlich, die Preise waren teilweise sehr utopisch und für einen Normalverbraucher nicht zu stemmen. Es war erstaunlich, wie sich genau das auch in ihr Interieur wieder spiegelte. Jedes Stück in diesem Laden hatte seinen rechtmäßigen Platz und schien noch unberührt zu sein. Einfach makellos. Nicht einmal ein Staubkorn war zu sehen, so sauber war es. Meine Blicke schweiften umher, als plötzlich ein weiterer junger Mann auf uns zukam.
"Guten Morgen Mr.Coleman! Was kann ich denn heute für sie tun?!"
    "Wir brauchen für die reizende Dame eine neue Bluse. In weiß und Größe M !?" Ohne zu zögern zog der junge Mann sich zurück und suchte einige der weißen Blusen zusammen. "Ähm. Sie - Sie müssen mir keine neue Bluse kaufen. Schon gar nicht...Das muss doch ein Vermögen kosten!", flüsterte ich ihm beschämt zu."Madame. Ich bestehe darauf Ihnen eine Neue zu kaufen. Schließlich hab ich sie angerempelt." Daraufhin kam der junge Mann mit einigen Blusen zurück und zeigte uns diese. Aufgrund des Zeitdrucks entschied sich Mr.Coleman für die erste Bluse die er ihm zeigte, die meiner sehr ähnlich sah und ging mit ihm zur Kasse, während ich ihm peinlich berührt nachging. “Das macht dann 120€” Meine Augen weiteten sich, als ich ihn den Preis hören sagte, während Mr.Coleman bereits mit seiner Karte bezahlte. "Danke Travis!" Er nahm die Tüte zur Hand und ging mit mir wieder hinaus zu seinem Auto, während ich nachdenklich auf den Boden blickte. "Ist alles in Ordnung?", fragte er irritiert als er sich zu mir umdrehte und ich schwer wütig aufatme. "Ich hätte mir auch selbst eine Bluse kaufen können!", sagte ich gereizt und blieb stehen.
Warum habe ich das jetzt gesagt?! Ich sollte dankbar dafür sein, dass er das getan hat. Das ist nicht selbstverständlich. Die meisten Menschen hätten mich wahrscheinlich bereits am Boden zurückgelassen...
Nun machte er ebenfalls halt und blickte mich erschrocken an. "Es tut mir leid! Das war blöd von mir. Ich wollte nicht undankbar klingen... Ich war nur etwas überfordert mit der ganzen Situation... Es war mir einfach ein wenig unangenehm. Es tut mir leid." Seine Hand wanderte in einen seiner Hosentasche, während er betrübt in die Gegend starte.
"Entschuldigen Sie. Vielleicht war ich auch ein wenig zu voreilig. Ich wollte ihnen kein schlechtes Gefühl geben. Ich wollte das Ungeschick von vorhin nur wieder gut machen, damit sie nicht mit einer verschmierten Bluse umher laufen." Nachdem er die Tüte im Kofferraum verstaute setzten wir uns wieder ins Auto und fuhren weiter. Es dauerte keine zehn Minuten, bis wir vor einen der hochgewachsenen Gebäude erneut zum Halt kamen. Wir stiegen aus und gingen zum Kofferraum, damit er mir meine Sachen in die Hand drücken konnte. "...Soll ich ihnen beim Tragen helfen?!" Ich nickte unwiderruflich. "Nein! Nein...Sie haben schon genug getan und dafür habe ich mich noch nicht einmal richtig bedanken können. Vielen Dank für ihre Hilfe…. und natürlich für die Bluse!"
Wir verweilten noch einige Sekunden an dieser Stelle, während wir beide weiter Augenkontakt hielten. 
"Nun gut...Dann werde ich mal weiter gehen. Ich will sie schließlich nicht von ihrer kostbaren Zeit abhalten", witzelte ich. "Nein sie halten mich keineswegs auf. Es ist das mindeste was ich für sie tun konnte", antwortete er ihm selben Atemzug. Ich schmunzelte und verabschiedete mich von ihm. "Ich würde mich freuen wenn sie mich anrufen würden!", rief er mir hinterher worauf ich mich nochmal umdrehte. "...Also wegen der Sachen." Ich nickte belustigt und ging weiter.
Den Rest des Tages verbrachte ich am Telefon, um Termine für meinen Chef zu streichen oder neu einzutragen. Doch jede Sekunde in der ich versuchte konzentriert zu arbeiten musste ich an Mr.Coleman denken. Es war so verrückt, dass ich selbst nicht glauben konnte was vorhin geschehen war. Ich erinnerte mich an die Visitenkarte, die er mir bei unserem Zusammenstoß gab und holte sie daraufhin aus meiner Tasche hinaus.

Vielleicht sollte ich ihn mal anrufen oder eine SMS schreiben! Vielleicht dachte er ja gerade auch an mich! ... Gott Lara... Du solltest aufhören zu träumen! Romantisch?! Wahrscheinlich hat er es nur aus Nettigkeit gehandelt und bei seinem Status wird er sicherlich schon vergeben sein, an einer 90 60 90 Frau, mit langen blonden Haaren die einem Victoria Secret Model ähnelte und wahrscheinlich genau so perfekt war wie er. 
Mein Tagtraum zerplatzte wie eine Seifenblase und ließen mich wieder in die  Realität ankommen, als mein Chef nach seinem Telefonat wieder aus seinem Büro hinaus trat. Er schien ein wenig gereizt zu sein. Wahrscheinlich hatte er wieder Streit mit seiner Frau. Ich erzählte ihm sogleich was mir geschehen war, wovon er natürlich noch weniger begeistert war und um einiges mehr von der Tatsache das ich auf Grund der ganzen Situation seinen Kaffee vergessen hatte.

My mysterious Millionaire - LESEPROBEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt