Kapitel 14 - Herzstillstand

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Das Donnern eines Kanonenbootes war nicht zum ersten Mal ein Segen für Cease. Es war nach Mittag, die Sonne blendete und sie rief Zess und die Brückenbesatzung aus der Kapsel, welche Schutz vor der stechenden Sonne gesucht hatten. Hammer hatte es geschafft die Kapsel auf einer großen offenen Fläche zu landen, doch der Aufprall war hart gewesen und eine Platzwunde schmerzte an ihrem Wangenknochen, die sie sich beim Aufprall zugezogen hatte. Seyda blieb zum Glück unverletzt und verarbeitete noch das Adrenalin, das sie seit dem Aufbruch von Coruscant begleitet hatte.
„Na endlich...", seufzte sie und schon breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus, während sie die Hand über ihre Augen als Schutz vor der Sonne hielt.
„Rein mit euch allen.", meinte sie und ließ Hammer, die Besatzung und Seyda zuerst einsteigen. Als sie drin war, hob das Schiff ab und dank der geöffneten Türen durften sie ein wenig die Schönheit Belkadans genießen. Cease beugte sich ein wenig nah draußen und sah nach Westen, doch konnte das Meer noch nicht sehen, dafür mussten sie noch einen langen Marsch einlegen. Der Wind wehte um sie herum, sie strich sich lose Haarsträhnen hinters Ohr und lächelte Hammer an, welcher ebenfalls den Helm abgenommen hatte und ein wenig die frische Luft genoss.
Belkadan war wirklich schön. Sie blickten auf Hügel, Flüsse, Sümpfe und Wälder mit vielen Lichtungen. Gelegentlich flogen Vögel exotischster Art an ihnen vorbei und landeten im Wald, wo es jedoch keine Andeutung der  Yuuzhan Vong gab. Auf Belkadan gab es nur wenige Yuuzhan Vong und andere Bewohner.
„Ich habe gelesen, dass dies nicht ihr Heimatplanet ist.", sagte Seyda und sah zu ihr.
„Nein. Ihr Heimatplanet liegt in einer anderen Galaxie, die uns allerdings unbekannt ist. Er soll Yuuzhan'tar heißen, so bezeichnen sie ihn jedenfalls. Sie sind Eroberer, manche finden die Bezeichnung als Tiere sehr passend."
„Gibt es hier auch Menschen?"
„Wenige, Belkadan ist größtenteils unbewohnt."
„Weshalb sind die Yuuzhan Vong dann hier?"
„Es gibt Berichte von Kriegen in ihrer Galaxie, Versklavung anderer, doch ich bin mir nicht sicher über die genaue Situation. Der Planet liegt in einer ganz anderen Galaxie. Es sind vermutlich Flüchtlinge und da Belkadan sehr unbewohnt ist, bot sich anscheinend die ideale Möglichkeit Kolonien aufzubauen."
„Für mich klingen sie mehr und mehr nach blutrünstigen Monstern."
„Sie sollen ein friedliches Volk sein, Seyda."
Seyda schnaubte nur und sah weiter auf die Landschaft Belkadans.
Irgendwann erschien eine große offene Fläche mit Wiesen und einem kleinen Fluss, der weiter in den Wald führte, wo sämtliche Kanonenboote des Bataillons standen, die es durch das Laserfeuer der feindlichen Schiffe geschafft hatten. Allerdings waren es weniger, als Cease in Erinnerung hatte.
Das Kanonenboot setzte auf und sofort kam ihr Bataillonskommandant Zeec entgegen, der die Hände hinter dem Rücken verschränkt hatte und sie mit einem Lächeln ansah.
„Es ist schön sie einigermaßen unverletzt zu sehen, Ma'am. Die Wunde sollte sich ein Sanitäter dringend ansehen.", meinte er und deutete auf ihre Wange.
„Nein, es ist nichts ernstes. Wie sieht es aus? Sind alle Bataillone auf den Koordinaten?"
„Ja, Ma'am. Ich habe Kontakt mit den Bataillonskommandanten aufgenommen, wir haben im Bataillon im Süden ein Viertel von der Mannschaft verloren. Im Weste  nur wenige Züge und im Norden ebenfalls."
Sie seufzte. Wie ging es Cale? Hatte er überlebt? Ihr Herz schlug wie wild, als sie die Frage stellen musste, die ihr auf dem Herzen lag.
„Wie sieht es in diesem Bataillon aus?"
„Wir haben die Züge mit Lieutenant Fortys, Burner und Vaize verloren. 106 Mann, circa ein Fünftel."
Das beantwortete nur halb ihre Frage, auch wenn sie eine völlig andere gestellt hatte und seine Worte ihr ins Herz stachen.
„Es gab zwischendurch Funkschwierigkeiten mit Lieutenant Cales Zug. Sind alle in Ordnung?"
„Es war nur eine kleine Bruchlandung, ihr linkes Triebwerk wurde angeschossen. Dem Zug geht es gut, allerdings muss Lieutenant Cale medizinisch versorgt werden."
Cale war verletzt, doch auch, wenn sie sich dafür hasste, gab es ihr ein wenig Erleichterung, dass er nicht schon sein Ende gefunden hatte. Nichtsdestotrotz wollte sie zu ihm, verwarf diesen Gedanken jedoch, da dies zu viel Aufmerksamkeit erregen würde und sie wollte nicht, dass das ganze Bataillon wusste, dass ihre Schwäche Cale geworden war. Er war so viel anders, er sah sie so viel anders an und lächelte sie anders an, als es irgendjemand zuvor getan hatte, als Hammer, als Seyda, als Drayk... Tief im Innersten erschauderte sie. Cease hatte mit Drayk abgeschlossen, in keinster Weise fühlte sie sich noch zu ihm hingezogen, sie spürte nur diese wahnsinnige Enttäuschung, wenn sie an ihn dachte. Es war keine Liebe gewesen, sie waren sich als Freunde einfach zu nahe gekommen. Nun zumindest für sie. Sie wusste, dass Drayk sie noch immer liebte, so sehr, dass sie es in seinen Augen gesehen hatte, als er sie an diesem Morgen konfrontiert hatte. Doch nie wieder würde sie diesem Mann freiwillig erneut nahe kommen.
Und nun durchströmte sie das Gefühl von tiefster Erleichterung. Mit Drayk hatte sie endgültig abgeschlossen.
Leicht lächelnd sah sie wieder zu Zeec auf.
„Wie ist sein Zustand?"
„Eine angebrochene Rippe, ein paar Schürfwunden und zahlreiche blaue Flecke, aber nichts, was man nicht wieder reparieren kann. Er wird kampftauglich sein."
Hammer und Seyda tauchten neben ihr auf, Zess daneben und wirkte diesmal erstaunlich zufriedener, auch wenn er dies natürlich nicht war.
„Wir haben mit den Captains gesprochen. Außer Schürfwunden geht es den Männern gut, Meisterin.", teilte Seyda ihr mit.
„Wie denkt ihr fortzufahren?", fragte Hammer sie und schabte mit dem Fuß über das Gras.
„Ich denke, dass wir in den Bereich vorrücken können. Sie können den Befehl geben, Hammer."
„Ja, Ma'am.", antwortete er mit militärischer Sprache und entfernte sich, um alle Bataillone zu informieren.
„Wie weit sind wir von der Küste entfernt, Zeec?"
Der Kommandant mit den kurz geschorenen Haaren straffte ein wenig die Schultern.
„Fünfunddreißig Klicks. Zwischen dem Bataillon im Westen und der Küste befinden sich zwei Klicks Land."
„Gibt es schon irgendwelche Sichtungen von Droiden oder Schiffswerften? Mir scheint es hier für eine Belagerung erstaunlich still zu sein."
Zeec holte einen Holoprojektor hervor und zeigte die bekannte Landkarte. Sein Finger deutete auf die Küste.
„Es sind auf diesem Abschnitt keine Schiffswerften zu entdecken, allerdings deuteten große Spuren im Sand darauf, dass diese sich weiter im Norden befinden könnten. Von Droiden gibt es bislang auch kaum Spuren, doch unsere Jungs haben Fußabdrücke gefunden, die zu B1-Einheiten passen könnten und in unsere Richtung führen."
Sie schnaubte und schüttelte den Kopf.
„Das kann nicht sein, wir haben von Meisterin Virai die Informationen erhalten, dass sie auf mehrere Bataillone Droiden gestoßen sind und die Yuuzhan Vong sich nach Süden zurückgezogen haben.", entgegnete sie, doch sie konnte nichts gegen Tatsachen tun. Es waren keine Droiden zu sehen, nur Spuren führten nach Osten und von den Yuuzhan Vong war keine Spur. Wozu sollte dann die Blockade dienen? Sie ließen keine feindlichen Jäger los, feuerten lediglich auf sie.
„Das alles klingt nach einem gewaltigen Hinterhalt, General.", gab Zess von sich und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.
Cease kaute auf ihrer Lippe, während sie auf die Karte sah, Zess nicht antwortend. Es musste dafür doch eine Erklärung geben.
„Natürlich kann es sein... dass Meisterin Virai und ihre Truppen tot sind, es jedoch geschafft haben die Droiden zu zerstören."
„Aber von was wurden sie dann getötet...", meinte Zeec und sie spürte, wie Seyda unruhiger wurde.
„Das werden wir herausfinden.", antwortete sie.
„Das kann nicht euer Ernst sein, General. Ihr marschiert dort praktisch blind rein, das ist Waldgebiet. Wenn die Verstärkung kommen sollte, ist Luftunterstützung unmöglich, es sei denn ihr seid schnell genug, um aus dem Wald zu flüchten.", protestierte Zess laut und seine Hände ballten sich deutlich zu Fäusten.
Cease schmunzelte nur.
„Seien Sie unbesorgt, Admiral. Sie werden hier mit der Brückenbesatzung bleiben und einen Trupp als Schutz erhalten."
„Es ist mir egal, ob wir hier bleiben oder nicht. Fakt ist, dass ihr dort reingeht ohne nachzudenken!"
Das hatte gesessen. Er hatte sie soeben beleidigt und länger wollte Cease dies nicht ertragen.
„Admiral, haben Sie ein Problem mit mir, weil ich eine Frau und sehr jung bin oder liegen ihre Zweifel an etwas anderem?"
Plötzlich war Zess ganz still. Der alte Mann sah sie nur aus finsteren Augen an, dann wandte er sich ab und ging fort.
„Wenn wir zurück auf Coruscant sind, dann werde ich dafür sorgen, dass er jemandem in seinem Alter zugeteilt wird."

White ArmorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt