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„Ja, ich spüre etwas.", gestand ich und schaute raus auf den See, um ihn dabei nicht ansehen zu müssen.

„Und was? Wie fühlt es sich an?"

Seufzend rieb ich mir über die Stirn. „Wenn ich dich ansehe... Es ist als wäre ich eine Marionette, die zum Leben erwacht ist..."

„Wie bitte?"

„Ja, lass mich erklären..." Ich seufzte. „Diese Marionette, also quasi ich, hat einen eigenen Kopf. Sie hat einen eigenen Willen, aber sie hängt noch immer an diesen Fäden, durch die sie kontrolliert wird. Aber sie muss nicht mehr blind gehorchen, denn sie kann sich wehren. Wobei es natürlich viel einfacher wäre, es einfach zu akzeptieren. Dem äußeren Zwang nachzugeben... So fühle ich mich gerade wenn ich dich ansehe... oder Lily... oder selbst Gonnie, was echt seltsam ist..."

„Gonnie, ernsthaft?", fragte er lachend.

„Ja, ernsthaft... Ich spüre einen Zwang, der mir befielt über dich herzufallen und dich zu küssen, aber ich wehre mich dagegen. Es ist ein bisschen so wie das Unterdrücken meiner Gefühle... Also wie, wenn ich versuche immer glücklich zu sein, damit sich das Feuer nicht manifestieren kann... Ich hab Übung darin, aber der Zwang ist sehr stark und es bedeutet eine große Anstrengung..."

„Dann hör auf.", flüsterte er.

Verwirrt schaute ich ihn jetzt doch an. „Womit soll ich aufhören?"

„Hör auf, dem Drang zu widerstehen."

„Ich verstehe nicht..."

„Du schluckst immer alles runter und das ist nicht gesund, Lina. Das habe ich schon damals gesagt und ich sehe ein, dass es einen guten Grund gibt, warum du deine Emotionen nicht rauslassen kannst, aber jetzt gibt es eine Möglichkeit. Ich will nicht, dass du noch mehr unterdrücken musst, als ohnehin schon... Deswegen lass los, küss mich einfach..."

„Ja, aber..."

„Es stört mich nicht, Lina. Ganz im Gegenteil, ich will es doch auch."

Da erinnerte ich mich an Poppys Worte: Das Verlangen wird auch auf den Gegenüber ausdehnen. Er stand auch unter dem Drang.

„Was ist denn schon dabei, Lina?"

Diese Worte brachen meinen letzten Funken an Selbstbeherrschung und ich beugte mich zu ihm, um ihn zu küssen.

Als sich unsere Lippen trafen, fühlte es sich an als würde Elektrizität durch meine Adern fließen. Seine Lippen waren weich und trotzdem fest. Wie automatisiert kletterte ich auf seinen Schoß, sodass ich ihm noch näher war. Er ließ sich nach hinten auf den Boden sinken, ohne den Kuss zu unterbrechen.

Mein Herz pochte schnell und das von ihm auch, ich spürte es mit meiner Hand, die über seine Brust strich.

Seine Hand wanderte an meinen Rücken entlang.

Meine Lippen wanderten zu seinem Hals.

Er stöhnte auf. „Du bist heiß."

„Du auch.", hauchte ich.

„Das auch, aber ich meinte eigentlich, dass dein Körper heiß ist." Seine Stimme ging schwer. „Also heiß, heiß."

Als ich verstand was er gesagt hatte, sprang ich ruckartig nach hinten und kroch so schnell wie möglich von ihm weg.

„Was soll das denn?"

„Es tut mir so leid, Remus! Habe ich dir weh getan?!"

„Was? Nein!", rief er und schüttelte den Kopf. „Das meinte ich gar nicht! Lina, du hast mir nicht weh getan! Es war sogar... Es hat sich gut angefühlt!"

„Hä?"

„Deine Haut ist nicht so heiß, dass es weh tut, aber wärmer als es natürlich ist und das ist... das ist echt heiß! Also in beiden Sinnen: heiß und heiß!" Er streckte seine Hand zu mir aus. „Und jetzt komm schon wieder her, mir wird kalt!"

Lachend kroch ich wieder auf ihn zu. „Wenn das so ist!"

Er vergrub seine Hand in meinen Haaren und zog mich zu seinen Lippen.

„Aber sag sofort Bescheid, falls ich zu heiß werde!", murmelte ich zwischen zwei Küssen. „Ich weiß gar nicht warum. Das ist so noch nie passiert!"

„Pss,", hauchte er. „Hör auf zu reden. Küss mich."

Am nächsten Morgen wachte ich in Remus Armen auf. Er hatte sich eng um mich geschlungen. Ich konnte spüren, dass das Feuer in meiner Haut nicht vollständig weg war, wodurch ich ihn noch immer wärmte.

„Remus?", flüsterte ich.

„Hmm...", murrte er und zog mich noch enger an sich. „Was ist?"

„Wir sollten vielleicht zurück gehen...", meinte ich.

Remus schlug sofort die Augen auf und blinzelte mehrmals. „Merlin! Ja das sollten wir."

Ich wich seinem Blick aus, aber ich merkte, dass er das gleiche machte. Was hatten wir uns gestern nur dabei gedacht? Erst James und jetzt Remus... 

Eisphönix (Harry Potter - Rumtreiber - FF)Where stories live. Discover now